Bilanz

Hockenheimer Band "Me and the Heat": Sehr gutes Jahr für „Musikdienstleister“

Profi Mike Frank von „Me and the Heat“ berichtet von erfolgreichem 2022 dank zurückgekehrter Firmenevents und beschreibt die Veränderungen der Branche.

Von 
Matthias Mühleisen
Lesedauer: 
Aus der Corona-Zwangspause entstanden und für Mike Frank in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall: Die Formation „Frank Family“ mit seiner Frau Christin Kieu (r.) und Tochter Sabah, hier im August im Stadthallen-Innenhof, ist sehr gefragt. © Lenhardt

Hockenheim. 2022 war ein sehr gutes Jahr für ihn und seine Bands und die Anzeichen für 2023 sind nicht schlecht: Von den Problemen der Konzertbranche waren der Hockenheimer Profikmusiker Mike Frank und seine Formationen „Me and the Heat“ sowie die „Frank Family“ nicht betroffen. Ab März war er permanent unterwegs sowohl in Deutschland als auch international. Dass es ihm so viel besser ging als dem Metier allgemein erklärt Mike Frank so: „Ich bin eben keine Kulturinstitution, sondern Dienstleister.“

Gleichwohl hat er die Veränderungen seit Beginn der Corona-Krise registriert: „Es hat sich alles neu sortiert. Viele Leute, die 2019 bei mir waren, haben aufgehört und machen etwas ganz anderes.“ Der gefestigte Optimist Frank hat das Beste daraus gemacht: „Das Schöne war, ich habe unheimlich viele neue Leute entdeckt – das ist eine Verjüngung für mich. Ich bekomme eine neue Aufgabe, muss neue Songs erarbeiten, weil ein anderer Sänger kommt. Es ist immer so: Eine Tür geht zu und eine andere geht auf.“

Familientrio als doppelte Stütze

Mike Frank, dem die Pandemie 2020 ein potenzielles Rekordjahr vereitelt hatte („wir hatten etwa 170 Gigs im Kalender, dann kam Corona und hat uns den Stecker gezogen“), ist es gewohnt, mit seiner Arbeit auf Veränderungen zu reagieren: „Nichts ist sicher. Selbstständigen, die von der Musik leben, ist das permanent bewusst. Ich muss aufstehen, um mich gut zu verkaufen.“ Das beste Beispiel sei sein Familientrio „Frank Family“ mit seiner Frau Christin Kieu und Tochter Sabah. „Das hat mich emotional und finanziell über Wasser gehalten.“

Mehr zum Thema

Nachhaltigkeit

Mehrweg statt Einweg: Wie sieht es in Schwetzingen aus?

Veröffentlicht
Von
Stefan Kern
Mehr erfahren
Im Interview

Cartoonistin Annika Frank aus Brühl: Einfach ein Lächeln herbeizaubern

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Entscheidend sei der emotionale Aspekt gewesen: „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn du nicht gebraucht wirst.“ Es habe ihn geschmerzt, dass es damals viele Menschen gab, die das nicht verstanden, sondern ihn damit trösten wollten, dass er doch Unterstützung vom Staat erhalte, ohne arbeiten zu müssen: „Wir arbeiten doch gerne. Ich will nicht daheim rumhocken.“

2020 sei für alle im Musikgeschäft schlimm gewesen, 2021 hätten viele sich Nischen gesucht und nicht mehr in Panik versetzen lassen. So habe sich dann auch der Krieg gegen die Ukraine nicht negativ auf seine Engagements ausgewirkt: „Es ist nicht ein Auftritt deswegen abgesagt worden.“ Gleichwohl sei es nach wie vor ein Phänomen, dass rund ein Fünftel der Leute, die Karten gekauft haben, nicht zum Konzert kommen. „Die trauen sich scheinbar nicht mehr, aus dem Haus zu gehen.“ Das bestätige ihm jeder Veranstalter.

So viel habe sich in der Livelandschaft verändert, Dinge, die früher blind funktionierten, liefen gar nicht mehr. Andere seien dagegen sehr erfolgreich, die er vorher für Quatsch gehalten hätte. Mike Frank hat sich darauf eingestellt: „Im Moment ist nicht so sehr die Kunst gefragt, sondern die Dienstleistung.“ Seine Auftraggeber, oft Konzerne, sagen: „Die Leute sollen sich im Glück in den Armen liegen und es sollen Synergien entstehen. Das ist meine Aufgabenstellung und das erfülle ich.“ Nach einer Messe sollen die Teilnehmer Spaß miteinander haben.

„Die Leute hatten extrem Spaß“

Dabei sei ihm nicht wichtig, ob er eigene Lieder spielt oder covert: „Hauptsache, die Leute haben Freude – und das hatten sie im Jahr 2022 extrem. Die Leute wollten halt einfach raus.“ Der Rastalockenträger kann sich noch gut erinnern, wann die Buchungsflut begann: am 29. März mit einem Auftritt für eine Versicherung in Dresden. Danach hatte er so viel zu tun, dass er nach zwei Jahren auf der Couch feststellte: „Ich brauche einen Fitnesstrainer.“ Die Schlagzahl der Engagements habe die ganze Band in Panik versetzt, ob sie das konditionstechnisch stemmen kann – sie trainierte und sie konnte. Die herausfordernde Vorbereitung habe sich gelohnt.

Viele Firmen hätten aufgrund der Unsicherheit im Hinblick auf die Corona-Einschränkungen ihre Weihnachtsfeiern zu Frühlings- oder Sommerfesten gemacht. Dazu kamen die seit 2020 angestauten Hochzeiten.

Wenn „nichts Komisches passiert“, erwartet der Musikenthusiast ein super Jahr. Vieles sei sehr spontan geworden – „außer Hochzeiten. Das sind die Einzigen, die sich ein Jahr im Voraus bemühen.“ Firmen dagegen hätten oft ihre Events kurzfristiger anberaumen und auf einen Montag oder Dienstag legen müssen, weil sie keine Caterer mehr gefunden hätten. Denen seien die Mitarbeiter abhandengekommen, ebenso wie den Technikern, die zur Industrie gegangen seien. „Die Bühnentechniker sind gesuchte Leute, denn sie sind Ad-hoc-Problemlöser.“

Frank hofft, dass sie wieder zurückkommen, wenn sich alles entsprechend normalisiert hat und länger läuft. „Ich kann verstehen, dass sie darauf noch nicht vertrauen.“ Der für seine Offenheit bekannte Musiker kann den „Panikmodus“ der deutschen Behörden in ihrem Umgang mit Corona nicht verstehen, den es nirgends sonst gegeben habe, wo er unterwegs war.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung