Kurz-Trip zu den Nachbarn

Das Gute liegt ... an der Nahe

Wo die höchste Steilwand nördlich der Alpen steht, neuseeländische Schweine grasen und australische Weine einpacken können: Die "Nahe.Urlaubsregion" in Rheinland-Pfalz hält eine Menge Wow-Effekte bereit.

Von 
Katja Bauroth
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Imposant und nur eineinhalb Stunden von der Kurpfalz Richtung Nordwesten entfernt: Das gewaltige Porphyr-Felsmassiv bildet die höchste Steilwand nördlich der Alpen mit einer Höhe von 327 Metern ü. NN auf einer Breite von zirka zwei Kilometern. Der Rotenfels verspricht Adrenalin und Natur pur. Einer der zahlreichen Wanderwege verläuft entlang der gesamten Kante des Bergmassivs. Von oben genießt man einen herrlichen Ausblick auf Bad Münster am Stein-Ebernburg und die Region. Darüber hinaus ist der Fels Naturschutzgebiet und somit Heimat von seltenen Pflanzen- und Tierarten, welche man nur in dieser Region antrifft. © Katja Bauroth

Bergfeeling und guter Wein – dafür muss man nicht ewig weit gen Süden reisen. Wie in den Alpen wandern, durch antike Städte wie in Italien schlendern und Weingüter mit exzellenten Tropfen entdecken – das geht mitten bei uns in Deutschland genauso gut. Genauer gesagt: eineinhalb Autostunden von der Kurpfalz entfernt in der „Nahe.Urlaubsregion“ in Rheinland-Pfalz. Die Nahe-Region umschließt das Flusstal der Nahe mit seinen Nebentälern. Nach Norden erstreckt sich die Region bis auf die Höhen des Hunsrücks und nach Süden bis in das Nordpfälzer Bergland. Gerade bei den Themen Wandern und Wein gibt es hier eine Menge Wow-Effekte.

Mini-Kompass für die „Nahe.Urlaubsregion“

  • Anreise: Mit dem Auto über die A61 bis zu den Abfahrten Stromberg, Waldlaubersheim, Dorsheim, Bingen oder Bad Kreuznach (etwa 1,5 Stunden von der Kurpfalz). – Fast alle Ferienorte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ( www.rnn.info, Telefon 06132/78 96 22; www.bahn.de).
  • Hoteltipps: In Bad Kreuznach – stylisch und im Ortszentrum gelegen: Business Comfort Hotel Bad Kreuznach mit dem fantastischen Restaurant Mühlentor (regionale, saisonale, raffinierte Küche und Top-Weine von Weingut Marx aus Windesheim), www.bc-hotel.de. Das Hotel hat eine lässige Sky-Lounge und tolle Zimmer mit eigen designtem Interieur. Der Hit: die Kopfkissen! Darauf schläft man wie auf Wolken. Und die gibt’s auch dort zum Kaufen. – Weingut und Hotel Tullius – die Rebmeisterei, Kreuznacher Straße 12 bis 18, 55566 Bad Sobernheim/Steinhardt, Telefon 06751/21 70, www.rebmeisterei.de. Ruhig, gemütlich, bodenständig und mit einem Weinkeller, der staunen lässt!
  • Restauranttipp: Meisenheimer Hof, Obergasse 33, 55590 Meisenheim, Telefon 06753/1 23 77 80, www.meisenheimer-hof.de. Was Chefkoch Markus Pape hier auf die Teller zaubert, ist bodenständig, weltoffen, regional und verdient das Prädikat: sensationell!
  • Kontakt: Naheland-Touristik GmbH, Bahnhofstraße 37, 55606 Kirn, Telefon 06752/13 76 10, www.naheland.net, www.rlp-tourismus.de

Beginnen wir mit der Bewegung – dem Wandern: Der Rotenfels zwischen Norheim und Bad Münster am Stein-Ebernburg ist dabei ein Muss. Er bietet die höchste Steilwand in Mitteleuropa zwischen den Alpen und Skandinavien. Aus diesem Grund hat auch der deutsche Alpenverein hier eine Dependance. Drei ausgezeichnete Prädikatswanderwege für jeden Anspruch führen über den Magmablock, von dem aus sich tolle Panoramablicke auftun. Auf der 17 Kilometer langen Vitaltour beispielsweise durchquert man Hangwälder, sieht Felsformationen und knorrige Eichen.

