Hockenheim. „Nein, wir schauen nicht nach rechts, auch nicht nach links und schon garnicht nach oben“, verweigerten sich Oliver Rosenberger, Silvio Groß, Sebastian Kunz und Anna Minges den besorgten Blick zum Drama-Himmel über Hockenheim und dem Atrium der Stadthalle. Als sie nachmittags zum Aufbau für ihr „Amokoustic“-Konzert und Teil zwei der „Music in the City“-Reihe 2025 anrückten, strahlte die Sonne, doch für den Abend war ein wenig Aprilwetterlaune-Flair Programm.
Grau-schwarze Wolke hielten die Fans der entspannten Konzertreihe am oder im Restaurant „Rondeau“ nicht davon ab, mit Jacken und Schirmen im Hof Platz zu nehmen. Ein leckeres Getränk, Salatbowl oder Wurst im Brötchen - schnell war das Abendessen dank des tollen Teams aus der Gaststätte auf dem Tisch. „Es passt einfach alles hier, auch, wenn das Wetter nicht so gut ist, wir wollen einfach Oli sehen und hören“, so der Tenor der Besucher.
Lockere Sprüche vom Hockenheimer Rosenberger bringen Lacher und Laune
Der Besagte freute sich mit seinen Musikerkollegen über viele bekannte Gesichter, winkend Grüßende und alle, die auf ein Wort vor und nach dem Konzert zur Bühne kamen. Mit den ersten Tönen von „Don’t look any further“ von Dennis Edwards sorgten Regentropfen für Zusatztöne, Stühlerücken unter die großen gelben Schirme und unter alle vorhandenen Vordächer. Lockere Sprüche vom Hockenheimer Rosenberger brachten Lacher und Laune, die megastarke Stimme der Landauer Sängerin Anna Minges ging mitten ins Herz.
Applaus brandete auf - für die Leistung, dafür, dass die Band auf der von schnell aufgehängten Folien wassergeschützten Minibühne verströmte, was man von ihr kennt: Funk, Groove, leisere Töne und Partymusik satt. Der Musikmix, der ankommt, sorgte schon seit mehr als vier Jahrzehnten für Furore, macht Spaß, drückt viel des Lebensgefühls der vergangenen Dekaden aus - das fasziniert auch heuer noch, sorgt für Auszeit, geht in die Füße und lässt Hockenheim auch im Regen tanzen.
Ohne Pause geht es groovend durch die Dekaden
Der plätschernde Guss „von oben“ pausiert immer wieder kurz, tobt sich jedoch auch mal für eine längere Phase aus. Weder Gäste noch Band lassen sich dadurch stören, allerdings ziehen die Musiker durch bis kurz nach 22 Uhr und sparen sich die Pause. „Wir machen weiter“, entschied Rosenberger mit Blick auf gut 30 Tanzende dicht vor der Bühne, die textfest alle Songs als Kollektivchor mitschmetterten. “The Wall“ von Pink Floyd, „Shallow“ von Bradley Cooper und Lady Gaga - in der Version Minges/Rosenberger ein besonderer Hörgenuss, „Rolling in the Deep“ von Adele mit der Stimmgewalt von Anna Minges ein Sahnehäubchen auf die kunterbunt gemischte Liedauswahl.
Zu den „Moves Like Jagger“ von Maroon 5 brauchte nicht aufgefordert zu werden, die „Sympathy for the Devil“ (Rolling Stones) war gesanglich top auf beiden Seiten - vor und auf der Bühne. Klasse, so ein Abend, bei dem nicht mal der Regen die Stimmung kippen lässt, wo jeder seine Lieder findet, jeder seinen Spaß hat. “Domino“ von Jessy J., „Cake by the Ocean“ (DNCE), „Kiss“ von Prince oder „Don’t you want me“ von Human League - „Amokoustic“ reihten wahre Mitsingperlen versiert aneinander und wurden mit Tänzern mit geschlossenen Augen träumend, langem Beifall belohnt.
Fast erübrigt sich die Bandvorstellung, denn jeder kennt die Protagonisten des Abends: die „Stimme(n)“ Anne Minges und Oli Rosenberger, der auch zum blauglitzernden Bass griff und die satten tiefen Töne beisteuerte, Sebastian Kunz an der Gitarre mit dem Fingerfeeling für alles, was die Saiten hergeben und Silvio Groß, der in seiner „Schießbude“ wirbelte, als gäbe es kein Morgen. Ein perfekter, kurzweiliger Abend endete mit einem feurigen „Sex on Fire“ (Kings of Leon) und einem Song, den Rosenberger gerne etablieren möchte: „weil der nicht so bekannt, aber richtig schön ist.“
Vintage Trouble heißt die Band, „Nobody told me“ ihr Lied - ein Cover von John Lennons Original aus 1980. Oli Rosenbergers markante Stimme verleiht dem melancholisch angehauchten Song die nötige Gänsehautstimmung, handelt es doch vom Nachdenken über das Leben, vom Alleingelassen werden, von Hürden, davon, dennoch nicht aufzugeben, auch wenn
„Niemand sagte, wie schwer dieses Leben sein würde - Nobody told me how heavy this life would be.“ Wunderschön melodisch und doch nachdenklich stimmend mit dem individuellen und allgemeinen Blick auf diese Welt für den letztendlich trockenen Nachhauseweg in und um Hoggene und darüber hinaus.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-amokoustic-bringt-die-hockenheimer-zum-tanzen-im-regen-_arid,2317027.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html