Tierschutz

Die wilden Katzen vom Hockenheimer Talhaus

Im Hockenheimer Talhaus gibt es etliche verwilderte Katzen, doch dank zweier Futterstationen sind die Vierbeiner nicht komplett auf sich allein gestellt.

Von 
Henrik Feth
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Nur diese mutige Katze traut sich in die Nähe der Futterstation, während Barbara Schwalbe die Näpfe auffüllt. © Feth

Hockenheim. Redensartlich haben Katzen sieben Leben, in der Realität sieht die Sache jedoch etwas anders aus: Totfunde gibt es immer wieder in der Region rund um Hockenheim. Die Daseinsform einer Katze erstreckt sich in der heutigen Zeit hauptsächlich auf drei Varianten: Die reine Hauskatze, die in einer Wohnung lebt und nichts von dem Leben in freier Wildbahn kennt, die Freigänger, die eine festes zu Hause haben und nach Gutdünken auf Streifzüge in der Nachbarschaft gehen können, sowie die verwilderten Katzen – auch Streuner genannt – die ganz auf sich alleine gestellt sind und den Kontakt zu Menschen weitestgehend meiden.

Mindestens zwölf Streunerkatzen sind den jeweiligen Futterstationen zuzuordnen

Doch gerade für Letztere sorgt der Tierschutzverein Schwetzingen mit zwei Futterstationen im Hockenheimer Talhaus – jeweils in der 1. und der 3. Industriestraße. Denn dort haben sich die wilden Fellpfoten in der letzten Zeit deutlich vermehrt. Barbara Schwalbe, die die Katzenstation des Tierschutzvereins leitet, spricht von mindestens zwölf Streunern, die den jeweiligen Futterstationen zuzuordnen sind.

„Aktuell ist Babyzeit“, verrät Schwalbe. Sobald diese im Spätjahr vorbei ist, beginnt für den Tierschutzverein die heiße Phase: So viele der Kätzchen wie möglich müssen eingefangen und kastriert werden, um eine weitere Ausbreitung der Talhaus-Kolonien zu vermeiden.

Doch nicht nur in dieser Zeit sind die Tierschützer rege aktiv. Schwalbe zieht eine Bilanz zu den Erfolgen im Talhaus: „In der 1. Industriestraße wurden bisher neun Katzen gefangen, tierärztlich behandelt, kastriert und nach einer Genesungszeit von zirka einer Woche wieder zurückgesetzt. Einen Kater konnten wir sogar vermitteln.“ Ähnliche Zahlen seien auch in der 3. Industriestraße zu vermelden, wo sieben Katzen den oben beschriebenen Prozess durchgemacht haben.

Acht volle Näpfe und ein zusätzlicher Spender mit Trockenfutter und Wasser wartet bei der Station auf die verwilderten Katzen. Das Futter wird meistens komplett aufgefressen. © Feth

Wie scheu die verwilderten Tiere tatsächlich sind, zeigt sich bei einem abendlichen Besuch an einer der Futterstationen. Schwalbe und ihr Team kommen hier täglich hin, um die Näpfe mit gespendetem Nass- und Trockenfutter sowie das Trinkwasser aufzufüllen. Von den mindestens zwölf verwilderten Tierchen ließ sich während der Futtergabe nur eine Katze blicken. Zunächst aus der Ferne beobachtend, näherte sich das Tier nach einiger Zeit den Näpfen und begann zu fressen. „Sie kommt immer als Erstes. Das liegt wohl daran, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen schon etwas besser an Menschen gewöhnt ist. Wir hatten die Katze bei uns zum kastrieren“, so Schwalbe.

Ein ganz wichtiger Faktor dabei ist laut Schwalbe auch die hervorragende und seit Jahren bestehende Zusammenarbeit mit der Tierärztin Dr. Monika Stammler, die ihre Praxis am Schwetzinger Schlossplatz hat. „Sobald wir eine der verwilderten Katzen zum Kastrieren eingefangen haben, ist Eile geboten. Die Tiere können nicht allzu lange in der Transportbox bleiben, daher ist die Flexibilität von Dr. Stammler wirklich Gold wert“, berichtet die Leiterin der Katzenstation.

Ein Appell an Katzenbesitzer: Lasst die Tiere kastrieren, um Leid zu vermeiden

Denn nur so kann das Wachstum der verwilderten Talhaus-Katzen verhindert werden: durch Kastration. Daher appelliert Schwalbe auch an Katzenbesitzer, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Ein Kater mit Freilauf, der noch voll fortpflanzungsfähig ist und unkontrolliert läufige Katzen deckt, kann für fatale Folgen sorgen.

Froh ist Barbara Schwalbe allerdings über die Möglichkeit, überhaupt Futterstationen im Talhaus betreiben zu können. Hierfür dankt sie den beiden Firmen, die zugestimmt haben, die verwilderten Katzen auf ihrem Gelände zu füttern.

Dass das Engagement des Tierschutzvereins fruchtet und den Katzen das harte Leben in freier Wildbahn, in der Fressfeinde wie Marder, Füchse oder Ratten lauern, erleichtert, zeigen die leeren Näpfe. „Ab und zu kommen auch Krähen und versuchen etwas vom Futter abzubekommen, aber die Katzen wissen schon damit umzugehen“, lacht Schwalbe.

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Trotzdem ist und bleibt das Thema der Verwilderung von Katzen von großer Bedeutung im Tierschutz. Daher betont Schwalbe auch, wie wichtig es ist, den Tierschutzverein zu benachrichtigen, sobald an einer Stelle verwilderte Katzen beobachtet werden. Dann könne der Verein rechtzeitig reagieren, denn Schwalbe ist sich sicher, dass „es noch weitaus mehr Stellen in diesem Gebiet gibt.“

Wie es nun weitergeht? Laut der Leiterin der Katzenstation werden die Tierschützer nach der „Babyzeit“ im Spätsommer, Herbst und Winter wieder in dem Gebiet unterwegs sein und versuchen, so viele Katzen wie möglich für eine Kastration einzufangen. Dafür steht die Tür für alle offen, denen das Tierwohl am Herzen liegt. Denn Helfer sind beim Tierschutzverein stets willkommen, wie Schwalbe betont.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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