Hockenheim. „Vor fünf oder zehn Jahren hätten wir uns über den vorliegenden Tagesordnungspunkt sicherlich sehr gefreut und einem Kauf sofort zugestimmt. Heute ist die Situation leider eine ganz andere“ - Bärbel Hesping machte im Namen der CDU-Fraktion im Gemeinderat klar, dass sich die Zeiten geändert haben - in der Karlsruher Straße und bei den städtischen Finanzen. Weshalb der Gemeinderat mit großer Mehrheit für einen Verzicht auf Ausübung eines Vorkaufsrechts für das Grundstück Obere Hauptstraße 2 votierte.
Bekanntlich hatte die Stadt große Pläne mit dem Areal am Anfang der Karlsruher Straße rund um das ehemalige Hotel „Kanne“ kaufen wollen, um dort ein Einkaufszentrum als Besuchermagnet für die Innenstadt zu errichten. Durch Formfehler der Verwaltung war dort das Vorkaufsrecht verwirkt worden, der Traum vom Einzelhandelsschwerpunkt geplatzt. Folglich hätte auch der Ankauf des Eckgebäudes mit der markanten Sandsteinfassade keinen Sinn mehr. Fanden alle Fraktionen bis auf die Grünen.
Grüne wollen Hockenheimer Innenstadtentwicklung in städtischer Hand behalte
„Dieses Objekt sozusagen als ,Tor zur Karlsruher Straße‘ sehen wir als einen wichtigen Standort an, damit die Weiterentwicklung unserer Innenstadt auch in städtische Hand verbleibt - wer weiß, was sich noch auftut.“ Attraktive Grundstücke seien ähnlich knapp wie günstige Mietwohnungen, deshalb solle der Gemeinderat eines der letzten Gestaltungs-Filetstücke in der prominenten Lage nicht aus der Hand geben, sagte Fraktionsvorsitzende Elke Dörflinger im Namen der Grünen.
Der Kauf sei eine strategische Entscheidung, die nicht zu kurz gedacht werden dürfe, meinen die Grünen, die das Thema in die Liste ihrer Anträge zur Innenstadtentwicklung einreihten. Ihrer Auffassung nach könnte die Stadt ihr Entwicklungskonzept damit voranbringen und die Aufenthaltsqualität verbessern.
Das sahen die anderen Fraktionen anders. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, ein Abriss sei somit nahezu ausgeschlossen, eine Sanierung wäre finanziell nicht zu stemmen, sagte Bärbel Hesping angesichts von Projekten wie Realschule und Aquadrom.
Richard Zwick (SPD) reduzierte das „Gestaltungs-Filetstück“ zu einem „Fischstäbchen“, da die Nachbargrundstücke nicht bei der Stadt gelandet seien. Mit dem kleinen Einzelteil kann aus seiner Sicht nichts entwickelt werden. Seine Fraktionskollegin Aylin Kuppinger erinnerte dagegen daran, dass die Stadt das Nachbargrundstück in der Oberen Hauptstraße gekauft hat und man nicht wisse, was die Zeit bringt. „Wenn wir das jetzt auch noch hergeben, gehört uns irgendwann nichts mehr in der Innenstadt“, warnte sie. Vom alten Kern Hockenheims sei nichts mehr übrig geblieben.
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