Hockenheim. Konzerte von Bruce Springsteen sind hoch emotionale Momente. In die Euphorie und Begeisterung von fast 80.000 Fans über den Auftritt des „Boss“ am Hockenheimring mischten sich am Freitagabend für viele Hundert Konzertbesucher Frustration und Verzweiflung, weil sie einen Teil der grandiosen Show verpassten – gestrandet auf den überlasteten Zufahrtsstraßen zu den Parkplätzen rund ums Motodrom an einem durch Ferienbeginn und Baustellenballung ohnehin für Mobilität neuralgischen Datum.
Appell an Kartenkäufer, frühzeitig zum Springsteen-Konzert anzureisen
In Kenntnis dieser Voraussetzungen hatten Veranstalter Live Nation sowie die Polizei an die Kartenkäufer appelliert, frühzeitig anzureisen. 90 Minuten vor Konzertbeginn hatten nach Polizeiangaben aber erst rund 15.000 Besucher ihre Plätze auf den Tribünen und im Infield eingenommen. Auf der A 5 ab Weinheim, auf der A 6 ab Rauenberg und auf der A 61 ab der Rheinbrücke bei Speyer geriet der Anreiseverkehr laut Polizei ins Stocken.
Wer Hockenheim bis zum frühen Nachmittag erreicht hatte, kam auf den Ring-nahen Parkplätzen P 1 und P 2 unter. Später eintreffende, von ihren Navigationsgeräten in die unmittelbare Nähe der Rennstrecke geleitete Autofahrer – die nicht nur aus der ganzen Bundesrepublik, sondern auch aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Tschechien und Ungarn stammten – hatten ein doppeltes Handicap.
Weit entfernte Parkplätze und kein Buseinsatz vor Ort
Sie quälten sich erst über die überlasteten Zufahrtsstraßen Richtung Ring, um dort vom Securitydienst auf die entfernter gelegenen (aber gleich teuren) Parkplätze an der Peripherie verwiesen zu werden und zwischen 45 und 60 Minuten Fußweg anzutreten. Shuttlebusse hatte der Veranstalter nicht eingesetzt, das örtliche Busunternehmen vor der nicht zu bewältigenden Masse der Fahrgäste kapituliert und den Dienst eingestellt. Taxiunternehmen aus der Umgebung hatten ihre Flotten nach Hockenheim verlagert.
Auch nach dem Konzert dauert es lange
Geduld mussten nach Konzertende gegen 22.15 Uhr auch jene Springsteen-Anhänger mitbringen, die dem Rat gefolgt waren, mit der Bahn zu kommen, bis sie Hockenheim verlassen konnten. Wie Oberbürgermeister Marcus Zeitler berichtete, haben Sonderzüge der Deutschen Bahn bis 2.21 Uhr die letzten 4000 Besucher abgeholt. Sie mussten dicht gedrängt vorm Bahnhof ausharren, dabei sollen mehrere Menschen kollabiert sein.
In Sozialen Netzwerken meldeten Autofahrer, sie hätten über zwei Stunden in ihren Fahrzeugen gewartet, bis sie die Parkplätze verlassen konnten – Tausende mussten über einspurige Straßen in Richtung Autobahnen abfahren.
Und dennoch: Polizei spricht von einem nahezu störungsfreien Verlauf
Trotz dieser Umstände spricht die Polizei von einem nahezu störungsfreien Verlauf. Die eingesetzten Kräfte hätten neben der Verkehrsregelung lediglich mit einer Streitigkeit um einen Parkplatz, einem Fall innerfamiliärer Streitigkeiten sowie der Zuordnung weniger Fundsachen beschäftigt gewesen. Eine Person sei aufgrund starker Alkoholisierung in Gewahrsam genommen worden.
Für OB Zeitler, der sich über den Eintrag der US-Rockikone ins Goldene Buch der Stadt freut, ist das Konzept von Stadt und Polizei, das die Überflutung der Wohnquartiere durch Parkplatzsuchende verhindern sollte, aufgegangen. Über Verbesserungen bei der ÖPNV-Versorgung will er mit dem VRN sprechen.
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