Theodor-Heuss-Realschule

Elternworkshop in Hockenheim: Technisches Wettrüsten in der eigenen Familie

Experten informieren in einem Elternworkshop über die Möglichkeiten, die Smartphone-Nutzung von Kindern im Blick zu behalten.

Von 
Marcus Oehler
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Oberkommissar Marvin Axtmann vom Polizeirevier Hockenheim informiert Eltern an der Heuss-Realschule in einem nicht voll besetzten Workshop über mögliche Probleme unkontrollierter Handynutzung durch Kinder. © Schule/Pitsch

Hockenheim. Das Smartphone mit all den digitalen Möglichkeiten ist allgegenwärtig und alltäglich – gerade auch an Schulen. „Wer erinnert sich schon regelmäßig und bewusst an die Anfangszeit der Handys oder gar an die Zeit davor“, fragt Marion Marker-Schrotz, die Leiterin der Hockenheimer Theodor-Heuss-Realschule (THRS). „Anfänglich hohe Kosten fürs Telefonieren und zum Schreiben von SMS, schwere brockenartige Geräte mit rudimentärer Antenne. Mit der Vorstellung des ersten iPhones brach 2007 eine neue Ära an, die längst die Klassen- und Kinderzimmer erreicht hat, vergleichbar in etwa mit der Erfindung der Dampfmaschine.“

Und weil Social Media, Influencer, Fotofilter, Virtual Reality, sexualisierte Inhalte, suchtmachende Spiele, Fake News und weitere bedenkliche Inhalte oft nahezu filterlos auf Schüler einprasselten, „die fast durch die Bank weg ein Smartphone besitzen und nutzen“, so Marker-Schrotz, hat der Elternbeirat der Heuss-Realschule die Initiative ergriffen und verschiedene Vorträge zum Thema „Smartphones – Risiken und Nebenwirkungen“ veranstaltet.

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Spätestens ab Klasse 5 hätte, betont die Schulleiterin dazu in einer entsprechenden Pressemitteilung, fast jedes Kind ein Smartphone, das zum Chatten, Spielen und Surfen einlädt. Ganz bewusst definiert sich dabei die Theodor-Heuss-Realschule als „Handy-frei“, was speziell auch die Nutzung in den Pausen betrifft. Einige der Klassen sind „offiziell“ mit iPads ausgestattet, bisweilen werden auch die meist mitgeführten Smartphones der Schüler unter Aufsicht der Lehrkräfte in den Unterricht „eingebaut“, um zum Beispiel etwas zu übersetzen, nach einer Erklärung auf Wikipedia zu suchen oder ein Quiz durchzuführen.

Elternworkshop in Hockenheim: Medienbildung im Unterricht

Der Nutzen dieser „Taschencomputer“ sei unbestritten und die Kinder sollten auch den Umgang mit den Geräten sinnvoll erlernen. Neben der notwendigen Anleitung und Begleitung durch die Eltern wird auch an der THRS im Fach „Medienbildung“ auf viele Aspekte eingegangen. Neben den vielen Vorteilen müssten aber auch die „Risiken und Nebenwirkungen“ benannt und diskutiert werden. Digitale Endgeräte sollten durch ihren Einsatz Lernkatalysatoren sein. Leider seien sie stattdessen oft Lernverhinderer – meist durch unreflektiertes und oft unkontrolliertes Konsumverhalten, was die Schule aber nicht komplett auffangen könne, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Im Anschluss an die Zeitreise der Schulleiterin erklärte Marvin Axtmann, Polizeioberkommissar am Polizeirevier Hockenheim und zuständig für Kriminalprävention, im jüngsten Vortrag anhand einer „typischen“ Situation, wie sie immer wieder zum Beispiel in einer siebten Klasse vorkommen könne, wie leicht es passieren könne, dass unabsichtliche oder leichtfertige Aktivitäten in sozialen Netzwerken oder Chats in Einzelfällen bis hin zu einer Sicherstellung sämtlicher Computer und Handys der ganzen Familie führen könnten. Besonders dann, wenn es sich um den Besitz oder Versand von gewaltverherrlichenden oder sogar kinderpornografischen Bildern oder Videos handele.

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In diesen Fällen seien die Sicherstellung aller Geräte und weiterführende Ermittlungen der Polizei meist unumgänglich. Dies, so ergab ein Blick in die Runde der erstaunten Mütter und Väter, war in dieser Deutlichkeit für die meisten dann doch neu und für den Moment machte sich auch Betroffenheit breit. Eine Überschlagsrechnung, dass Schulkinder durchschnittlich deutlich über 1000 Stunden im Jahr mit dem Smartphone verbringen, ergänzten die Ausführungen des Kommissars gefolgt von einem Appell, die Kinder bei der Nutzung von Smartphones anzuleiten und auch immer wieder hinzuschauen, was über den Handybildschirm flimmere.

Elternworkshop in Hockenheim: Ohne Führerschein unterwegs

„Einem zehnjährigen Schüler ,ohne Weiteres‘ ein Smartphone in die Hand zu drücken und mit ,freier Fahrt im Internet‘ auszustatten, ist in etwa das Gleiche, wie einem 17-jährigen Fahrschüler den Schlüssel eines vollgetankten Sportwagens zu überreichen und ab dann nicht mehr hinzuschauen“, schilderte Gisbert Loff in seinem Vortrag das Problem. Der stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der THRS ist als Diplom-Informatiker seit vielen Jahren beruflich an vorderster technischer Front im Internet „unterwegs“.

Für die Eltern gab es praktische Tipps, wie sie den Umgang mit Smartphone beziehungsweise den damit verbundenen Risiken im heimischen Wlan sinnvoll gestalten und die möglichen technischen Komponenten richtig einrichten. Zusätzlich zu den strafrechtlichen Aspekten griff Loff dabei auch die weiteren Risiken wie das mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigte Suchtpotenzial, finanzielle Abzocke, Mobbing im Schutz vermeintlicher Anonymität oder den Konsum von nicht altersgerechten oder extremistischen Inhalten auf.

Letztendlich fokussiert auf die Frage „Wer macht wann und wie lange was im Netz?“ wurden Einstellmöglichkeiten am heimischen Internetrouter vorgestellt, um einen zeitlichen und inhaltlichen häuslichen Rahmen für die Internetnutzung zu gestalten sowie auch die vielfältigen Einstellmöglichkeiten an Smartphones dargelegt. Die Eltern konnten ihr technisches Verständnis ergänzen, auch um im Zweifelsfall mit ihren oftmals versierteren Kindern „mithalten“ zu können. Bisweilen, berichtete der Referent, käme es zeitweise „zu einem Wettrüsten“ zwischen Eltern und Kindern. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer miteinander und tauschten ihre Erfahrungen aus. 

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