„Lesung am HÖP“

"Dialektpapst" Arnim Töpel bittet in Hockenheim zur Krimistunde

Töpel glänzt am HÖP durch Nebenfiguren mit Charme, viel Witz und natürlich Passagen aus seinem Werk. Im Zentrum steht aber immer der Dialekt.

Von 
Andreas Wühler
Lesedauer: 
Ein Mann mit Profil: Arnim Töpel bei seiner Lesung in Aktion. © Lenhardt

Hockenheim. Der Kurpfälzer – ein „Deppes“ für immer? Gebrandmarkt durch seinen Dialekt und ausgestattet mit dem Charakter einer Walnuss – harte Schale, weicher Kern? Kabarettist Arnim Töpel hat sich mit seinen verschiedenen Programmen dem hiesigen Menschenschlag angenähert, vergleichbar mit Häutungen, ausgehend von seinem berlinerisch geprägten, Hochdeutsch sprechenden Elternhaus bis hin zu seinen Kriminalromanen. Von anfänglich sezierenden Beobachtungen des hiesigen Dialekts lebt er ihn mittlerweile, ja er groovt in ihm und fühlt seinen Verästelungen bis auf den Herzschlag nach. Kurzum: Töpel lebt den Dialekt, hat ihm in der Person von Günda, dem Tschief, einen Namen gegeben.

Die Location der HÖP-Wiese, gegenüber der Zehntscheune, bot dem Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) den passenden Rahmen zu seiner zweiten „Lesung am HÖP“: „Wunderschönes Wetter, dazu kostenfreies Parken, wenn Sie mit dem Rad gekommen sind“, begrüßte HMV-Geschäftsführerin Brigit Rechlin die zahlreichen Gäste mit einem augenzwinkernden Blick auf das „Boss“-Konzert am Vorabend. Zugleich hieß sie Geneviève Gansler von der gleichnamigen Hockenheimer Buchhandlung willkommen, die an einem Büchertisch die Töpelschen Kriminalromane anbot.

Mehr zum Thema

DJK

Sommerfest der DJK Hockenheim: Sport, Spaß und Spitzensport zum Anfassen

Veröffentlicht
Von
ska
Mehr erfahren
Schule am Kraichbach

Bratpfanne und Co. landen bei Hockenheimer Schülern im Sack

Veröffentlicht
Von
Corinna Perner
Mehr erfahren
Begegnungsgarten

Hotels für Ohrwurm, Biene und Co. in Hockenheim

Veröffentlicht
Von
Corinna Perner
Mehr erfahren

Zehn an der Zahl sind es mittlerweile, stellte Töpfel fest, der gleichfalls den Ort der Lesung lobte. Sonst im Pumpwerk auftretend habe er die neue Location vor Augen geführt bekommten – im Winter. Nun freute er sich, dass der Sommer die ersten Eindrücke bestätigt hat. Überhaupt die Eindrücke.

Vor über zehn Jahre habe er sich darüber geärgert, dass in den zahlreichen TV-Krimiformaten der hiesige Dialekt nicht vorkomme. Mit einer Ausnahme, aber da auch noch falsch. Weshalb er sich entschlossen habe, einen eigenen Krimi im Dialekt zu schreiben. Das war vor zehn Jahren, mittlerweile gibt es ebenso viele Bände mit Kommissar Günda, einen von hier, nämlich dem Tschief vun doo, der Chef der Sokodo. Ihm zur Seite steht sein Assistent Fritjof Freese, jung, engagiert, aus dem Norden stammend und völlig hilflos gegenüber dem hiesigen Dialekt.

Nebenfiguren mit Charme

Der Sidekick par excellence für Günda, den ihm Töpel da zur Seite stellt und mit dessen Hilfe er die natürliche Schönheit des hiesigen Dialekts zu seiner vollen Pracht entfaltet.

Der selbst, der in seiner Jugend die Anrede Dabbes noch für ein Kompliment hielt, wegen des Wohlklangs, kann nachvollziehen, welche geistigen Klimmzüge es Freese abverlangt, seinem Chef folgen zu können. Beispielsweise wenn de Tschief seinen Assistenten zum donke schickt, der nicht weiß, wem er danken soll. „Wie danken“, meint Freese, „ja Benzin“, antwortet der genervte Kommissar.

Das Schöne bei Töpel – selbst die Nebenfiguren sind mit Charme gezeichnet, haben ihre Eigenarten, doch hinter ihrem Dialekt, ihrem Gebrabbel verbergen sich Herz und Hirn. Der Kosmos von Glickerbach, in diesem fiktiven Dorf siedelt der Autor seine Figuren an, ist ein wohliger. Und, verriet er in Hockenheim ein Geheimnis, die Frage, welcher Ort der Kurpfalz sich dahinter verberge, sei einfach zu beantworten: alle.

Lieder als Untermalung

Fast zwei Stunden ließ Töpel diesen Kosmos auf der HÖP’schen Wiese lebendig werden, sehr zur Freude des Publikums, dazwischen immer wieder Lieder aus seinem reichhaltigen Repertoire – von „Samma widda gudd“ bis hin zum Evergreen „Ai laaf juh, juh laaf mie, laafe ma zamme,wu laafe ma hie“.

Ein beschwingter, glückseliger Abend, der nicht von ungefähr in der Erkenntnis endet „du kannschts net hewwe“, meint: „das Lewwe“.

Redaktion Zuständig für die Verwaltungsgemeinschaf

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung