Oldtimerfreunde Hoggene Kurpfalz

Hockenheimer Oldtimerfreunde: Mit dem Porsche über die Scholle

Die Oldtimerfreunde Hoggene Kurpfalz sind ein Verein mit rund 50 Mitgliedern, die sich der Erhaltung und Präsentation historischer Traktoren und Fahrzeuge widmen. Sie nehmen regelmäßig an Festen und Umzügen teil und haben eine Vielzahl von Schleppern in ihrem Besitz.

Von 
Volker Widdrat
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Fritz Rösch auf seinem kleinen Hanomag-Schlepper, der wegen seines gewöhnungsbedürftigen Klanges auch „Ackermoped“ ge-nannt wird. © Widdrat

Hockenheim. Der alte Schlepper steht unter dem Scheunendach, als wäre er fast neu. Dabei hat der Oldtimer schon über sechs Jahrzehnte auf der Haube. Als der grüne Deutz-Traktor D 25 am 21. Mai 1959 in Bruchsal zugelassen wurde, erblickte Fritz Rösch gerade in Hockenheim das Licht der Welt. Vor Jahren hat sich der 64-Jährige seinen „Traumschlepper“ in Bretten gekauft. Das historische Stück war damals in der Zeitung inseriert. Zehn Eier vom Hof habe er damals auch noch mitgenommen, erzählt der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Hoggene Kurpfalz.

Der 2004 gegründete Verein wurde unlängst als 200. Mitglied in den Hockenheimer Marketing-Verein (HMV) aufgenommen. Rösch und sein Stellvertreter Ralf Dorn waren aus diesem Anlass mit zwei alten Traktoren in der Oberen Hauptstraße vorgefahren (wir berichteten). Rund 50 Mitglieder zählen die Oldtimerfreunde derzeit. Mit etwa 50 Schleppern in ihrem Besitz. Die Enthusiasten für alte Fahrzeuge und Maschinen sind alle mit dem Virus infiziert. Das hört nie auf. Die Leidenschaft bleibt für immer. Denn die guten Gefährte sollen nicht in Vergessenheit geraten.

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Bei Festen und Umzügen im Einsatz

Die betagten Traktoren sind überall der Hingucker. Im vergangenen Jahr waren sie bei der „Hoggemer Höfe Tour“ dabei, davor machten sie beim Handwerker- und Bauernmarkt in der Rennstadt mit, beeindruckten auf Lanz-Treffen oder tuckerten bei historischen Umzügen durch die Gegend. Die Oldtimerfreunde Hoggene Kurpfalz haben auch schon hundert historische Fahrzeuge auf einmal vorgestellt. „Wir sind gerne mit Leib und Seele bei der Sache“, sagt Rösch, der beim Sommertagszug am Sonntag, 17. März, mit dem Traktor wieder zwei Hockenheimer Blumenkinder als Frühlingsboten auf dem Anhänger mitnehmen wird. Sein Deutz-Modell D 25 wurde bereits 1958 angeboten, allerdings unter anderer Typenbezeichnung. Beim Design wechselten die gelben Zierlinien des 20-PS-Schleppers zu aufgesetzten und messingfarbenen Zierleisten.

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Besonders stolz ist der 64-Jährige auf den Güldner-Schlepper G 40. Zwischen 1963 und 1969 wurden für die G-Reihe über 7500 Traktoren produziert. Das bolzengeschaltete Gruppengetriebe hat acht Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge. Die ersten zwei Gänge der Ackergruppe sind als Kriechgänge ausgelegt. Rösch hat den Güldner Bulldog, für ihn die „Mutter aller Traktoren“, einst für 12 000 Mark gekauft und liebevoll restauriert.

Der Oldtimer-Freund zeigt uns einen Hanomag R 12 KB mit Zweitakt-Dieselmotor und 12 PS. Der kleinste Hanomag-Schlepper, der je gebaut wurde. Eine Rarität, die aufgrund des Klangs des kleinen, schnell drehenden Motors den Spitznamen „Ackermoped“ bekommen hat. Von 1953 bis 1957 wurden um die 8800 dieser Fahrzeuge mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen in Doppel-H-Schaltung produziert. Die Fahrerplattform hat eine gefederte Sitzschale und einen linken Kotflügelsitz.

Rösch nennt auch einen roten Porsche-Diesel sein Eigentum. Der Junior K hatte einen um etwa 28 Zentimeter kürzeren Radstand als die Ausführung L. Dadurch war dieses Modell für Landwirte konzipiert, die auf den Zwischenachsanbauraum verzichten konnten. Zwischen Oktober 1957 und Januar 1961 wurden 2800 Stück produziert. Ab 1958 war für dieses Modell mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen auch die Voith-Strömungskupplung erhältlich.

