Kunstverein Hockenheim

"Beyond the Dragonfly": Ausstellung begeistert in Hockenheim

Die Sommerausstellung „Beyond the Dragonfly“ präsentiert Werke der Berliner Künstlerin Inna Artemova in der Hockenheimer Stadthalle. Organisiert wird dies vom örtlichen Kunstverein.

Von 
Maria Herlo
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Künstlerin Inna Artemova im Gespräch mit Christian Kramberg, dem Vorsitzenden des Kunstvereins, vor dem fünfteiligen Kunstwerk „Becoming a Dragonfly“, das der Ausstellung ihren Namen gab. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Es sind Gemälde, die ganze Wände füllen, die Gefühltes, Erinnertes und Greifbares miteinander als eine Einheit erfahrbar machen: die Arbeiten der Künstlerin Inna Artemova. Initiiert wurde die Schau, die am Freitagabend in der Stadthalle unter dem Motto „Beyond the Dragonfly“ eröffnet wurde, vom Kunstverein Hockenheim.

Der Vorsitzende Christian Kramberg stellte in seiner Begrüßung erfreut fest, dass zahlreiche Besucher gekommen waren, handelte es sich doch um „eine der bedeutendsten Malerinnen der letzten zwanzig Jahre in Deutschland, die extra aus Berlin angereist ist, um hier, bei uns, ihre Werke zu zeigen“.

Hockenheimer Institutionen machen die Ausstellung möglich

Möglich wurde dies dank des Teams der Stadthalle, der Stadt Hockenheim, des Regierungspräsidiums Karlsruhe und der Galerie Lauth. Ihnen sowie allen ehrenamtlichen Helfern und Unterstützern galt Kramers besonderer Dank. Die Grüße der Stadt übermittelte Oberbürgermeister-Stellvertreter Adolf Härdle, der ein großes Lob an die Adresse des Kunstvereins aussprach. Schon seit vielen Jahren bereichere er „die Stadt und Umgebung durch Kunstausstellungen und mache sie attraktiver“, wie er sagte. Hinzu komme, dass der Kunstverein, „Menschen über spannende Aspekte der Kunst informiere und zu Diskussionen über Kunst anrege“.

„Study of space No. 12“ lautet der Titel dieses Werkes von Inna Artemova, das gleichfalls in der Ausstellung zu sehen ist. © Dorothea Lenhardt

Anschließend ging er auf das Thema der Ausstellung, auf die „Libelle“, ein, die in den ausgestellten Werken eine bedeutende Rolle spielt. Er habe dieses faszinierende Insekt aus seiner eigenen Kindheit noch sehr gut in Erinnerung, erzählte Härdle, „es ist auf Jagd spezialisiert und bekannt für seine beeindruckenden Flugfähigkeiten“. Außerdem besitze es große, zusammengesetzte Augen, die ein weites Sichtfeld ermöglichten. Libellen sind sowohl ästhetisch beeindruckend als auch ökologisch bedeutsam. „Leider sind sie zunehmend gefährdet, und eben das ist es, worauf die Künstlerin hinweist mit ihrer Bildwelt, mit denen sie einen optimalen Lebensraum für dieses zarte Flügelwesen schaffen will. Sie stelle sich vor, dass die Libelle ihre Auftraggeberin sei und aus deren Perspektive für sie einen Raum entwickeln müsse“, so Härdle.

Diesen Raum schuf sie im großformatigen Gemälde „Becoming a Dragonfly“, bei dem Sehen zu einer sinnlichen Erfahrung und staunenden Belehrung wird. Das wurde aus dem Künstlergespräch zwischen ihr und dem Vorsitzenden des Kunstvereins Christian Kramberg deutlich, aus den Fragen, die Besucher an sie stellten, sowie aus dem Gespräch mit unserer Zeitung.

Ausstellung in Hockenheim: Künstlerin Inna Artemova in Moskau geboren

Im Vorfeld erfuhren die Gäste jedoch, dass Inna Artemova 1972 in Moskau geboren ist, von 1989 bis 1995 dort Architektur studiert habe und das Studium mit einem Diplom abschloss. 1998 zog Artemova nach Berlin, wo sie heute noch lebt und als freie Künstlerin tätig ist. „Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet und wollte immer schon Malerin werden“, gestand sie im Gespräch mit Kramberg, „meine Eltern aber wollten, dass ich Architektur studiere.“ In der Sowjetunion war es nicht so einfach als Architektin zu arbeiten, so die Künstlerin, man konnte seine Kreativität nicht ausleben, die Architekten dort schufen auf dem Papier Entwürfe, die nie zu Verwirklichung kamen und daher „Papierarchitekten“ genannt wurden.

In Berlin traf sie auf eine lebendige Kunstszene, so dass eine Reihe von Arbeiten entstanden sind, die Inna Artemova in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen präsentierte. Die weiteren acht „Study of Space“-Werke, die in der Stadthalle zu bestaunen sind, verwenden ebenfalls Elemente aus der Architektur, wobei der Mensch zu winzigen Figuren reduziert wird.

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Auf die Frage nach Vorbilder weist sie im Gespräch gegenüber unserer Zeitung auf Ken Adam, den berühmten Berliner Filmdesigner, hin und auf Lebbeus Woods, den Architekten des Ungebauten. Ihr geht es jedoch um eine sehr persönliche Bereitstellung neu modellierter Landschaften aus Erinnerung und Gefühl, aus Möglichkeiten des Lesbaren, das unterschwellige Spannung erzeugt.

Die Besucher hatten bei Sekt und Häppchen Gelegenheit, die maltechnische Versiertheit dieser außergewöhnlichen Künstlerin zu bewundern, sich von ihren perfekt durchkomponierten Bildern bezaubern zu lassen sowie von den Klängen des Akkordeonisten Michael Ziegler, der die Vernissage musikalisch umrahmte. Aus jedem der Stücke spürte man Zieglers große stilistische Vertrautheit mit dem Instrument, seine Fähigkeit, rhythmische Präzision und emotionale Tiefe zu kombinieren und auf diese Weise die charakteristische Stimmung der Ausstellung zu unterstreichen.

Freie Autorin

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