Hockenheim / Reilingen. Der Umgang mit einer beschädigten Batterie ist riskant und gefährlich. Wenn die Zellen durch einen Kurzschluss oder durch grobe Gewalteinwirkung von außen zerstört werden, können sie explodieren. Dabei ist es nicht unüblich, dass kleine Teile abbrechen und wie Geschosse durch die Luft jagen. Damit wurde die Hockenheimer Feuerwehr im Dezember vergangenen Jahres konfrontiert, als Lithium-Ionen-Batterien auf dem Firmengelände des Reilinger Unternehmens „DellCon“ brannten. Um 3.15 Uhr nachts musste sie ausrücken, um den Brand zu bekämpfen. Die Behandlung des Feuers schritt schnell voran, jedoch war der Umgang mit Batteriebränden für die meisten Feuerwehrleute eher die Ausnahme als die Regel.
Weil sich „DellCon“ auf den Transport und die Lagerung kritisch defekter Batteriemodule spezialisiert hat, erklärte sich die Firma dazu bereit, in einer Schulung vergleichbare Brandsituationen zu simulieren und zu erläutern. In Kooperation mit dem Ludwigshafener Chemiekonzern BASF, der Heidelberger Berufsfeuerwehr und den Freiwilligen Feuerwehren aus Hockenheim und Reilingen konnte so vor der Osttribüne auf dem Hockenheimring eine spezielle Fortbildung stattfinden.
Die Feuerwehrleute sollten einen besseren Einblick in die Brandentwicklung und Bekämpfung von gefährlich beschädigten Batteriezellen erhalten. Auch Vertreter der Stadtverwaltung und des Gewerbeamtes zeigten großes Interesse an der Veranstaltung, vor allem bezüglich möglicher Brandgefahren der E-Mobilität.
Feuerwehr übt in Hockenheim die Brandbekämpfung bei Batteriezellen: Enorme Wucht
Anhand künstlich herbeigeführter Defekte sollte gezeigt werden, welche Wucht hinter einer unscheinbar wirkenden Batterie steckt. Mit dem sogenannten „Nadeltest“ geht das am besten. Mitarbeiter von „DellCon“ positionierten sich dafür in schwerer Schutzkleidung, mit Helm und Visier vor einem Metallkäfig, in dem eine geladene Batteriezelle liegt. Dann stießen die Fachleute mit einem langen Spieß in die Zelle und lösten so eine kritische mechanische Beschädigung aus.
Die Folgen waren drastisch: Das Modul explodierte mit einem Knall und setzte dichten Qualm und damit auch giftige Dämpfe frei. Nun wurde es ernst, denn eine Batterie kann nicht gelöscht werden. Die chemische Energie innerhalb des Geräts kann auch Tage nach dem Unfall noch für einen Brand sorgen. „Noch zwei Wochen, nachdem wir eine Batterie geborgen hatten, entwickelte sie in einem Löschcontainer immer noch Hitze“, erklärte Markus Dellori von „DellCon“.
Die Fachleute kühlten das Modul deshalb erst mit Wasser oder Gel-Löschern ab, um es dann in einen Spezialcontainer einzulagern. Dieser ist mit „Pyro-Bubbles“ ausgekleidet, einem Material, das Rauchgas binden kann. Wenn die Batterie vollständig ausgebrannt ist, kann sie in einen speziellen Recyclingprozess eingegliedert werden.
Hockenheimring: Hier üben die Feuerwehrleute das Löschen und die Bergung einer geladenen Batterie
Selbst unter sicheren Bedingungen auf dem Gelände des Hockenheimrings ist das Löschen und die Bergung einer einzelnen zu 100 Prozent geladenen Zelle mit einer Leistung von 0.5 Kilowatt keine ungefährliche Aufgabe. Ein gewöhnliches Auto hat von diesen in etwa 200 Stück. Daher probten die Feuerwehrleute auch mit Batteriesystemen aus verschiedenen Fahrzeugen, die absichtlich miteinander kurzgeschlossen wurden.
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Entgegen den Erwartungen vieler erwiesen sich vor allem die Batteriesysteme aus E-Autos als besonders sicher. Kaum zu glauben, aber wahr: Das Modell eines deutschen Herstellers wollte auch nach massiver Gewalteinwirkung nicht brennen. Ein wesentlich höheres Brandrisiko haben E-Fahrräder und -Roller, da diese oft rabiat behandelt werden und daher eher gefährliche Beschädigungen aufweisen.
Batteriebrände löschen: Für die Zukunft gerüstet
Noch sind Batteriebrände keine Alltäglichkeit, trotzdem sind die Feuerwehren in der Umgebung für die Zukunft bestens gerüstet. Brandamtmann und Einsatzleiter vom Dienst (EvD) Sebastian Frank von der Berufsfeuerwehr Heidelberg meinte: „Brandsituationen wie diese werden uns in Zukunft mehr beschäftigen. Vor diesen Szenarien haben wir Respekt, aber keine Angst. Es gilt auch, trotz aller Aufklärung keine Angst vor E-Mobilität zu schüren.“
Auch der Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hockenheim Daniel Ernst zeigte sich zuversichtlich: „Besonders zu begrüßen ist die neu entstandene Kommunikation mit den Fachleuten von ,DellCon‘. Wir können nun kundige Berater zu Brandsituationen hinzuziehen, die uns zu jeder Uhrzeit zur Verfügung stehen. Auch mit der Feuerwehr aus Heidelberg stehen wir in engem Kontakt. Diese kann uns im Ernstfall mit ihrer Ausrüstung unterstützten.“
Die gestärkte Zusammenarbeit zwischen fachkundigen Brandexperten in der Region ist ein wichtiger Gewinn für die Gemeinden. Mit der Übung auf dem Hockenheimring bewiesen die beteiligten Feuerwehren aus Hockenheim und Reilingen abermals ihr selbstloses Engagement für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Die Schulung ist für alle Beteiligten ein weiterer Garant dafür, dass bei der Brandbekämpfung auch in Zukunft nichts dem Zufall überlassen bleibt.
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