Gaudi-Event

Der beste Spargelstecher kommt aus Reilingen

Prominente Teilnehmer treten beim Spargel-Wettstechen vom Gemüsehof Schmitt auf den Äckern im Gewann Biblis an und kommen dabei mächtig ins Schwitzen. Am Ende triumphiert ein Reilinger mit 12,75 Kilogramm

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Volker Widdrat
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13 Kontrahenten schwitzen beim Spargel-Wettstechen und feiern dabei eine Riesengaudi. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim/Reilingen. Strahlender Sonnenschein, ehrgeizige Teilnehmer, gut gelaunte Zuschauer, hervorragende Bewirtung – fertig war das spannende Spargel-Wettstechen, das der Gemüsehof Schmitt am Samstagvormittag auf seinem Acker im Gewann Hinterer Biblis veranstaltete. Das Gaudi-Event sei aus einer abendlichen Schnapsidee beim Wein entstanden, erzählte Helene Schmitt. Vor allem, weil ein paar Freunde der Meinung gewesen seien, Spargelstechen sei „gar nicht so anstrengend“.

Die Reihen waren gut vorbereitet für die ausschließlich männlichen Teilnehmer. Jeder bekam einen Korb mit Stofftasche, Wasser gegen den Durst, einem Powerriegel, um verlorene Energie zurückzuholen und einem Handtuch für den rinnenden Schweiß. „Wir können alles – auch hochdeutsch“ stand auf dem Shirt von Christian Kramberg von der MSW & Partner Personalberatung. Der gebürtige Schwabe und stellvertretende Vorsitzende des Hockenheimer Marketing-Vereins erklärte, er könne eher Filderkraut schneiden als das weiße Gold ernten. Aber Dabeisein sei schließlich alles. Axel Müller, Gemeinderat aus Altlußheim und Schichtleiter der Schleuse Heidelberg, hatte „mindestens 40 Jahre nicht gestochen“. Seine Eltern hatten einst einen Spargelacker.

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Beim Spargel-Wettstechen wird ordentlich geschwitzt

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Gemüsehof-Chef Tobias Schmitt machte die Einweisung. Tags zuvor sei extra nicht gestochen worden, damit unter den Folien die Spitzen zu erkennen seien, meinte Ehefrau Helene. Die Planen vorher wegzumachen, gehörte übrigens auch zum Wettbewerb. Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod kam mit wehender Ortsfahne und Hasenbanner auf den Acker, dazu gab er blau-weiße Fähnchen für das Publikum raus. „Dort, wo wir sind, ist vorne“, meinte der Rathauschef mit dem weißen Sonnenhut selbstbewusst. Und er sollte recht behalten.

„Egal, wer gewinnt, Hauptsache Reilingen nicht“, hielt ihm Richard W. Damian von der Hockenheim-Ring Hotel und Gastronomie noch entgegen. Dafür wolle er sich auch mächtig ins Zeug legen, meinte der Vorsitzende des Hockenheimer Marketing-Vereins. „Eine halbe Stunde Zeit und so viel Spargel wie möglich, aber qualitativ hochwertig“, erläuterte Schmitt den Modus: „Aber fünf Zentimeter sind kein Spargel, mindestens 24 Zentimeter müssen es schon sein“. Auch der Längste werde prämiert. Das war für die Männer das Signal, denn plötzlich fühlten sich alle als Favoriten.

Ein Profi aus Rumänien lässt andere Teilnehmer alt aussehen

Die Kontrahenten inspizierten noch kurz ihren Korb, dann ging es los. Moderator Cihad Baz, operativer Leiter im Pumpwerk Hockenheim, gab den Startschuss. Und schnell kamen einige ins Schwitzen. An den Stehtischen liefen kühle Weinschorle die Kehlen runter. Auf dem Acker benetzte der Schweiß den heißen Sandboden. Organisatorin Helene Schmitt meldete noch einen Überraschungsgast: Spargelstecher Ionut Corneanu machte auch mit. Der 26-Jährige aus Rumänien musste allerdings außer Konkurrenz ans Werk.

Mario Böhm, Inhaber des „Güldener Engel“, hatte einen Fanclub dabei. „Go, Mario, du schaffst das, wenn du ihn genauso stichst, wie du ihn kochst“, war auf einem Transparent zu lesen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Sturm arbeitete sich hochkonzentriert voran. Profistecher Ionut war da schon ganz entspannt gut 15 Meter weiter.

Cihad Baz, Mario Böhm (hat den längsten Spargel) und Richard Damian. © Dorothea Lenhardt

Thomas Wiedemann aus Dudenhofen, Geschäftsführer von Rhein-Neckar Brandschutz, ließ sich kaltes Wasser in den Mund spritzen. Helene Schmitt lief ganz entspannt mit einem Gläschen Wein durch die Reihen. Nach einer Viertelstunde lagen Damian und Weisbrod gleichauf. Auch als Ionut mit der ersten vollen Kiste vom Acker zurückkam. Serkan Vural, Project Control Manager aus Schwetzingen, fand es jetzt schon nicht mehr so leicht. Auch Asim Grabovac und Daniel Shtufi – beide aus Neulußheim – erkannten, dass es „doch nicht so zack zack geht“. Pizza und Würstchen wurden angeliefert, für das Publikum.

Andreas Sturm ist eher der Salat-Typ

Die eifrigen Stecher mussten erst noch die Sandhügel verschließen und die Folien wieder herrichten. „Respekt an die Erntehelfer, die uns mit frischem Gemüse versorgen“, meinte Sturm. Er habe mit zwölf Jahren zum letzten Mal auf dem Spargelacker seines Großvaters gestochen. Spargelstechen sei wie Politik: „Man müht sich ab und hofft, dass was dabei rauskommt“. Er sei eher der Salat-Typ, entschuldigte sich einer der Stecher für seine magere Ausbeute. Christian Müller, Leiter der Seelsorgeeinheit Hockenheim, hätte „fürs erste Mal ganz gut gestochen“, lobte Moderator Cihad Baz. Es sei „anstrengender als in der Küche zu arbeiten“, befand Gastronom Mario Böhm.

Einige fühlten sich als „Sieger der Herzen“. Intensiv wurde über den Längsten und Dicksten diskutiert. Thomas Wiedemann steuerte den Krummsten bei. Tobias Schmitt hatte mit dem Sortieren und Wiegen alle Hände voll zu tun. Installateur und Heizungsbauer Alexander Milicevic aus Hockenheim kam stolz von seinem Startplatz in der ersten Reihe zurück. Serkan Vural übernahm mit 9,25 Kilogramm zunächst den ersten Rang. Christian Kramberg freute sich, mit 4,25 Kilogramm nicht der Letzte zu sein: „Das war das Ziel.“ Richard W. Damian träumte von Spargel mit Filetspitzen und dankte der Familie Schmitt für die Superidee. „Kauft regional und lokal, nicht beim Discounter. Unsere Landwirte versorgen uns mit frischen Lebensmitteln“, appellierte er.

Der spätere Sieger, Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod, gibt alles. © Dorothea Lenhardt

Sandro Camilleri, Inhaber des Restaurants „Trattoria Aquaria“ und neben Getränke Gaa und Richard W. Damian einer der Sponsoren der Veranstaltung, beklagte sich schelmisch über das Stecherwerkzeug und den harten Ackerboden. Für seine Pizza hatte er aber genug Stangen im Korb. Weisbrod war mit Abstand der beste Stecher, sage und schreibe 12,75 Kilogramm zeigte die Waage an. Die Hasenfahne flatterte im Wind, als der Sieger einen Präsentkorb als ersten Preis entgegennahm.

Sofort wurde gemunkelt, ob Weisbrod unter der Woche abends zum Üben auf den Spargelacker gekommen sei. Andreas Sturm zauberte aus seinem Korb den längsten Stängel. Aber nur für kurze Zeit, dann präsentierte Mario Böhm ein Prachtexemplar und zog an dem Abgeordneten vorbei. Der junge Gabriel wurde außer der Reihe für den längsten Spargel zum Ehrensieger gekürt. Alle Teilnehmer durften den gestochenen Spargel und einen leckeren Spargelsalat mit nach Hause nehmen. Im „Hoggemer Laden“ dürfte es an Pfingsten wieder vermehrt Spitzen im Angebot gehabt haben.

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Das erste Spargel-Wettstechen habe unter einem „sonnigen Stern“ gestanden. Nächstes Jahr soll es eine Neuauflage geben. Das amtliche Endergebnis: Erster wurde Stefan Weisbrod mit 12,75 Kilogramm und die Prämierung für den längsten Spargel ging an Mario Böhm.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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