Theodor-Heuss-Realschule

Hockenheim Realschüler besuchen Dachau-Gedenkstätte

Geschichte lässt sich nicht ausblenden: Die Zehntklässler der Theodor-Heuss-Realschule besuchen auf ihrer Abschlussfahrt die Dachau-Gedenkstätte.

Von 
Marcus Oehler
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Bedrückende Atmosphäre: Auf dem Appellplatz des früheren Konzentrationslagers Dachau verliert sich der Einzelne. © THRS

Hockenheim/Dachau. Eine triste und bedrückende Stimmung ist eigentlich nicht das, was Schüler sich für ihre Abschlussfahrt wünschen. Doch für die 10 c und 10 d der Theodor-Heuss-Realschule (THRS) hatte dies an einem Mittwochmorgen einen ziemlich triftigen und wichtigen Grund. Auf der Klassenfahrt, die die beiden Klassen nach München unternahmen, bevor Ende Januar die praktischen Prüfungszeiträume beginnen, stand neben der Münchner Altstadt, den Bavaria Filmstudios oder einer Virtual-Reality-Zeitreise auch ein Besuch in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau an.

„Dachau ist Pflichtprogramm, wenn man das erste Mal in München ist. Es ist kein schöner Ort, aber die deutsche Geschichte lässt sich halt nicht ausblenden. In Deutschland muss man sich mit dem Thema auseinandersetzen und man muss es aushalten“, sagen die beiden Klassenlehrer Michael Daub und Michael Herzog, die die die Abschlussfahrt organisiert hatten.

Viele interessante Fakten gab es zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau, das als eines der ersten zunächst für politisch Verfolgte und dann mit seinen rund 300 mal 600 Meter kasernenartig angeordneten Gefangenenunterkünften als „Musterlager“ und organisatorische und bauliche Blaupause für die etwas später im Osten errichteten Vernichtungslager wie Auschwitz, Treblinka oder Sobibor gilt.

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Bemerkenswert war die Information, dass zur Zeit der Lagererrichtung vor den Toren Dachaus die damalige Bevölkerung positiv auf das Lagerleben eingestellt war, erhoffte man sich doch nach den entbehrungsreichen 1920er Jahren einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Konsum dort. Auch die direkt nebenan liegende SS-Kaserne sahen die Einwohner positiv, ließen zumindest alte Zeitungsartikel aus den 1930er Jahren schließen.

Bis in 1960er Jahre weiter genutzt

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Lager bis in die 1960er Jahre weiter genutzt – als Unterkunft für Flüchtlinge, etwa aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die bei den Dachauern nicht willkommen waren. Und so taten sich manche Parallelen zu heute auf. Die alte SS-Kaserne direkt neben dem Lager wird heute von der bayerischen Polizei als Standort genutzt.

Da in Dachau weitaus weniger Menschen ums Leben kamen als in den Vernichtungslagern im Osten, wurde von „nur“ rund 42 000 Todesopfern gesprochen. „Stellt euch vor ganz Hockenheim, Reilingen, Altlußheim und Neulußheim zusammen – so viele Menschen starben in Dachau“, zog Geschichtslehrer Herzog einen Vergleich, um diese Opferzahl fassen zu können.

Beeindruckend waren auch die teilweise noch originalen oder nachgebauten Gebäude. Die Schlafbaracken der Insassen, von denen zwei stehen, die viel zu engen Zellen, in die die Menschen je nach Willkür der Bewacher gesteckt und misshandelt wurden, und das Gaskammergebäude mit seinen davor geschalteten Umkleidebereichen, dem „Brausebad“ und Leichenverbrennungsöfen.

Der Kummer, die Traurigkeit, das menschliche Verbrechen war auf dem Gelände fast greifbar. „Und weil die SS-Soldaten auch bei Entsorgung der Asche wie auch bei allem anderen jegliche Pietät vermissen ließen und diese teilweise einfach hinters Haus oder auf die Erde gekippt wurde, befinden wir uns eigentlich auf einem großen Friedhof“, erfuhren die Schülerinnen und Schüler der THRS.

Der Eindruck dieser Unmenschlichkeit auf deutschem Boden wird ihnen in Erinnerung bleiben und die Bedrückung, die Ungerechtigkeit, die Trauer, die mit diesem und anderen Orten verbunden sind. Aber die deutsche Geschichte lässt sich nicht ausblenden, das hat ihnen der Besuch nachdrücklich vermittelt. zg

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