Vorbereitungen auf Hochtouren - Vorbereitungen auf den Restart laufen seit Monaten auf Hochtouren / Bad während der Schließung generalüberholt / Hygienekonzept erstellt

Hockenheimer Aquadrom ist für Wiedereröffnung bereit

Von 
Andreas Wühler
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Hockenheim. „Wir sind startklar.“ Die Botschaft von Bäderchef Gregor Ries ist eine deutliche Ansage – nach nahezu einem Jahr erzwungener Wartezeit fiebern er und sein Team dem Tag entgegen, an dem es die Corona-Pandemie wieder zulässt, das Bad für die Bevölkerung zu öffnen. Fast fühlt er sich dabei wie ein Trockenschwimmer, der es kaum erwarten kann, ins kühle Nass zu tauchen.

Das der Öffnung entgegenfiebern kann man sehr wohl nachvollziehen – seit der erstmaligen Schließung im Zuge von Corona-Welle Nummer eins hatte sich die Mannschaft vom Aquadrom auf den Tag der Wiedereröffnung vorbereitet. Und dies hieß nicht nur, das Bad ständig in Schuss zu halten, sondern auch, ein Hygienekonzept zu erstellen, mit dem die geplante Öffnung in die Tat umgesetzt werden kann, und Arbeiten durchzuführen, die im laufenden Betrieb nicht möglich sind.

Aquadrom

Vorbereitungen zur Öffnung laufen auf Hochtouren

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Den ganzen Tag im Bad zu sein und doch nicht im Bad zu sein – ein komisches Gefühl, das Ries mit einem Blick auf Manuel Lino-Bräuner beantwortet. Der Auszubildende im ersten Lehrjahr sieht im großen Schwimmbecken in der Halle mutterseelenallein seine Bahnen und ist damit die große Ausnahme. Denn das tägliche Schwimmtraining gehört zu seiner Ausbildung – allen anderen Mitarbeitern hat Ries das Baden untersagt. „Wenn die Hockenheimer nicht Schwimmen dürfen, dürfen wir es auch nicht“, gibt er die Richtung vor. Bei fast 40 Grad Celsius im Sommer vergangenen Jahres eine Haltung, die Respekt abnötigt. Dennoch, im Sommer allein im Schwimmbad, „da kann man Depressionen bekommen“, schildert Ries die nicht einfache Zeit.

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Zum Glück gab es jede Menge Arbeit, sich abzulenken. Obendrein ist nur ein Rumpfteam im Bad anwesend – 40 der 50 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Ober helfen an anderer Stelle in der Verwaltung aus, wenn Hilfe gebraucht wird. Beispielsweise beim Empfang an der Rathauspforte oder im Impfzentrum in der Stadthalle – wie auch schon bei dessen Vorbereitung – wie Christian Stalf, der Pressesprecher der Stadt, anerkennend feststellt: „Ein tolles solidarisches Verhalten innerhalb der Familie Stadtverwaltung“, lobt er die „hochmotivierte Truppe, die darauf brennt, das Bad wieder zu öffnen“.

Wie das funktionieren kann, darüber haben sich Ries und sein Team lange den Kopf zerbrochen, aber nun steht ein Hygienekonzept, das Sicherheit in Corona-Zeiten bietet. So wurde ein Ticketsystem installiert, mit dessen Hilfe der Verkauf der Eintrittskarten online geschieht. Interessierte Badegäste können dabei verschiedene Schwimmzeiten buchen, auch Kurzzeit wird möglich sein, und erhält mittels eines QR-Codes Zugang zum Bad.

Tickets im Online-System

Ries geht auch davon aus, im Sommer das Freibad zu öffnen. Dann sollen im Becken Bahnen abgesteckt werden, die ein abstandsfreies Schwimmsystem ermöglichen. Machbar, aber mit der Konsequenz, dass dann das Wellenbad nicht stattfinden kann. Tickets wird es also nur online geben, doch nicht jeder hat ein Smartphone oder einen PC. Weshalb im Bad Sprechzeiten eingerichtet werden, in denen Gutscheine eingelöst oder Tickets bar gekauft werden können.

Doch egal wie der Kunde an sein Ticket kommt – es wird Kontingente geben und wenn diese aufgebraucht sind, dann ist solange Schluss, bis wieder ein Platz im Bad frei ist. Und, fügt Ries hinzu, vorab werden, gesetz den Fall das Bad macht wieder auf, Schwimmer nur am Nachmittag ihre Bahnen ziehen können – der Vormittag ist den Schulen und dem Schwimmverein vorbehalten, samt der erforderlichen Reinigung, bevor die Öffentlichkeit eingelassen wird.