Der Porsche-Diesel Junior K, Höchstgeschwindigkeit 19,9 Stundenkilometer wurde von Oktober 1957 bis Januar 1961 produziert. Insgesamt liefen 2800 Schlepper vom Band und begeistern noch heute die Fans. © Volker Widdrat

Würstchen kochen als Extra

Der Allgaier-Traktor von 1949 ist mit einem Wasserverdampfer-Motor mit einem Zylinder und 22 PS Leistung ausgestattet. Über dem liegenden Motor befindet sich ein großer Wasserbehälter. Der Motor wird durch das Verdampfen von Wasser gekühlt. Der Name „Wurstkocher“ wurde dem Allgaier-Verdampfer verliehen, da man in dem Wasserbehälter auch Würstchen kochen konnte. Der Allgaier-Verdampfer war sogar ein Vorläufer des Porsche. Auf der einen Seite stand der Name Kaelble, auf der anderen Seite der Name Allgaier. Die beiden Konkurrenten haben sich Mitte der 1950er Jahre zusammengeschlossen, um den Porsche-Traktor vom Band laufen zu lassen.

Kein Wunder, dass die historischen Landmaschinen und ihre Besitzer bei den Schleppertreffen stets umlagert sind. Fragen werden gerne beantwortet. Für viele ältere Menschen sind die alten Maschinen schöne Kindheitserinnerungen. Aber die alte, unverwüstliche Technik begeistert auch heute noch. Ein besonderes Prunkstück im Verein ist auch der Lanz D 1616 des zweiten Vorsitzenden Ralf Dorn. Der Traktor von 1956 hat einen Einzylinder-Zweitakt-Dieselmotor mit 16 PS. Der robuste Kleinschlepper zeichnete sich durch niedrigen Kraftstoffverbrauch, große Zuverlässigkeit, hervorragendes Leistungsvermögen und gute Straßenlage aus. Er war das kleinste Modell der sogenannten Volldiesel-Baureihe. Nach der Übernahme durch John Deere wurde ab Sommer 1958 das Lanz-Blau durch Gelb-Grün ersetzt. Um eine bessere Bremsleistung zu erzielen, boten die Mannheimer auf Wunsch ab 1959 eine Motorbremse an.

Doch die Oldtimerfreunde Hoggene Kurpfalz, die sich regelmäßig an jedem ersten Donnerstag im Monat in der DJK-Vereinsgaststätte treffen, haben nicht nur Schlepper im Angebot, auch historische Autos und Motorräder werden gelegentlich präsentiert. So wie beim Termin mit unserer Zeitung. Rösch fährt einen VW Käfer 1303 aus der Garage. Der typische Klang des Heckmotors ruft Erinnerungen wach. Das Käfer 1303 Cabriolet wurde bis Januar 1980 produziert, dann ging eine Ära zu Ende.

Fabian Klett kommt mit einem GAZ-69 angefahren, einem sowjetischen Geländewagen mit Allradantrieb, der ab 1953 in Serie produziert wurde. In Rumänien wurde das Fahrzeug in verschiedenen Versionen von 1957 an in Lizenz gefertigt. Eine weitere Lizenz ermöglichte ab 1962 auch den Bau der Fahrzeuge in Nordkorea.

Klett hat das Modell Baujahr 1961 aus Privatbesitz gekauft, der Geländewagen war zuletzt bei der NVA in der DDR im Einsatz. Das Fahrzeug gilt als sowjetische Variante des Jeeps und wurde von Anfang an in zwei Modifikationen angefertigt. Das Grundmodell diente auch militärischen Zwecken. Militärfahrzeuge verfügten über einen Allradantrieb und einen leistungsstarken Motor.

Klett und Rösch wollen den restaurierten Oldtimer ausdrücklich nicht als Militärfahrzeug verstanden wissen. „Make Peace Not War“ steht auf einem eigens angebrachten Schild an der Heckklappe. Von den 60 000 Fahrzeugen sei etwa die Hälfte weltweit verkauft und exportiert worden, berichtet der 32-jährige Klett und zeigt das zweitürige Automobil, das über insgesamt acht Sitzplätze verfügt, die auf drei Banken verteilt wurden. Ein zweiter Kraftstofftank ermöglicht das Mitführen von zusätzlichem Kraftstoff. Weiterhin hat das Fahrzeug ein falt- und abnehmbares Leinwanddach.

Der GAZ wurde mit einem Vierzylinder-Reihen-Ottomotor ausgestattet, mit einer Nennleistung von 55 PS. Das Fahrzeug kann eine Geschwindigkeit von 90 km/h erreichen. Derweil hat Rösch seinen roten VW Käfer 1303 angelassen. Bald kommt das Frühjahr, dann wird es wieder Zeit für eine Ausfahrt.

Fabian Klett (r.) und Fritz Rösch wollen den restaurierten Oldtimer ausdrücklich nicht als Militärfahrzeug verstanden wissen. „Make Peace Not War“ steht auf einem eigens angebrachten Schild an der Heckklappe. © Volker Widdrat

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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