Stadthalle

Abstraktes Spiel mit (Klang-)Farben in Hockenheim

Die Formation „Die Drei und Bass“ spielt auf Vermittlung der Jazzinitiative Schwetzingen in der Ausstellung „Beyond the Dragonfly“ beim Kunstverein - umgeben von Gemälden der Künstlerin Inna Artemova.

Von 
Jakob Roth
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Vor den großformatigen und farbintensiven Bildern von Inna Artemova: „Die Drei und Bass“ Knut Rössler (v. l.), Christine Rox, Thomas Jehle und Henriette Thorun spielen in der Ausstellung „Beyond the Dragonfly“ in der Stadthalle Jazztitel mit viel Gelegenheit zur Improvisation. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Manchmal ist das Zusammenspiel von Bildern und Musik unbedingt notwendig – zum Beispiel bei Filmproduktionen. Was wären die Cowboys von „Bonanza“ ohne ihr galoppierendes E-Gitarren-Intro, die Geisterjäger „Ghostbusters“ ohne ihr bekanntes Werbe-Jingle oder Darth Vader ohne seine bedrohliche Blech-Fanfare? All diese Figuren wären wohl nur halb so charismatisch, wie wir sie kennen. Musik schafft eben Assoziationen, facettenreiche Bilder im Kopf. Wir werden durch den Einsatz verschiedener Klänge angeleitet, was wir beim Ansehen einer bestimmten Szene fühlen müssen.

Bilder durch Musik zum Leben erwecken: Das war auch das Ziel des Auftritts der Jazzcombo mit dem Namen „Die Drei und Bass“. Am Freitagabend spielten die Musiker in der Ausstellung „Beyond the Dragonfly“. Das knapp zweistündige Programm der Formation in der Hockenheimer Stadthalle war das Ergebnis einer Kooperation des Hockenheimer Kunstvereins mit der Jazzinitiative Schwetzingen.

Club-Atmosphäre im Saal erzeugt

Aufgebaut war die Konzertlocation im kleinen Saal der Stadthalle, umgeben von wandhohen Gemälden der Künstlerin Inna Artemova. Darauf zu sehen: abstrahierte Landschaften sowie Reihungen von geometrischen Formen in knalligen Farben – und natürlich die Libelle, das Hauptmotiv der Ausstellung. Vor einem riesengroßen plastischen Waldpanorama aus Neonfarben saßen „Die Drei und Bass“. Die Zuschauer nahmen an Tischen knapp vor den Musikern Platz, es gab Essen und Getränke. Dabei kam Jazz-Club-Atmosphäre in der Stadthalle auf.

Saxofonist Knut Rössler meinte kurz vor Konzertbeginn, dass sich die Musiker bei ihren Improvisationen von den Bildern inspirieren lassen wollen. Ab dem ersten Stück „Memories of Tomorrow“ von Keith Jarrett wurde klar, wie die Verbindung zwischen Jazzmusik und den Bildern zu deuten ist. Mit seinem Sopran-Saxofon und einem luftigen, rauchigen Solo schmiegte sich Rössler ganz eng an die Gitarrenbegleitung von Thomas Jehle.

Weil „Die Drei und Bass“ ohne Schlagzeug spielten, legte sich Kontrabassistin Henriette Thorun kräftig ins Zeug und artikulierte ihre Begleitstimme sehr treibend und kantig. Thorun spielte perkussiv, klopfte mit der flachen Hand auf die Saiten. Damit hielt sie das Kollektiv den ganzen Abend über im Tempo und gab das rhythmische Gerüst vor.

Ausbrüche aus festem Ablauf

Aus dem festen Ablauf der Stücke brachen die Musiker immer wieder aus – mit gekonnten Impro-Sessions. Und dabei wurde auch der Bezug zu den Gemälden von Inna Artemova deutlich: Aus einem Grundgerüst, erkennbaren Grenzen und Formen wurde ein abstraktes Spiel mit (Klang-) Farben.

Mit Stücken von Kenny Wheeler, Keith Jarrett, Pat Metheny und vielen mehr ging es weiter. Der gefüllte Zuschauerraum applaudierte nach jedem Stück. Dabei war die Atmosphäre intim, die Musik klang eher meditativ statt aufbrausend. Einen kleinen Exkurs aus dem Jazz in den Barock unternahm Geigerin Christine Rox mit dem für Geige transskribierten ersten Satz aus Johann Sebastian Bachs Cello-Suite Nr. 6.

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Ganz zum Schluss gab es noch eine Überraschung: Sabine Weyers vom Hockenheimer Kunstverein und der Vorsitzende der Jazzinitiative Schwetzingen Manfred Kern sangen zusammen die Stücke „Ich glaub’ ‘ne Dame werd ich nie“ und „Dream A Little Dream Of Me“. Und dieses Duett stand auch symbolisch für die Kooperation zwischen Kunstverein und Jazzinitiative.

Denn Sabine Weyers, die im Kunstverein aktiv ist, kennt Manfred Kern seit langer Zeit. Das Schluss-Duett unterstreicht also noch einmal die Verbindung zwischen bildender Kunst und Musik. Eine Verbindung, die wie im Film den Bildern einen ganz neuen Ausdruck verleiht.

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