Für den Bäderchef eine wichtige Einschränkung. Durch den Lockdown hätten die Schwimmkurse von 200 Kinder abgebrochen werden müssen, weitere 400 Kinder seien in der Warteschleife, fürchtet er um eine Generation, die langsam das Schwimmen verlernt.

Im Bad selbst ist das Hygienekonzept auf Schritt und Tritt erkennbar. Überall weisen Schilder auf die Abstandsregeln hin, Liegen werden entsprechend aufgestellt und das „A“ des Aquadroms macht auf dem Boden den Mindestabstand vor Schaltern oder Automaten deutlich. Aussagen, die nicht nur fürs Bad, sondern gleichermaßen für ddn Saunabereich und die Salzgrotte gelten. Auch hier soll Abstand die Öffnung möglich machen. Nicht zu vergessen die überall aufgestellten Desinfektionsstationen.

Sollte es grünes Licht für die Öffnung geben, „können wir innerhalb einer Woche öffnen“, rechnet Ries vor: Die Mitarbeiter müssen aus der Kurzarbeit geholt werden, hier gilt es Fristen zu beachten, und das Bad muss nochmals gereinigt werden. Dann kann es losgehen. Auch deshalb, weil in den vergangenen Monaten kräftig Hand angelegt wurde, wie Ries schildert. So wurden beispielsweise im Keller Leitungen ausgetauscht, dazu mussten die Becken abgelassen werden, die Treppe zur großen Spaßrutsche wurde komplett erneuert, es wurde gefließt und gemalt, wo immer Bedarf bestand. Das Außengelände wurde auf Vordermann gebracht, Spielgeräte überholt, Sand gereinigt, Mulch ausgebracht – die Liste der erledigten Arbeiten ist lang und teuer: Rund 500 000 Euro wurden in das Bad investiert.

Noch sind nicht alle Projekte unter Dach und Fach, beispielsweise die Arbeiten im Bereich des alten Filterhauses. Hier stieß man noch auf alte Fundamente – bis auf eine Tiefe von vier Metern musste der Boden ausgebaggert werden. Nun ist er nivelliert, fertig für die Bodenplatte, auf der die Werkhalle errichtet wird. Diese soll die gesamte Technik des Bades aufnehmen.

Auch die vielen kleineren Maßnahmen fallen ins Auge. Dort führte eine neue Treppe ins Becken, an anderer Stelle sind Bäume gepflanzt und im Saunabereich ist der Bachlauf neu gestaltet, steht ein neuer Ofen in der Feuersauna. Längs des Stöcketwegs ist ein Bagger im Einsatz – vom Außenbecken wird ein Weg zum Solebecken gebaut, sodas man künftig das Bad gänzlich umrunden kann.

Noch die Sonnensegel - und fertig

Derzeit werden die Laufflächen um die Becken abgestrahlt, Sonnenschirme und -segel aufgebaut, dann dürfte das Bad für die Öffnung bereit sein. Bis dahin stehen noch einige „Nebenarbeiten“ an – über das Aquadrom läuft die gesamte Versorgung der Stadt mit Hygieneartikel. Ob Masken oder Desinfektionsmittel, alles wird von hier aus an Schulen, Kindergärten und Verwaltung verteilt. „Eine tolle Leistung“, lobt Stalf, der auch den großen finanziellen Aufwand der Stadt anspricht – gerne würde man es sehen, gebe es auch für kommunale Betriebe Fördermittel.

Stichwort Vorsorge: Neben dem wöchentlichen Coronatest, der jedem zusteht, bieten die Stadtwerke ihren Mitarbeitern alle 14 Tage einen kostenfreien Test an, sodass das Motto „Testen, testen, testen“, im Bad gelebt wird.

Noch ein Blick auf das dritte Betätigungsfeld von Ries und seinem Team: Marketing. Es wird neue Schilder fürs Aquadrom geben, „der Südring wird beflaggt“, freut sich Ries und vom Bahnhof her sollen Tafeln den Weg markieren. Und ein neues Motto für das Aquadrom und seine Wiedereröffnung gibt es auch schon: „Mir kumme widder“.

Ein Motto, in das Oberbürgermeister Marcus Zeitler aus vollem Herzen einstimmen kann. Die Gerüchte in den sozialen Medien, das Bad werde für immer schließen, ordnet sein Pressesprecher für ihn im Bereich des Unsinnigen ein. Im Gegenteil, Stadt und Stadtwerke stehen hinter dem Bad, fordern eine Öffnungsperspektive vom Land, denn klar sei auch, die Schließung ist auf Dauer existenzbedrohend. Von daher, so Stalf, „es gibt kein Vertun, wir wollen öffnen“.

Eine Grafik mit den aktuellen Corona-Zahlen gibt's hier:

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