Hockenheim. Zum ersten Grünen-Stammtisch im Jahr traf sich der Ortsverband Hockenheim im Rondeau mit einem auch für Hockenheim sehr aktuellen Thema. Das Interesse war hoch und zahlreiche Gäste – interessierte Bürger und Landwirte – kamen zu dem Austausch und wie sich zeigen sollte zu einem langen Abend, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen.
Zum Thema „Die Wertigkeit unseres Bodens“ wurde Ingrid Hagenbruch, Vorsitzende des Bundesbündnisses Bodenschutz, als Hauptreferentin eingeladen. Eindrücklich führte sie in das Thema ein und hinterlegte ihre Aussagen mit statistisch gesicherten Zahlen. Boden sei nicht nur eine wichtige Ressource für die Landwirtschaft, er sei auch unabdingbar für das Leben der Menschen auf der Erde. 95 Prozent der Nahrungsmittel würden auf Boden wachsen.
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Wissenschaftlich gesichert sei, dass die Zerstörung des natürlichen Bodens, der Flächenverbrauch, mitursächlich ist für die Klimakrise und den Verlust der Artenvielfalt. „Der Boden ist wichtig für Tiere und Pflanzen und unsere regionale Versorgung.“ Daher sei es richtig, den Menschen die Bedeutung der natürlichen Funktionen des Bodens zu vermitteln und sie für die Auswirkungen des enormen Flächenverbrauchs in den letzten Jahren, der in Baden-Württemberg aktuell von 5,4 auf 6,2 Hektar täglich ansteigt, zu sensibilisieren.
Grünen-Stammtisch in Hockenheim mit Appell: Metropolregion wächst zu
„Gerade die Metropolregion ist eine der dicht besiedelsten Regionen überhaupt, der Flächenverbrauch nimmt dennoch weiter zu. Vor allem landwirtschaftliche Flächen werden weiterhin für andere Nutzungen freigegeben und fallen letztlich dem Bagger zum Opfer. Dies, obwohl regionale Versorgung immer mehr Bedeutung besitzt und obwohl man die kühlende Wirkung von Feldern inzwischen kennen müsste.“
Die 1. Änderung des im Dezember 2014 verabschiedeten einheitlichen Regionalplans Rhein-Neckar stehe an. Hagenbruch plädierte für eine Entwicklung in der Region ohne weiteren Flächenverbrauch und sprach sich für eine nachhaltige und intelligente Planung und Entwicklung durch Nutzung, Umnutzung, Ausbau bereits besiedelter und versiegelter Fläche aus. „Dazu gehört auch, Leerstände und Gewerbebrachen – die überall zahlreich vorhanden sind – zu erheben und in eine konsequente Stadtentwicklung zu integrieren“.
Grünen-Stammtisch in Hockenheim mit Appell: Stadt muss Strategie entwickeln
Bei der anschließenden regen Diskussion waren sich die anwesenden Grünen, Christian Keller, Adolf Härdle, Elke Dörflinger, Johannes Rausch und Karl-Heinz Sohn, mit den Gästen einig: Die Stadt Hockenheim müsse eine Strategie entwickeln, um einen unnötigen Flächenverbrauch zu verhindern. Im Zusammenhang mit der Flächennutzungsplanung setzten sich die Grünen in den rückliegenden Jahren gegen eine übermäßige Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten ein. Sinnvolle sozial und ökologisch verträgliche Verdichtungen und eine angepasste Bebauung – nicht nur Einfamilienhäuser – wurden für notwendig erachtet.
„Es ist für eine Kommune wichtig, dass die vorhandenen Flächen und Ressourcen effizient genutzt werden. Daher sollte die Kommune vor allem auf die Innenentwicklung statt auf die Außenentwicklung setzen“, so das Resümee des Abends. „Fruchtbarer Boden, der zur Verfügung steht, muss für die Landwirtschaft erhalten bleiben und von dieser genutzt werden, um unser aller Grundbedürfnis an Nahrung nachhaltig sicherstellen zu können.“ Die nach fachlichen Kriterien erfolgten Festlegungen von Flächen als Regionaler Grünzug und Vorranggebiet für die Landwirtschaft seien beizubehalten und dürften nicht „ohne Not“ geändert werden, war die einvernehmliche Grundhaltung.
Die Fragen „Was können Bürger speziell mit Blick auf die Stadt Hockenheim tun und welche Maßnahmen sind tatsächlich auch umsetzbar und leistbar“ waren zentral in der geführten Diskussion zwischen den verschiedenen Interessensgruppen von Landwirten, Bürgern und den Grünen.
Grünen-Stammtisch in Hockenheim mit Appell: Radtouren werden fortgesetzt
Im Zuge der Reihe „Reden wir übers Klima“ führte der Ortsverband Hockenheim im rückliegenden Jahr verschiedene Radtouren durch, die sich vor Ort über mögliche Windkraft-Standorte oder über die nicht immer erfolgreichen Aufforstungsmaßnahmen des Hockenheimrings im Zusammenhang mit dem Motodromumbau ein Bild machten. Gemeinsam mit der Fraktion plant der Ortsverband eine Fortführung der Reihe. Im zeitigen Frühjahr ist unter dem Arbeitstitel „In Hockenheim – da sind wir daheim“ eine Radtour in die weitläufige Kulturlandschaft vorgesehen.
Im August öffneten acht Hockenheimer Landwirte bei der „Hoggemer Höfe-Tour“, die vom Hockenheimer Marketing Verein (HMV) initiiert und veranstaltet wurde, ihre Höfe und ermöglichten vielen Besuchern den Blick hinter die Kulissen. Es ist davon auszugehen, so die Grünen, dass diese Veranstaltung, informativ und erlebnisreich zugleich, auch dieses Jahr Aufnahme in den Veranstaltungskalender findet und die Grünen hier mit einem Stand zum Thema Flächenverbrauch vertreten sein werden.
„Als Interessierte und Engagierte können wir uns für den Erhalt der Kulturlandschaft einsetzen. Das wird auf der kommunalen Ebene dann gut gelingen, wenn wir uns gemeinsam dafür einsetzen, auf den gewaltigen und teilweise unberechtigten Flächenverbrauch aufmerksam zu machen, uns für die Nutzung von Leerstand einzusetzen und die Bürger umfassender als bisher zu informieren“, so der Konsens zwischen den Teilnehmenden an diesem Abend. Hierbei brauche es jedoch die Bereitschaft aller kommunalpolitischen Entscheidungsträger und der Bürger zum fachlichen Austausch und ergebnisoffenen Diskussion.
„Wir müssen uns bewusst machen, dass unser Boden eine begrenzte Ressource und daher mit ihm nachhaltig und bewusst umzugehen ist“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der Grünen.
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