Gemeinderat

Historischer Beschluss zum Hockenheimring: Rund 5,5 Millionen Euro für Anteile

Der Gemeinderat stimmt aller Voraussicht nach am Mittwochabend dem Verkauf von 75 Prozent der Geschäftsanteile des Hockenheimrings an die Emodrom Group Holding zu, was die Zukunft des Rings sichern soll. Die neuen Partner, darunter die Assenheimer Gruppe und die Paravan GmbH, bringen verschiedene Fachkenntnisse und Investitionen ein.

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Matthias Mühleisen
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Einstieg ins neue Zeitalter des Hockenheimrings: Die Ansiedlung des Porsche Experience Centers, das 2019 eröffnet wurde, ist das erste große Projekt, das die Emodrom GmbH finanziert hat. © Lenhardt

Hockenheim. Der Beschlussvorschlag hat einen simplen Wortlaut: „Der Gemeinderat stimmt dem Abschluss der Verträge zur Weiterentwicklung des Hockenheimrings zu.“ Was mit dem Votum an diesem Mittwoch, 24. April, in der um 18 Uhr beginnenden Sitzung aber besiegelt wird, ist in seiner Tragweite mit keinem anderen Beschluss dieser Legislaturperiode vergleichbar.

Die Stadt und der Badische Motorsportclub (BMC), die derzeit sämtliche Geschäftsanteile der Hockenheim-Ring GmbH halten, treten 75 Prozent davon an die Emodrom Group Holding ab. Im Gegenzug wird die aus Haftungsverpflichtungen entlassen und erhält voraussichtlich 5,5 Millionen Euro für den Anteilserwerb sowie einen jährlichen Erbbauzins von einer Million Euro.

„Der ganze Hardtwald gleicht einem Heereslager“ waren Formulierungen in der Zeitung bezüglich Events wie diesem Motorradrennen während der NS-Zeit auf dem Hockenheimring. © Ernst Christs/Stadtarchiv

Große Erwartungen an die Gemeinderatssitzung zum Hockenheimring

Oberbürgermeister Marcus Zeitler hat die Zusammenkunft vorsorglich vom Bürgersaal in die Stadthalle verlegt, sollte das Interesse der Bürger die Kapazitäten des Rathauses übersteigen. Dass es so groß sein wird wie bei der Bürgerinfoveranstaltung, ist eher unwahrscheinlich. Denn dort wurden die Pläne, die die Emodrom und ihre Partner mit dem Hockenheimring haben, ausführlich vorgestellt, das Geheimnis, mit welchen Investoren die Ring GmbH die Zukunft sichern will, gelüftet.

Keine Gegenstimmen im Hockenheimer Hauptausschuss

Während sie in der Stadthalle großteils selbst vor Ort und für die Bürger ansprechbar waren, sind sie bei der Beschlussfassung nicht dabei. Große Spannung dürfte nach dem Votum des Hauptausschusses die Beschlussfassung nicht liefern. Nach Informationen unserer Zeitung hatte es dort keine Gegenstimmen gegeben, eine Fraktion hatte es vom Verlauf der Bürgerinfoveranstaltung abhängig gemacht, ob sie sich enthält oder dem Vorschlag zustimmt.

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Wie berichtet, stießen die Pläne, die die fünf mittelständischen Unternehmerfamilien aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen mit dem Ring haben, auf positive Resonanz bei den rund 600 Teilnehmern des Abends, Protest wurde nicht geäußert, Bedenken wegen zu geringer Einflussmöglichkeiten der Stadt zurückhaltend vorgetragen.

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OB Marcus Zeitler wird nach den Erfahrungen der Gemeinderatssitzung mit Beschluss über die Trägerschaft der städtischen Kindertagesstätten vom vergangenen September aber erst aufatmen, wenn die Stimmen ausgezählt sind und die Mehrheit dem Vertrag zugestimmt hat.

Unternehmen investieren in Hockenheimring-Entwicklung: Partner nicht wirklich neu

Die neuen Partner am Hockenheimring sind die Assenheimer Gruppe, die Timbra Group, die Unternehmensgruppe Dünkel, die Paravan GmbH sowie die Wirth Gruppe. Die Assenheimer Gruppe, Familienunternehmen seit 1911, ist Mercedes-Benz Pkw- und Daimler Truck-Partner und seit 2007 auch im Motorsport engagiert. Die Timbra Group von Tim Brauer beschäftigt sich mit Gewerbeimmobilien, Baulandentwicklung, Immobilienentwicklung und Bestandserhaltung, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien.

