Hockenheim. Sie sind fast 60 Jahre alt, vollständig analog und verursachen einen großen Personalaufwand: die Ampelanlagen in der Talhausstraße in Hockenheim. Deshalb sollen die Geräte an den fünf Kreuzungen zwischen der L 722 im Norden und dem Abzweig Im Auchtergrund im Süden – K 2 bis K 6 – neuen Exemplaren weichen, hat der Gemeinderat beschlossen. Kosten wird das Vorhaben voraussichtlich 321 000 Euro.
„Beginnen wollen wir mit dem Sanieren Anfang September“, berichtet Bauhofleiter Paul Stumpf, der bereits mitten in den Vorbereitungen steckt. Einer der größten Posten ist ihm zufolge die K 4, wo die 4. Industriestraße in die Talhausstraße mündet. „Dort müssen wir unter anderem insgesamt 15 Steuergeräte austauschen“, erläutert er. Dafür sowie für andere Erneuerungen und Umbauten an dieser Kreuzung, zum Beispiel LED-Leuchten und neue Masten, seien rund 75 000 Euro veranschlagt.
Schaltungen an Hockenheimer Kreuzungen werden angepasst
Zugleich müsse an dieser Stelle dringend die Grünphase an das heutige Verkehrsaufkommen angepasst werden. „Sie stammt nämlich noch aus der Zeit, bevor sich Pferdesport Krämer hier angesiedelt hat und als fast niemand aus dieser Nebenstraße auf die Talhausstraße gefahren ist. Heute rollen allein von diesem Unternehmen mitunter 20 Lastwagen auf einmal an die Kreuzung, von denen nur einer über die Ampel kommt, ehe schon wieder Rot ist“, schildert Stumpf den Grund. Um die Ampelphasen zu ändern, worum die Firma wiederholt gebeten habe, hätte die Wartungsfirma jede Anlage vor Ort einzeln umstellen müssen. Die Stadt hätte das jeweils 10 000 bis 15 000 Euro gekostet – pro Ampel.
Die neuen Modelle seien hingegen alle online und könnten vom Büro aus mit viel weniger Aufwand und schneller umprogrammiert werden. Das werde es der Stadt zudem erleichtern, der Polizei beim Aufklären von Unfällen zu helfen. „Anders als bisher werden wir künftig in der Lage sein, genau festzustellen, welcher Unfallbeteiligte tatsächlich Grün hatte“, erläutert der Bauhofleiter. Auch auf Störungen könne die Stadt mit den neuen Anlagen sofort reagieren. „Stellt die Ampel ein Problem fest, teilt sie uns das mit. Wir bekommen dann eine Pop-up-Meldung aufs Smartphone und können sie bei Bedarf sogar per App ausschalten“, sagt er.
Das verringere die Gefahr bei solchen Vorkommnissen erheblich. Bislang müssten seine Mitarbeiter bei regelmäßigen Kontrollfahrten nach dem Rechten schauen, was aber immer nur eine Momentaufnahme sei, oder die Stadt erfahre von Bürgern, dass irgendwo eine Ampel ausgefallen ist. „Die unbekannte Zeit zwischen dem Auftreten der Störung und der Meldung birgt großes Gefahrenpotenzial“, betont Stumpf.
Das verdeutlicht er am Beispiel des schlimmsten Szenarios: Die Ampel fällt nur auf der Talhausstraße aus, funktioniert aber noch von der Nebenstraße her. „Dann fährt ein Autofahrer bei Grün los, während auf der Talhausstraße ein anderer Verkehrsteilnehmer mit vollem Tempo ankommt und davon ausgeht, dass er Vorfahrt hat.“ Aktuell müsse die Stadt, sobald sie von einem Ausfall erfährt, die Polizei verständigen, damit die hinfährt und Unfälle verhindert, bis der Bauhof oder die Wartungsfirma eintrifft, um die betroffene Ampel zu reparieren. „In der Nebenstraße müssen wir dann die Anlage vorübergehend mit Säcken abdecken. In Zukunft können wir jedes Gerät einzeln ansteuern und ausschalten, und zwar augenblicklich“, nennt er einen weiteren Vorteil der neuen Exemplare.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Die seien außerdem mit moderner LED-Technik ausgestattet, wodurch Hockenheim auch Kohlendioxid sowie rund 11 000 Euro an Stromkosten im Jahr einspare. Der Verkehr werde von den Arbeiten, die wohl drei Monate dauern werden, kaum beeinträchtigt, „außer beim Aufbau der Provisorien und bei vereinzelten Tiefbaumaßnahmen“, erklärt Stumpf.
Als erste wird nach seinen Angaben die Ampelanlage an der Kreuzung mit der 2. Industriestraße beim Autohaus Burgmeier erneuert. „Dort kommt auch die zentrale Steuerung hin.“ Während des Glücksgefühle-Festivals pausiere das Projekt.
Schnellere Reaktion bei Events in Hockenheim
„Auf die Verkehrsströme bei solchen Großveranstaltungen können wir zukünftig im Vorfeld ebenfalls besser und schneller reagieren“, ergänzt Christoph Henninger, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters Marcus Zeitler. Bauhofleiter Stumpf nickt zustimmend: „Nächste Woche beim AC/DC-Konzert haben wir wieder so einen Fall. Da muss die Polizei das mit unserem Schlüssel manuell vor Ort an der jeweiligen Ampel regeln. Künftig kann die Verkehrsregelung über einen Schaltplan der Firma vorab für gewisse Zeiträume angepasst werden“, sagt er.
Für die Kreuzung der L 722 / Talhausstraße (K 1) sowie die am anderen Ende anschließenden Kreuzungen K 7 und K 8 an der B 39 sei der Rhein-Neckar-Kreis zuständig. Dieser habe sie in den zurückliegenden Jahren bereits modernisiert. „Unsere neuen Anlagen und die des Kreises werden natürlich aufeinander abgestimmt“, bekräftigt Stumpf. Damit die grüne Welle am Ende auch wirklich funktioniert.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-alt-analog-und-viel-arbeit-hockenheim-will-neue-ampeln-_arid,2222719.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html