Im Dorf der Rosen und Reben

Sanft hügelig und mit Aussichten zum Seele-baumeln-lassen lässt sich die Gangelsberg-Vitaltour im idyllischen Duchroth beschreiben. Auch hier führt ein gut ausgeschilderter Prädikatsweg durch Wälder und Wiesen, die von Frühjahr bis Herbst ein farbenprächtiges Naturschauspiel bieten. Besonders auffällig: Im Sommer flattern viele Schmetterlinge um die Wanderer. Duchroth liegt an der 130 Kilometer langen Naheweinstraße, die zwischen Bingen am Rhein und Martinstein 35 Weinanbaugemeinden auffädelt.

Blick auf Duchroth, das Dorf der Rosen und Reben. Bekannt ist Duchroth für seine guten Weine, aber es gibt noch viele weitere Gründe, die einen Aufenthalt in dieser Weinbaugemeinde zu einem Erlebnis machen – zum Beispiel eine Genusstour auf dem Premium-Spazierwanderweg Gangelsberg (vier Kilometer) mit schönen Aussichten. © Bauroth

Es wird auch das Dorf der Rosen und Reben genannt – beides ist ausreichend vorhanden. Und wer durch die Weinberge schlendert, hört hier und da auch schon mal ein Grunzen. Das kommt von „Emma“ und „Bodo“, zwei neuseeländischen Kunekuneschweinen.  Jungwinzerin Laurence Frick vom gleichnamigen Weingut und Spirituosenhersteller hat die außergewöhnlichen Naturpfleger im Einsatz. Den Schweinen widmete die findige Winzerin sogar einen Rosé und einen Chardonnay. Charakterstark und unverkennbar wird den Nahe-Weinen nachgesagt – zu Recht!

Jungwinzerin Laurence vom Weingut Frick hat besondere Hüter im Weinberg: die beiden Kunekuneschweine "Bodo" und "Emma". © Bauroth

Und ihre „Macher“ stehen dieser Charakteristik in Nichts nach. Die Kreativität kommt jedoch noch obendrauf, wie bei der 24-jährigen Laurence. Wohl wissend, dass die Pfälzer Schorle ein Nationalgetränk im Heimatbundesland ist, verleiht sie dieser, witzig aufgemacht und mit dem wohlklingenden französisch angehauchten Namen „Petit Schorlé“, internationales Flair und lässt sie in kleinen Flaschen zur schnellen Bieralternative werden.

Ein Shiraz aus der Pfalz

Eine Alternative zu Exporten aus Südafrika und Australien lagert in den großen Holzfässern von Kellermeister Otmar Loch-Binz vom „Tullius – die Rebmeisterei" in Bad Sobernheim/Steinhardt. Riesling, Rivaner, Weiß- und Grauburgunder sind typisch für die Naheregion. Bukett-Rebsorten wie Scheurebe und Sauvignon Blanc erleben einen Aufschwung. An roten Sorten wird überwiegend Dornfelder, Spätburgunder und Regent angebaut.

Kellermeister Otmar Loch-Binz vom „Tullius – die Rebmeisterei“ in Bad Sobernheim/Steinhardt lässt seinen Shiraz probieren. Ein Hauch von Südafrika und Australien – und das „Made in Naheland“! Dieser wunderbare Rotwein überzeugt mit einer unaufgeregten Barriquenote und streichelt samtig den Gaumen. Etwas Besonderes! © Bauroth

Und was macht Otmar Loch-Binz? Der Mann, der über den Sekt von der Saar zum Wein an die Nahe kam und bereits viele sehr gute Prämierungen einheimste, kreierte hier einen Shiraz, der in Rheinland-Pfalz seinesgleichen sucht. Dieser hat den Charakter eines Reserve, lagert nur kurz (ein Jahr) im Barriquefass. Aus dem satten Rot entfaltet sich daher eine zarte rauchige Note, samtig streichelt der Wein den Gaumen. Man könnte auch sagen, was Loch-Binz in der modernen Kellerei des 350 Jahre alten Weinguts geschaffen hat, ist ein charmanter Shiraz, dem Frauen erliegen. Und das sind nur einige der Wow-Effekte im Naheland!

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Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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