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Die Unternehmensgruppe Dünkel agiert in den Sparten Kies, Sand und Splitt, regenerative Energien und bringt eine Motorworld (Dienstleistungs- und Showzentrum rund um Autos und Motorräder) an den Ring. Die Paravan GmbH von Familie Arnold ist auf Fahrzeugtechnologie für Menschen mit Behinderung, Autonomes Fahren und Rennsport spezialisiert. Die Wirth Gruppe ist in den Bereichen Immobilien, Energie, Investment tätig, hat am Ring schon zwei Photovoltaikanlagen gebaut und betreibt Motorsport seit 2001.

Das sind die Details des Beschlussvorschlags

Die Emodrom Group Holding GmbH erwirbt von der Stadt Hockenheim und vom Badischen Motorsportclub 75 Prozent der Geschäftsanteile der Hockenheim-Ring GmbH. Der Preis für den Anteilserwerb beträgt voraussichtlich rund 5,5 Millionen Euro. Die genaue Höhe hängt vom Zeitpunkt des Vollzugs der Transaktion ab, der sich nicht exakt vorherbestimmen lässt.

Bei der Emodrom Group Holding handelt es sich um ein Unternehmen, dessen Anteile von den mittelbaren Gesellschaftern der Emodrom GmbH gehalten werden. Letztere wurde auf der Grundlage des Gemeinderatsbeschlusses vom 6. Dezember 2012 als Joint Venture zwischen der Hockenheim-Ring GmbH und der Rechtsvorgängerin der Emodrom Group Holding GmbH, der 4MP Holding GmbH, gegründet.

Das im Eigentum der Hockenheim-Ring GmbH stehende Grundstück, das im Jahr 2011 zur Stärkung der Bilanz der HockenheimRing GmbH von der Stadt eingelegt wurde, wird ohne Gegenleistung an die Stadt Hockenheim zurückübertragen.

Die an den Grundstücken des Hockenheimring-Geländes von der Stadt zugunsten der Hockenheim-Ring GmbH bestellten Erbbaurechte werden erweitert und verlängert. Sie ermöglichen im Anschluss eine erweiterte Bebauung.

Der Gesellschaftsvertrag der Hockenheim-Ring GmbH wird angepasst. Durch Zustimmungsvorbehalte zugunsten der Stadt Hockenheim wird abgesichert, dass die Gesellschafterversammlung (unabhängig von der Beteiligungshöhe der Stadt Hockenheim) wichtige Beschlüsse nicht gegen den Willen der Stadt Hockenheim fassen kann.

Zwischen der Stadt Hockenheim, dem Badischen Motorsportclub und der Emodrom Group Holding GmbH wird eine Gesellschaftervereinbarung abgeschlossen.

Die Stadt Hockenheim sichert sich vertraglich das Namensrecht an der Veranstaltungsstätte. Dafür zahlt die Stadt 90 000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer pro Jahr. Der Vertrag hat eine Laufzeit von acht Jahren. Die Stadt hat eine Option auf weitere acht Jahre. Sofern ein Co-Branding erfolgt, reduziert sich die von der Stadt zu zahlende Vergütung in angemessenem Umfang.

Die Stadt Hockenheim wird im Anschluss an den Fusionstag aus den für die Darlehensverbindlichkeiten der Hockenheim-Ring GmbH gestellten Sicherheiten entlassen. Das heißt, dass sie im Falle einer Insolvenz der Hockenheim-Ring GmbH nicht mehr gegenüber den Banken für die Verbindlichkeiten der Ring GmbH von 19 Millionen Euro aus dem Umbau (Stand: 31. Dezember 2023) haften muss.

Der Erbbauzins für das künftig als ein einziges Erbbaurecht überlassene Grundstück beträgt eine Million Euro pro Jahr und ist durch einen Anpassungsmechanismus wertgesichert. mm

In der Sitzung geht es unter anderem auch um den Maßnahmenkatalog des Hockenheimer Marketing-Vereins zur Durchführung des Hockenheimer Mai und das neue CI der Stadt, das überarbeitet wurde.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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