Reilingen. Seit dem letzten Bericht von Dieter Rösch, der aufmerksam die Entwicklung des Jungstorches auf dem Horst in den Kisselwiesen verfolgt, ist einige Zeit vergangen. Doch Rösch, der Vater des Storchenprojekts in der Gemeinde, ist von Beruf Pädagoge und so musste er zu einer Studienfahrt aufbrechen. Wohlwissend, dass er die Flugschule des Jungstorchs verpassen werde.
„Und ja, nach meiner Rückkehr vor einer Woche konnte ich feststellen, dass unser Storchenjunges in dieser Woche wohl seinen Flugschein erfolgreich bestanden hatte“, leitet Rösch seinen Bericht über die jüngsten Ereignisse ein. „Das freudige Ereignis hätte ich auch gerne mit Bildern belegt, aber irgendwie haben es die drei immer wieder geschafft, mich an der Nase herumzuführen, sodass das Bildmaterial nicht meinen Ansprüchen genügte.“
Geduld hat sich bezahlt gemacht: Reilinger Jungstorch fliegt das erste Mal
Doch am Samstagabend sind ihm endlich einige brauchbare Aufnahmen gelungen: „Als ich gegen 20 Uhr am Nest eintraf, stand der Jungstorch zunächst ganz allein auf dem Nest. Nach geraumer Zeit kamen die beiden Altstörche, die sich sicher wieder in der Nähe aufgehalten hatten, angeflogen, ließen sich aber nicht auf dem Nest nieder, sondern flogen etwa 200 Meter weiter Richtung Waldrand, wo sie dann auf der gemähten Wiese gemächlich herumstolzierten. Das Junge, das das natürlich mitbekam, wurde immer unruhiger und hob schließlich ab, um zu den beiden hinzufliegen, zwischen denen es dann auch schon ziemlich elegant landen konnte.“
Im Weiteren beobachtete Rösch, wie die Familie ihren Abendspaziergang über die abgemähten Felder fortsetzte, die beiden Altstörche voran, das Junge hinterher. „Dabei hatte man den Eindruck, dass das Storchenjunge sehr aufmerksam alles beobachtete, was die Storcheneltern vormachten und es auch gleich nachmachte. Von den Bildern her sieht man auch, dass der Größenunterschied nur noch minimal ist und der Schnabel des Jungen von der Schnabelbasis angefangen sich langsam von Schwarz nach Rot verfärbt.“
Stimmungsvolle Aufnahmen: Jungstorchs Rückflug zum Reilinger Nest
Zum Glück, so Rösch, ließen ihn die Tiere während dieses gemächlichen Spaziergangs nahe genug an sich herankommen, sodass er endlich das Abheben und den Flug des Jungstorchs im Bild festhalten konnte. „Ganz zum Schluss gelangen mir bei untergehender Sonne und gegen den Abendhimmel noch einige stimmungsvolle Aufnahmen vom Rückflug zum Nest“, freut sich Rösch.
Es ist davon auszugehen, dass die Ausflüge der Storchenfamilie in der nächsten Zeit immer häufiger werden und sich ihr Radius immer mehr ausbreitet, bis der Jungstorch in ein bis zwei Monaten fit genug ist, sich einer Jungstorchengruppe anzuschließen und sich auf die Reise gen Süden zu begeben, betont Rösch.
Ohne „gültigen Reisepass“: Reilinger Jungstorch konnte nicht beringt werden
Leider, bedauert Rösch, werde man dieses Mal mit Sicherheit nicht erfahren können, wohin es ihn verschlägt, denn er konnte nicht beringt werden. Das sei den ungünstigen Wetterverhältnissen geschuldet, denn die Wiese um das Storchennest konnte dieses Jahr erst sehr spät gemäht werden und war deshalb nicht befahrbar. So verstrich der Zeitraum, in dem die Beringung möglich gewesen wäre und damit fliegt das Reilinger Storchenjunges dieses Jahr ohne „gültigen Reisepass“ ins Leben, schildert Rösch die Umstände.
Nicht ohne sich etwas um das Tier zu sorgen, „wir wissen, wie hoch die Ausfallquote gerade im ersten Storchenjahr ist. Immerhin hat er die erste Zeit seines Lebens gut überstanden – wie man so hört, haben es in diesem Frühjahr witterungsbedingt viele Jungstörche nicht geschafft. So war es im Nachhinein vielleicht doch sein Glück, dass er als Einzelstorch die volle Aufmerksamkeit und den Schutz der Altstörche genießen konnte.“
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