Hockenheim. Es muss nicht immer der große Triumph sein, der starke Emotionen auslöst. Als um 15.43 Uhr die Videowand im Bürgersaal des Rathauses das vorläufige Ergebnis der Gemeinderatswahl anzeigt, schießt Frank Köcher-Hohns Faust in die Luft und die Mitglieder der SPD-Fraktion liegen sich in den Armen. Nicht, weil sie gewonnen, sondern weil sie nichts verloren haben. Sie behalten ihre vier Sitze und die Liberalen zwei, die ihnen den Fraktionsstatus sichern. Klare Sieger der Wahl sind aber die Freien Wähler, die erstmals die CDU als stärkste Kraft im Gremium ablösen und sieben Mandate holen. Die Union behält ihre sechs Sitze, die Grünen, beim Urnengang 2019 noch Gewinner, müssen den Verlust von zwei Plätzen am Ratstisch hinnehmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,62 Prozent, ein Plus von 4,6 Punkten.
Gemeinderatswahl in Hockenheim: Start-Ziel-Sieg für die Freien Wähler
Für die Freien Wähler ist es fast ein Start-Ziel-Sieg bei der Auszählung, nur nach der Auszählung des dritten von 13 Wahlbezirken ist die schwarze Säule etwas höher als die blaue – 29,88 zu 28,35 Prozent, dann wächst der FWV-Vorsprung schnell auf drei Prozentpunkte an und bleibt es bis zum Schluss mit 3,7 Punkten.
Mit 31,9 Prozent der Stimmen gehen die Freien Wähler durchs Ziel – Fraktionsvorsitzende Gabi Horn nennt das Resultat „überwältigend“, es liegt über acht Punkte über dem von 2019. Damit schaffen nicht nur alle fünf bisherigen Gemeinderatsmitglieder den Wiedereinzug, sondern sie erhalten Verstärkung durch „Shootingstar“ Steffen Großhans, der mit 6792 Stimmen das drittbeste Resultat überhaupt erzielt, und Marvin Weber. Kurios: Von beiden Neulingen saßen bereits die Väter für die Freien Wähler im Gemeinderat.
Die CDU kann die klaren Gewinne aus der Europawahl lokal nicht wiederholen. 28,2 Prozent bedeuten zwar rund 1,4 Punkte mehr, doch das schlägt sich nicht in Sitzgewinnen nieder. Die Fraktion verjüngt sich, da mit Hanna Bühler eine Jugendgemeinderätin auf Platz fünf gewählt wurde. Aline Kramer verpasst ihre dritte Ratsperiode nur ganz knapp, da ihre 2606 stimmen um neun von Jasmin Ullrich übertroffen werden.
Der SPD ist die Freude darüber anzumerken, dass ihr weder der negative Trend durch die Ampel im Bund noch die personellen Veränderungen geschadet haben. Schließlich fehlte mit der weggezogenen Marina Nottbohm das Zugpferd der vorangegangenen Wahl auf der Liste und auch der 2022 verstorbene Willi Keller hatte stets viele Stimmen für die Sozialdemokraten geholt. So kann Vorsitzender und Spitzenkandidat Jakob Breunig feststellen, der Generationenwechsel sei mit 16,6 Prozent (2019: 18,2) ohne Verluste überstanden. Durch seine Listenposition hat es für Ingrid von Trümbach-Zofka jedoch nicht mehr zum Wiedereinzug gereicht, die von der nach vorne gewählten Aylin Kuppinger überholt wurde.
Erleichterung pur bei Frank Köcher-Hohn: Der FDP-Fraktionsvorsitzende verbrachte bange Stunden vor Auszählung der letzten beiden Wahlbezirke, da die Liberalen unter sieben Prozent lagen und damit nur einen Sitz erhalten und somit den Fraktionsstatus eingebüßt hätten. Mit 7,3 Prozent (2019: 8,57) reicht es noch für Philipp Krambergs Mandat – der langjährige Sprecher des Jugendgemeinderats hat sicher viele Jungwählerstimmen erhalten.
Die Grünen waren vom Europawahlergebnis vorgewarnt: An ihnen würde der Bundestrend nicht schadlos vorübergehen. 16,1 Prozent bedeuten einen Verlust von 6,5 Punkten gegenüber 2019. Das kostet Larissa Rotter ihr Mandat, Oliver Grein trat nicht mehr an.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Hockenheim Nicht alles liegt nur am Trend