Hockenheim. Der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Hockenheim, Marcus Zeitler, lüftete am Dienstag das Geheimnis über den Gewinner des EU-weit ausgerufenen Architekturwettbewerbs zum Neubau der Kindertagesstätte (Kita) „Am Reiterplatz“. Hintergrund der Ausschreibung ist die Planung der Stadt Hockenheim, eine zehngruppige Kindertagesstätte am Reiterplatz, gegenüber der Feuerwehr, zu errichten, um den stark sanierungsbedürftigen Park-Kindergarten zu entlasten beziehungsweise abzulösen. Parallel hierzu wurde im Vorfeld ein Neubau im Gelände des Landesgartenschauparks als nicht realisierbar eingestuft.
Im Beisein des Mitglieds des beratenden und entscheidungstragenden Fachpreisgerichts, Prof. Gerhard Bosch (Hermann + Bosch Architekten, Stuttgart) wurde dem interessierten Publikum der Träger des ersten Platzes präsentiert.
Architekt Simon Fischer, Geschäftsführer vom Studio SF Simon & Architekten, Mannheim, konnte sich mit seiner Firma gegenüber 14 Mitbewerbern, die es in die Endausscheidung geschafft hatten, durchsetzen. Zweck des Wettbewerbs war es, die beste architektonische, funktionale und wirtschaftlich nachhaltige Lösung zu finden. Die Beurteilungskriterien enthielten unter anderem die Nutzungsqualität des Objekts und der Freianlagen sowie gestalterische Komponenten.
Neue Kita in Hockenheim soll in drei Bereiche aufgeteilt werden
Das Konzept vom Studio SF Simon & Architekten setzt auf „städtebauliche Qualität“, indem die versetzte Bauweise ein optisches Erkennungsmerkmal schafft, klare Freiräume bildet und für den Ort angemessene, bauliche Maßstäbe setzt.
Das Gebäude ist in drei Bereiche unterteilt und sorgt für eine simple Orientierung in kindgerechten Maßstäben. Der zentrale, mittlere Teil beinhaltet Verwaltung, Küche, Mensa, Personal- und Materialräume. Das in diesem Mittelteil verbaute Atrium verbindet mit kurz gehaltenen Wegen alle Ebenen auf spielerische Art und Weise. Daran schließen sich östlich der Bereich für Kinder unter drei Jahren und westlich die Räumlichkeiten für Kinder älter als drei Jahre an.
Spielplatz und Bäume: Wie die Hockenheimer Kita aussehen soll
Die Innenräume bestehen aus natürlichen und dauerhaften Werkstoffen, um ein ansprechendes Raumgefühl zu erzeugen. Der Außenbereich beginnt als frei gestaltbare und multifunktional nutzbare Belagsfläche und weitet sich dann in eine durchlässige Spiellandschaft aus. Ein befestigter Rundweg umschließt die zentrale Spiel- und Liegewiese und fungiert etwa als Bobbycar-Strecke für angehende Rennfahrer. Die beiden für die Altersklassen getrennten Spielbereiche enthalten unterschiedliche Angebote. Für die Kleineren entsteht ein Sandspielplatz, für den Sonnensegel und verschattende Bäume Schutz bieten. Den älteren Kindern wird ein breites Spektrum, bestehend aus Sandhügeln, Klettereinheiten sowie naturechten Baumstämmen und Findlingen geboten.
Besonders attraktiv und gefragt wird in der wärmeren Jahreszeit der Bereich für Wasserspiele sein. In den Randbereichen entsteht eine ursprüngliche Vegetation mit Wildblumenwiese und Bienenweide, um ökologisch wertvolle Räume zu schaffen. Dieses natürliche Angebot unterstützt das umweltpädagogische Konzept der Kita. Besonderes Augenmerk wird auf die Vermittlung einer gesunden Ernährungsweise mit teilweiser Selbstversorgung gelegt, was dadurch zum Tragen kommt, dass Gemüse- und Kräuterbeete, Beerensträucher und Obstbäume in die Außenanlage integriert werden.
Neue Kita in Hockenheim soll klimagerecht gebaut werden
Was die Themen Energie und Ressourcen anbelangt, so zeigten sich Oberbürgermeister Zeitler und Fachpreisgerichtsmitglied Bosch hoch erfreut, dass nach dem Leitsatz „Erst klimagerecht bauen, dann Bau gerecht klimatisieren“ verfahren wird. Die Zweigeschossigkeit des Gebäudekomplexes sorgt für eine geringe Versiegelung von Flächen, was durch eine extensive, teils intensive, Dachbegrünung forciert wird. Der Neubau besteht vorwiegend aus einer Holzskelettstruktur, die eine freie Raumaufteilung und flexible Nachnutzung verspricht. Großen Wert wird auf die Verwendung von gesundheitlich unbedenklichen Materialien gelegt. Die angestrebte Bauweise mit einer minimalen Verwendung von Beton verringert den Energiebedarf erheblich.
Der Strombedarf soll weitestgehend durch eine leistungsfähige Photovoltaikanlage gedeckt werden und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe versorgt die Fußbodenheizung, die auch als passive Kühlung Verwendung finden kann. Die Lüftungsanlage beinhaltet die Möglichkeit einer Wärmerückgewinnung, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden infolge dem Gemeinderat präsentiert und zur Entscheidung gebracht, bevor mit den tatsächlichen, baulichen Maßnahmen begonnen werden kann.
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