Verwaltungsgemeinschaft. Bei Freunden im Mehrfamilienhaus ist dieses Jahr im Advent ein Wichtel eingezogen. Er .hat eine Tür in einer Ecke des Treppenhauses und scheint sich da sichtlich wohlzufühlen. Mit den Bewohnern, vor allem mit den Kindern, kommuniziert er über Briefe, die er hinterlässt.
Mal hat er etwas gebacken, mal hat er sich eine Schlittenbahn gebaut, mal hinterlässt er Mehlspuren oder er hat es nicht geschafft, den Weihnachtsbaum hochzutragen, der dann unten im Flur in einer Ecke steht und darauf wartet, von Kindern zur Wichtelwohnung gebracht zu werden.
Wenn ein solcher Wichtel im Haus eingezogen ist, bekommt man ihn nie zu Gesicht. Aber er bringt Leben ins Haus. Er bringt Leute zusammen, er bringt Freude, er erinnert an die Hilfsbereitschaft, er regt die Fantasie an und er bringt Menschen zum Nachdenken.
Zunächst ist das ein schöner Brauch aus Skandinavien und auf den ersten Blick scheint mir solch ein adventlicher Hauswichtel mit der Botschaft von Weihnachten gar nichts zu tun zu haben. Oder doch?
In den Texten der Advents- und Weihnachtslieder heißt es: „Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn“, „Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein“, „Ewig steht dein Friedensthron“. Da wird von Freude gesungen, von Frieden, in anderen Liedern auch von Licht im Dunkel und Hoffnung.
Durch den Advent hindurch kann so ein Wichtel ja eine Art Vorbote sein auf das Größere, das an Weihnachten erst noch kommt. Für manche ist der Wichtel mit seinen Aktivitäten selbst schon ein kleines Licht im Dunkel des Alltags. Oder er kann ein Beispiel für uns sein, wie wir adventlich und weihnachtlich miteinander leben können: freundlich, anderen eine Freude machend und Menschen zusammenbringend, versöhnend, statt auseinandertreibend. Das gelingt ihm, obwohl er nie sichtbar ist.
Vorboten gibt es viele
Es gibt Vorboten von etwas Größerem: Adventswichtel und Menschen. Auch in der Bibel begleiten uns Vorboten, etwa Johannes, der Täufer, der zum einen zur Umkehr aufruft und zum anderen von dem spricht, der nach ihm kommt, der stärker als er selbst ist – Jesus. Umkehr meint, dass es gut ist, von Zeit zu Zeit auf das eigene Leben zu schauen und nicht einfach weiterzumachen wie immer. Weihnachten kann ein Anlass sein, Menschen aus dem Trott zu reißen, sie einfach mal zu unterbrechen. Es ist gut, kurz zu verschnaufen und sich den eigenen Lebensthemen zu stellen.
Die letzten Jahre haben uns allen gezeigt, dass es unserer Seele nicht guttut, wenn wir uns zurückziehen und nur in den eigenen vier Wänden bleiben. Vielen ist deutlich geworden, wie sehr sie Gemeinschaft vermissen und wie gut es ihnen tut, wenn jemand an sie denkt. Die Menschen in der Ukraine zeigen uns gerade täglich, welche Kraft Menschen entfalten können, wenn sie sich nicht auseinandertreiben lassen und wenn sie sich zusammen mit anderen für gemeinsame Werte einsetzen. Die jungen Menschen, die sich für das Klima und die Natur auf unserer Erde einsetzen, machen uns deutlich, was wirklich wichtig ist.
An Weihnachten wird Jesus geboren, Frieden auf Erden wird von den Engeln verkündet und den Menschen ein Wohlgefallen. Wenn es doch so einfach wäre!
Die Probleme bleiben und Unfriede oder Streit auch. Aber Versöhnung ist möglich und an Weihnachten zeigt uns Gott, dass der Lauf der Dinge beeinflusst werden kann, es muss nicht einfach so weitergehen. Gott zeigt uns, dass es möglich ist Erwartungen zu durchbrechen, festgelegte Bilder nicht zu erfüllen, neue Pfade zu betreten und Menschen Nähe zu vermitteln.
Für andere zum Wichtel oder Vorboten zu werden und ihnen Freude zu bereiten, das können wir alle. Gott hat den Trott unterbrochen und seinen Sohn in diese Welt geschickt. Das feiern wir.
Im Namen der evangelischen und katholischen Gemeinden der Horan-Region wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-hockenheimer-pfarrer-christian-mueller-wuenscht-sich-mehr-wichtel-_arid,2033511.html