Hockenheim. Sein 75-jähriges Jubiläum und Erntedank feierte der Landfrauenverein Hockenheim im festlich geschmückten Lutherhaus. Es gab ein Frühstücksbuffet, eine Fotoshow im Hintergrund, die die vergangenen Jahre des Landfrauenvereins Revue passieren ließ, und stimmungsvolle Musik. Nach einem Glas Sekt zur Begrüßung hieß Susanne Stohner vom Vorstand zunächst die zahlreich erschienenen Landfrauen und Gäste willkommen. In gelöster Atmosphäre bedienten sich anschließend alle am liebevoll angerichteten und reichhaltigen Buffet. Das Angebot reichte von Wurst, Schinken und Käse über Müsli bis hin zu Obstsalat und knackigen Brötchen, dazu der verlockende Duft von Kaffee, der den Raum erfüllte. Während des Frühstücks sorgte das bekannte Ketscher Trio von „ArtTours“ – Werner Ries an der Gitarre, Uli Hönig am Piano und Otmar Geiger am Bass – für die musikalische Umrahmung mit beliebten Volksliedern und alten Schlagern, die nostalgische Erinnerungen weckten.
Glückwünsche zum Jubiläum und Dankesworte für das langjährige ehrenamtliche Engagement überbrachten Birgit Rinklef und Nanette Frey vom Kreisverband, Gemeinderat Jochen Vetter als Vertreter der Stadt, Vertreterinnen der „Horan“-Gemeinden sowie Pfarrerin im Ruhestand Esther Kraus.
Der Hockenheimer Landfrauenverein steht allen offen
Zunächst aber nahm Susanne Stohner das Publikum kurz mit in die Anfangszeit des Vereins. „75 Jahre – das sind mehr als Zahlen und Ereignisse“, begann sie, „das ist Gemeinschaft, Bildung, Wandel, gelebt von starken Frauen.“ Gegründet wurde der Verein 1950, kurz nach dem Krieg, zu einer Zeit, als die Frauen noch ganz anderen Herausforderungen gegenüberstanden, wusste sie. „Gerade in der Nachkriegszeit war das Engagement der Frauen unverzichtbar“, erinnerte Stohner, „denn die meisten waren von den schweren Bedingungen besonders betroffen und gleichzeitig bereit, etwas zu verändern. Sie suchten Bildung, Austausch, Perspektiven.“ Von Beginn an wollte der Verein offen für alle sein: überparteilich, überkonfessionell, generations- und berufsübergreifend. Schon früh hatten die Landfrauen Solidarität gezeigt und in Flüchtlings- und Vertriebenenorganisationen mitgeholfen. „Seit 75 Jahren lebt der Verein dank der Frauen, die Verantwortung übernehmen und zusammenhalten. Ohne Ehrenamt geht nichts, ohne Herzblut noch weniger“, betonte Stohner. Deshalb galt ihr Dank allen, die diesen Verein getragen haben, früher, heute und ihn in die Zukunft führen werden.
Auch Birgit Rinklef vom Kreisverband Mannheim würdigte das vielfältige Wirken der Landfrauen und die zahlreichen durchgeführten Aktivitäten: Ausflüge, Fahrradtouren, Wanderungen, Stadtbesichtigungen, Bastelabende, Vorträge und Informationsveranstaltungen zu Themen aus Politik, Umwelt und Gesellschaft. In ihrer Ansprache hob sie hervor, dass der Verein ein wichtiger Bestandteil Hockenheims sei und ein Ort der Begegnung. „75 Jahre Landfrauen Hockenheim, das ist eine beeindruckende Leistung und ein denkwürdiger Tag für alle, die dem Verein verbunden sind“, sagte sie. „Es ist eine wunderbare Gelegenheit, auf die Errungenschaft, das Engagement und den Zusammenhalt der Landfrauen über all die Jahre zurückzublicken“, denn heute präsentiert sich der Landfrauenverein „offen, modern und zukunftsfähig“. Der Blumenstrauß, den sie dem Vorstandsteam – Traudel Dehoust, Susanne Stohner und Elvira Pfisterer – überreichte, war Ausdruck der Wertschätzung für die umsichtige Leitung des Vereins in all den vergangenen Jahren und den Willen, ihn weiterzuführen.
Grüße und Glückwünsche von Oberbürgermeister Marcus Zeitler sowie des Gemeinderats überbrachte Jochen Vetter. Auch er sprach seine Anerkennung für das erfolgreiche Wirken der Landfrauen aus und bekräftigte, dass der Verein für Hockenheim sehr wichtig und eine große Bereicherung sei. Beeindruckt zeigte er sich von so viel Engagement und unermüdlicher Einsatzfreude. Sie sind präsent in Hockenheim bei allen gesellschaftlichen Aktivitäten und bieten den Frauen vor Ort viele Angebote zur Gemeinschaft. Dem, was auf der Homepage steht, „Wir sind weiblich, lustig, herzlich, kreativ, neugierig und lieben die Gemeinschaft“, hat er nichts mehr hinzuzufügen und überreichte als Geschenk einen Umschlag.
Etwas ganz anderes hat Pfarrerin Esther Kraus mitgebracht: ein Brot. Für sie stehe Brot für alles, was es in der Landwirtschaft gibt. Und bei diesen Gedanken seien ihr die Erntedankfeste ihrer Kindheit vor Augen gekommen, die Vielfalt der ausgestellten Erträge und wie viel harte Arbeit das damals voraussetzte. „Die Arbeit war da, die hat getan werden müssen, wie sich die Frauen dabei fühlten, danach hat keiner gefragt“, erinnerte sie sich. „Das Brot“, sagte sie abschließend, „ist aus vielen Körnern gemacht, dabei ist es völlig egal, ob das Korn klein oder groß ist, dick oder dünn, kurz oder lang. Jedes Korn sorgt mit für den Geschmack.“ So seien die Landfrauen ein leuchtendes Beispiel für dieses Miteinander und Füreinander. Bei all ihren Aktivitäten bleibt das Bewusstsein, „wir sind ein Brot, das nährt, das schmeckt und uns alle am Leben hält“.
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