Tiermedizin

Blutspende bei Hunden – Eva Hangs aus Hockenheim appelliert an Besitzer

Hunde können Artgenossen mit einer Blutspende das Leben retten, doch zu wenige Besitzer sind darüber informiert. Die Hockenheimerin Eva Hang möchte das ändern.

Von 
Henrik Feth
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Auf diesem Symbolbild wird einem Husky gerade Blut für eine Spende an einen anderen Hund abgenommen. © Stephanie Pilick

Hockenheim. Eine 15-jährige Hündin liegt auf dem Tisch eines Tierarztes, sie ist ein Notfall, in ihren inneren Organen haben Blutungen eingesetzt, es besteht kaum Hoffnung auf Rettung. Auch wenn bei einem Tier in diesem Alter die Chancen in einem solchen Fall sehr gering sind, gibt es einen Weg, diese zumindest zu erhöhen. Denn wie beim Menschen besteht auch bei Hunden die Möglichkeit einer Bluttransfusion – doch aktuell gibt es kaum Besitzer, die bereit sind, ihren Vierbeiner zur Spende zu bringen.

"Buddy" ist ein Cane Corso und hat schon Blut für andere Hunde gespendet

„Das sollte sich ändern“, sagt die Hockenheimerin Eva Hangs, die mit ihrem zweijährigen Hund „Buddy“ – einem Cane Corso – auf der Liste für potenzielle Blutspender steht und damit auch schon einem Tier in Not geholfen hat. Ob bei Unfällen, größeren Operationen oder Vergiftungen – ein Tier kann recht schnell auf eine Bluttransfusion angewiesen sein.

„Leben retten, nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Tier zu Tier“ ist die Devise von Eva Hangs und weiteren Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Blutspende – Hund rettet Hund“. Dort tauschen sich die Besitzer aus und geben sich Informationen und Ratschläge zu diesem Thema.

Helfen gerne: Die Hockenheimerin Eva Hangs mit ihrem Hund „Buddy“, der schon als Blutspender im „Einsatz“ war. © Hangs

„Die Bedingungen, um als Spenderhund zugelassen zu werden, sind nicht sehr streng“, betont Hangs. Das Tier muss lediglich zwischen einem und neun Jahren alt sein, 20 Kilogramm oder mehr wiegen, regelmäßig geimpft und entwurmt sein sowie keine Medikamente zu sich nehmen.

Ungeachtet dieser recht einfachen Voraussetzungen gibt es auch Einschränkungen. So dürfen Hunde, die selbst einmal eine Transfusion bekommen haben, kein Blut spenden. Aufgrund der Gefahr einer Übertragung von Infektionskrankheiten und oftmals gefälschten Pässen dürfen zudem keine Hunde spenden, die im südlichen Ausland geboren sind. Der zuständige Tierarzt hat das finale Entscheidungsrecht, ob ein Hund zur Blutspende zugelassen wird.

Bei der Anmeldung zum Blutspenden für Hunde ist ein kostenloser Gesundheitscheck inklusive

Vorab wird eine gründliche Untersuchung des Tieres durchgeführt. Wichtig ist, dass im Blut genügend rote Blutzellen vorhanden sind. Hier kommt ein großer Vorteil für Besitzer und Hund ins Spiel: Durch die Bereitschaft, als Spender zu agieren, werden ein kostenloser Gesundheitscheck sowie ein großes Blutbild gemacht. Neben moralischen Gründen ist dies sicherlich ein weiterer Anreiz, um sich und seinen Hund anzumelden.

Wie in der Humanmedizin gibt es bei Hunden Blutgruppen. Diese sind allerdings hauptsächlich in zwei Varianten aufgeteilt: DEA 1.1 negativ und DEA 1.1 positiv. Wird ein Hund mit der falschen Blutgruppe transfundiert, kann schnell Lebensgefahr entstehen. Umso wichtiger ist es, dass das Blut der potenziellen vierbeinigen Spender nach der Anmeldung gründlich analysiert wird.

Denn das Blutspenden bei Hunden ist eine „Just-in-Time“-Angelegenheit. Das liegt an der Tatsache, dass die Thematik noch nicht so weit verbreitet ist, um Blutbanken zu finanzieren. In den seltenen Fällen, in denen Blut gelagert wird, ist dies für maximal 42 Tage bei einer Temperatur von zwei bis sechs Grad Celsius verwendbar. Aktuell wird in der Tiermedizin hauptsächlich auf Frischblutkonserven gesetzt.

Das heißt, dass sich die Spender vorab beim jeweiligen Tierarzt oder -klinik registrieren. Wenn die Voraussetzungen erfüllt werden, sind Besitzer und Hund ab diesem Zeitpunkt „auf Abruf“. Sobald eine Notfallsituation eintritt und ein Hund dringend eine Blutspende benötigt, kommt ein Anruf vom Tierarzt und der Spender kann vor Ort mit einer direkt durchgeführten Transfusion helfen.

Die Bereitschaft, seinen Hund als Blutspender zur Verfügung zu stellen, geht also auch mit einer gewissen Verantwortung einher. Doch Eva Hangs hat dazu eine klare Meinung: „Jeder Hundebesitzer sollte sich überlegen, bei der Blutspende mitzumachen. Als Tierfreund kann man damit viel Gutes tun und sollte der eigene Hund mal in eine Situation kommen, in der er eine Transfusion benötigt, ist man auch froh, wenn dies möglich ist.“

Die Blutabnahme ist wie ein normaler Tierarztbesuch

Je nach Gewicht und Gesundheitszustand des Spenderhundes werden 300 bis 500 Milliliter Blut entnommen. Für das Tier selbst ist das Prozedere nicht anders als ein normaler Tierarztbesuch. Wenn Herrchen oder Frauchen zum Beruhigen dabei ist, läuft eine Spende meist ohne Probleme ab. „Buddy hat das Ganze in aller Ruhe hinter sich gebracht. Ich war die ganze Zeit an seiner Seite und so konnten wir gemeinsam etwas Gutes tun“, so Hangs zum Ablauf.

Der Tierarzt hat zwei Möglichkeiten: Sollte es doch schwieriger mit dem Spenderhund sein, kann die Blutabnahme narkotisiert über die Halsschlagader erfolgen. Gängig ist jedoch eher ein Venenkatheter am Bein. Für gewöhnlich dauert der Vorgang nicht länger als 20 bis 30 Minuten – eine vergleichbar kurze Zeit, um ein Tierleben zu retten.

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Dafür muss man sich nur bei seinem Tierarzt informieren oder einfach in die Facebookgruppe „Blutspende – Hund rettet Hund“ eintreten und die Mitglieder kontaktieren. Ein kleiner Schritt für sich selbst, der jedoch große Auswirkungen haben könnte. Die Möglichkeit zur Blutspende gibt es übrigens auch bei Katzen. Also geht der Appell auch an Samtpfoten-Besitzer.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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