Hockenheimring

Ein Festival der Elektromobilität auf dem Hockenheimring

12 000 Besucher besuchen das e4-Testival auf dem Hockenheimring und bekommen eindrucksvoll demonstriert, wie Elektromobilität den Weg in die Zukunft ebnet.

Von 
Stefan Kern
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In der Boxengasse beim e4-Testival sind die neusten E-Autos verschiedener Hersteller aufgereiht und bieten sich für eine Probefahrt an. © goeckel@gmail.com

Hockenheim. Das Wetter hätte besser sein können. Das Grau dominierte den Himmel über dem Hockenheimring und immer mal wieder standen die Pforten sperrangelweite offen. Doch dem Erfolg des e4-Testivals schien das nicht weiter zuzusetzen. Über 12000 Besucher machten sich am Wochenende auf, um die Elektromobilität in ihrer ganzen Breite zu erleben.

Vom kleinen Fiat 500 bis zum Kia EV9 - Dutzende E-Modelle können getestet werden

Der größte Reiz fand sich natürlich in den Testfahrten auf dem Ring. Dutzende Modelle, vom kleinen Fiat 500 bis zum Kia EV9 mit sieben Sitzen, durften hier auf der Strecke getestet werden. Und das wurde hier mit viel Freude getan. Aber – und das ist wichtig – dieses Elektromobilitäts-Festival nimmt mehr in den Blick. Denn wirklich nachhaltig ist die Elektromobilität erst, wenn die Energieversorgung regenerativ ist und die Stoffkreisläufe so weit als möglich geschlossen sind. Nur einfach den Benziner durch einen Elektro auszutauschen, führe in Sachen Nachhaltigkeit nicht zum Ziel, so auch Ursula Kloé, Partnerin und Mitveranstalterin des e4-Testivals. Weshalb es hier auch viel um regenerative Stromversorgung, Zweitnutzungspotenziale für Batterien und möglichst umfangreiches Recycling ging.

Für Kloé spiegeln die wachsenden Besucherzahlen einen allgemeinen Trend. Vielleicht gehe es nicht schnell genug, aber der Trend hin zur Elektromobilität zeichne sich deutlich ab. Auch Landrat Stefan Dallinger spricht in einem Grußwort von einer erfreulichen Entwicklung.

Im Vergleich zum Vorjahr sei der Bestand der zugelassenen Elektroautos im Rhein-Neckar-Kreis um 70 Prozent gewachsen. Was aber nicht heißt, dass es nicht noch viel Luft nach oben gebe. Denn in absoluten Zahlen sehe die Bilanz eher ernüchternd aus. Stehen hier doch 9311 E-Autos 342 000 Verbrenner gegenüber. Trotzdem sieht Dallinger die Gesellschaft an einer Schwelle zu „einem neuen Mobilitätszeitalter“, mit der nicht nur Antriebe, sondern ganze Produktions- und Nutzungssysteme neu gedacht werden können.

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e4-Testival in Hockenheim gibt Einblicke in die Elektromobilität

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Und hier stößt man auf dem Gelände schnell auf das Hockenheimer Unternehmen „Dellcon“. Das Unternehmen, das sich ursprünglich auf den Transport von Lithium-Batterien konzentrierte, versteht sich heute, so die Geschäftsführerin Nicola Jung-Dellori, als ein Kreislaufunternehmen, das die Nachhaltigkeitslücke bei der Elektromobilität schließen möchte.

Heißt, dass „Dellcon“ die Altbatterien KI-gestützt testet und je nach Potenzial entweder dekonstruiert und die einzelnen Bestandteile wieder in der Stoffkreislauf zurückführt oder sie zu stationären Speichern umnutzt. Letzteres sei für eine gelingende Energiewende wichtig. Jung-Dellori glaubt, dass es beim speichern darauf ankommt, möglichst viele dezentrale Einheiten zu haben, um eine sichere Energieversorgung gewährleisten zu können.

Und am Horizont denkt das schnell wachsende Unternehmen schon über das Reparieren von Batterien nach. Ein wachsender Ressourcenverbrauch erhöhe nicht nur den Umweltschaden, sondern befördere auch Abhängigkeiten, die dem Land, wie man mittlerweile weiß, gefährlich werden können. Es sind Ambitionen, die Tina Schick vom gleichnamigen Autohaus aus Weinsberg wichtig findet. Für einen Erfolg der Elektromobilität braucht es neben einer gut ausgebauten Lade-Infrastruktur auch ein nachhaltiges Ressourcen-Konzept. Andere wichtige Punkte zum Elektroantrieb sind in ihren Augen dagegen gelöst.

Die Reichweiten der Elektroautos sind nicht mehr das Problem

Bei den Reichweiten gebe es eigentlich keine Probleme mehr. Der neue E-Fiat 600 habe eine Reichweite von über 400 Kilometern, womit 98 Prozent aller Fahrten sicher und ohne Pause absolviert werden könnten. Darüber hinaus mache das Fahren eines Elektroautos einfach auch unglaublichen Spaß.

Auch die Technik und Ausstattung der E-Autos kann vor Ort eingehend inspiziert werden. Bei Fragen stehen Spezialisten parat. © goeckel@gmail.com

Ein Satz, hinter den sich wohl alle Besucher ohne Wenn und Aber gestellt hätten. Jan Bauer, der schon den E-Smart seines Opas gefahren ist, findet die Beschleunigung klasse. Darüber hinaus ist ihm der Umweltgedanke wichtig. Das Ziel muss sein, so wenig Umweltbelastung wie möglich. Ein Gedanke der auch Björn Klein, Vater von zwei, sechs und acht Jahre alten Kindern, mit Blick auf die Zukunft antreibt.

Leider sei bei der Mobilität in Sachen Reduktion von CO2-Emissionen bis dato kaum etwas bis nichts erreicht worden. Das müsse sich ändern, findet auch Kloé. Weswegen dieses e4-Testival so wichtig sei. Vorurteile abbauen und Vorteile aufzeigen, darum gehe es hier. Und wenn man die Besucher hier auf dem Hockenheimring, auf dem es normalerweise eher laut ist und nach Benzin stinkt, fragt, scheint das außerordentlich gut zu klappen.

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Jung und Alt stellten sich geduldig in die Warteschlangen für die Testfahrten und es fand sich niemand, der nicht im Superlativ von den Erlebnissen spricht. Die neunjährige Julia erkor die Fahrt gar zur „coolsten Fahrt ever“ und wird das e4-Testival so schnell wohl nicht vergessen.

Wäre schön, so Bernhard Herler, der schon viele Jahre mit dem Elektrowagen unterwegs ist, wenn diese Einstellung Allgemeingut wäre. Vermutlich würde dann die Elektro-Verbrenner-Bilanz auch in absoluten Zahlen besser aussehen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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