Hockenheim. Einen Doktortitel hat er schon, auf Fischerkönigswürden verzichtet Dr. Egbert Korte. Dabei hat der Diplom-Biologe aus dem südhessischen Griesheim eine Fangquote, von der Angelsportler nur träumen können. Immerhin hat er im Juli 2018 mit seinem Team den Kraichbach bei Hockenheim komplett leergefischt. Das war damals Voraussetzung für die Zusammenlegung des Bachs mit dem Mühlkanal beim Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt. Mit seiner Methode der Elektrobefischung müsste Korte allerdings außer Konkurrenz antreten, denn die zieht die Bachbewohner geradezu magisch an.
Korte geht es dabei nicht um Kronen oder Ketten, sondern um die Bestandserfassung im Kraichbach. Die hat der Gewässer-Ökologe im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe am Montag schon zum zweiten Mal nach 2021 durchgeführt – mit erfreulichem Ergebnis: „Es waren sehr viele Fische, auch Barben und Steinbeißer.“ Beim Monitoring ermitteln Korte und seine Kollegen, wie sich die Fischbestände in den Gewässern entwickeln.
Der Fischbestand im Kraichbach bei Hockenheim erneuert sich selbst
10- bis 12 000 Fische hatten sie 2018 umgesiedelt, „für ein so strukturarmes Gewässer wie den Kraichbach vor seiner Renaturierung war das ein sehr gutes Ergebnis“, blickt Egbert Korte zurück. Grundlegend habe sich seitdem nicht viel geändert. Ohne der Auswertung der jüngsten Befischung vorgreifen zu wollen, ist er weiter zufrieden mit dem Bestand. Es gebe weiterhin große Barben, ein Fisch, der strömendes Wasser bevorzugt und ein guter Indikator sei.
Dass auch mittlere und kleine Exemplare des Karpfenfisches in die Netze gingen, zeige, dass sich der Bestand gut selbst reproduziert. Regelmäßig seien auch Schwarzmund-Grundeln anzutreffen.
Elektrobefischung als Methode zur Bestandserfassung im Hockenheimer Kraichbach
Die Elektrobefischung sei die einzige Methode, um den Bestand zuverlässig erfassen zu können: Mit Netzen oder herkömmlichen Keschern könne man die Tiere nicht aus dem Kraichbach holen. Durch die Erzeugung eines elektrischen Felds werden sie buchstäblich entgegenkommend: Sie richten sich nach dem Feld aus und schwimmen auf die Anode zu, als die der Fangkescher fungiert. Dort werden sie für wenige Sekunden durch den Strom betäubt, sodass sie in einen anderen Kescher überführt und erfasst werden können.
Die Methode wurde bereits vor über 100 Jahren entdeckt und seit 1948 fortentwickelt. In vielen Ländern ist sie mit zunehmendem Elektronikfortschritt zu einem festen Bestandteil der Fangtechnik geworden. Die Voraussetzungen für Kortes knapp fünfstündigen „Fischzug“ waren sehr günstig durch den niedrigen Wasserstand. Das Monitoring, bei dem auch wirbellose Tiere und Wasserpflanzen begutachtet werden, gehe weiter, der Kraichbach nehme viele Feinsedimente mit.
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