Hockenheim. Einen Tag nach dem Einweihungsfest für das neue Bauhofgebäude stand die Baumaßnahme noch einmal auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Das Gremium nahm den Sachstandsbericht und die aktualisierte Kostenfortschreibung zur Kenntnis, stimmte den Mehrkosten in Höhe von rund 1,78 Millionen Euro zu und beauftragte die Verwaltung, nach dem endgültigen Abschluss der Maßnahme eine aktualisierte Gesamtkostenübersicht inklusive Abrechnungsbeschluss vorzulegen.
Oberbürgermeister Marcus Zeitler räumte „viele Probleme über die Jahre“ ein. Das neue Gebäude habe einen Vorzeigecharakter im Rhein-Neckar-Kreis. Hochbau-Abteilungsleiterin Katrin Pfisterer präsentierte anhand von Bildern des Bestandes vor 2022, dass auf dem Gelände vieles „nicht normgerecht und zusammengestückelt“ gewesen sei. Die bestehenden Gebäude und Anlagen hätten in ihrer Funktionalität und Struktur längst nicht mehr den Anforderungen eines modernen Bauhofbetriebs entsprochen.
Die Gesamtkosten für das neue Bauhofsgebäude belaufen sich auf 7,1 Millionen Euro
Im Mai 2022 war dem Gemeinderat ein erster Kostenrahmen in Höhe von rund vier Millionen Euro vorgestellt worden. Bis zum Juni 2023 kam die aktualisierte Kostenberechnung schon auf 5,32 Millionen Euro. Im Mai vergangenen Jahres bezifferten sich die Gesamtkosten dann auf 7,1 Millionen Euro. Zu niedrig angesetzte Zahlen, Krankheitsausfälle, Wechsel des Fachplanungsbüros, nicht berücksichtigte Komponenten, unerwartet aufwändiger Rückbau, Insolvenz des Heizungsbauunternehmens und Steigerung bei den Bau- und Energiekosten waren die Gründe für die immer weiter gestiegenen Mehrkosten. Jetzt fehlt nur noch die neue Eisspeicher-Heizung, so Pfisterer. Die beauftragte Firma sei dran an der Maßnahme.
Für Gabi Horn (FWV) ist die Verteuerung um mehr als 70 Prozent „eine erhebliche Belastung“ für den städtischen Haushalt. Die Baukosten hätten sich in den vergangenen Jahren massiv verteuert, dennoch bleibe die Frage: „Wie gehen wir künftig mit solchen Entwicklungen um?“. Dass nun ein Teil der Bauverwaltung im Bauhof integriert ist, bedeute kürzere Wege, bessere Koordination und Synergieeffekte im täglichen Betrieb, hob Horn positiv hervor. „Die Dimension der Kostensteigerung zeigt, dass wir bei künftigen Großprojekten noch genauer hinschauen müssen. Wir brauchen belastbare Kalkulationen, regelmäßige Kostenkontrollen und eine ehrliche Kommunikation im Gremium und gegenüber der Bürgerschaft“, forderte sie für die Freien Wähler. Der Bauhof sei eine wichtige Einrichtung für das Funktionieren der Stadt, dafür sei eine moderne, effiziente Infrastruktur und Ausstattung notwendig. „Dennoch sollten wir aus diesem Projekt lernen und die Erfahrungen für künftige Investitionen nutzen“, stimmte sie letztendlich der Kostenerhöhung zu.
Die Erneuerung des Gebäudes war laut CDU höchste Zeit – trotzdem kritisiert die Fraktion die Mehrkosten
„Man könnte den Bauhof auch als die Heinzelmännchen von Hockenheim bezeichnen – ohne sie würde vieles nicht funktionieren, was für uns selbstverständlich ist“, lobte Markus Fuchs (CDU). Es sei höchste Zeit gewesen, das bisherige, heruntergekommene und nicht zweckmäßige Gebäude zu erneuern. Für eine Solaranlage, eine nachhaltige Heizung und eine Trafostation für Elektrofahrzeuge habe man viel Geld in die Hand genommen. Dass ein Gebäude mit einer dreijährigen Bauzeit, das zudem auch mit dem Konkurs des beauftragten Heizungsbauunternehmens zu kämpfen hatte, teurer wird als erwartet, sei nachvollziehbar.
„Es fällt uns aber schwer zu verstehen, warum wichtige Teile nicht oder nicht vollständig eingeplant wurden und die Kostenschätzung schlichtweg zu niedrig angesetzt wurde. Von den 1,78 Millionen Euro Mehrkosten sind gute 75 Prozent auf Leistungen zurückzuführen, die von vornherein hätten berücksichtigt werden müssen“, kritisierte Fuchs. Nun müsse man sich rechtfertigen, warum der Kostenrahmen deutlich überschritten wird. Für die Zukunft wünschte er, „dass wir vorsichtiger sind bei der Auswahl der Fachbüros und der Gemeinderat regelmäßiger über Kostensteigerungen informiert wird“.
Der Gemeinderat stört sich an den entstandenen Mehrkosten, stimmt dem Beschluss allerdings zu
Marlene Diehm (SPD) ging auf die baulichen Veränderungen des Projekts ein und störte sich an den entstandenen Mehrkosten von rund 25 Prozent. Die „Kostenexplosion“ sei durch Unterschätzung, nachträgliche Zusatzleistungen, vergessene Komponenten, Anwaltskosten, Probleme mit der Bodenentwässerung, schlechte Architekturleistung, Insolvenzen und allgemeine Preissteigerungen zustande gekommen. „Das sind definitiv viel zu hohe Kosten sowie viele Fehler und Ungereimtheiten, die hier zusammenkommen“, monierte Diehm. Dennoch wolle man das Thema Bauhof nicht mit Schuldzuweisungen beenden, stimmte die SPD-Fraktionsvorsitzende dem Beschlussvorschlag zu.
Für Christian Keller (Grüne) erforderten die zahlreichen Mängel und schlimmen Zustände des Bauhofs rasches Handeln. Zukünftig müsse man bei der Auswahl der Planer aber sorgfältiger vorgehen. Der Neubau füge sich harmonisch ein, die Kostensteigerung bei dem Projekt hinterlasse aber eine „Delle im Haushalt“. „Der neue Bauhof steigert die Qualität unserer Stadt“, meinte Philipp Kramberg (FDP). Das neue Gebäude habe ein Stockwerk mehr bekommen. Aber es gebe auch vermeidbare Kosten, etwa wegen mangelhafter Planung und Fehlen einer ordentlichen Kontrolle, mahnte er „eine genauere Planung in der Zukunft“ an. Der Beschlussvorschlag ging bei einer Enthaltung durch.
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