Hockenheim. Pfarrer Johannes Heck verlässt die evangelische Kirchengemeinde Hockenheim. Mit Beginn des neuen Schuljahrs ist er als Pfarrer am Bach-Gymnasium Mannheim tätig. Am Sonntag, 24. September, 17 Uhr, wird er in einem festlichen Gottesdienst verabschiedet. Der Gottesdienst wird von Schuldekanin Christine Wolf sowie Pfarrer Michael Dahlinger und Diakonin Johanna Hassfeld geleitet und musikalisch von Kantor Samuel Cho gestaltet. Die Kirchengemeinde lädt im Anschluss zu einer Abschiedsparty ins Lutherhaus ein, wo die Möglichkeit besteht, sich vom Pfarrer Johannes Heck persönlich zu verabschieden. Im Interview zieht der 37-jährige Seelsorger Bilanz und äußert sich zu seinen neuen Aufgaben.
Herr Heck, was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst?
Johannes Heck: Es sind genau acht Jahre, die ich in der evangelischen Kirchengemeinde Hockenheim tätig war, davon die ersten beiden Jahre im Probedienst. Es war meine erste Stelle nach der abgeschlossenen Ausbildung, und ich muss sagen, ich hatte viel Glück. Allmählich aber machte ich mir Gedanken, was meine nächste Stelle sein könnte: Eine andere Kirchengemeinde oder einen anderen Bereich kennenlernen und mich da ausprobieren und vertiefen? Nach Gesprächen, die ich mit der Schuldekanin, meiner Vorgesetzten für den Schulbereich, geführt habe, konnte ich mir gut vorstellen, in den Schuldienst zu wechseln. Zu jener Zeit sah es nicht so aus, dass sich in naher Zukunft eine passende Gelegenheit dazu ergeben würde. Dass es dann so schnell ging, damit habe ich selbst nicht gerechnet.
Zur Person
- Johannes Heck ist 1986 in Mannheim geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur am Moll-Gymnasium studierte er Theologie in Heidelberg und Münster.
- Nach seinem ersten Examen war er bis August 2015 Lehrvikar im südbadischen Herbolzheim. Ab September 2015 bis August 2023 war er Pfarrer in der evangelischen Gemeinde Hockenheim, die ersten zwei Jahre davon im Probedienst.
- Johannes Heck ist mit der Erziehungswissenschaftlerin Stephanie verheiratet und hat zwei Kinder.
Diese Gelegenheit ergab sich dann doch.
Heck: Für mich hat sich ganz unerwartet die Chance ergeben, dass das Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium in Mannheim-Neckarau eine Stelle ausgeschrieben hat, die es in dieser Form davor noch nicht gab: eine ganze Stelle als Schulpfarrer, 80 Prozent für den Religionsunterricht, 20 Prozent für übergreifende Aufgaben wie Schulseelsorge, das evangelische Profil der Schule weiterentwickeln oder Gottesdienste und Andachten mit der Schulgemeinschaft vorbereiten und feiern. Ich habe mich beworben und habe die Zusage bekommen.
Wie erlebten Sie die Zeit als Pfarrer in Hockenheim?
Heck: Es war schon eine Umstellung für mich, aus einer Kleinstadt wie Herbolzheim, wo ich das zweijährige Lehrvikariat absolviert habe, in eine so große Gemeinde zu wechseln. Das erste Jahr bestand darin, anzukommen, alle möglichen Gruppen, Kreise, Gremien und die beiden Kindergärten kennenzulernen. Die Hockenheimer Gemeinde habe ich als sehr offen und wertschätzend erlebt. Für mich als Berufsanfänger war es ein Riesenglück, dass ich nicht alleine war und Menschen mit jeder Menge Erfahrung um mich hatte, die mich in den verschiedenen Arbeitsfeldern super eingelernt haben und die ich immer fragen konnte. Die große Herausforderung für mich war, dass ich noch im Probedienst die Geschäftsführung der beiden Kindergärten übernommen habe mit der Verwaltung und rechtlichen Verantwortung. Daraus ist auch mein inhaltlicher Schwerpunkt erwachsen, mich in die Familienarbeit der Gemeinde einzubringen. Mit anderen Eltern haben wir die Familienfreizeiten an den langen Wochenenden über Himmelfahrt ins Leben gerufen, ich habe versucht umzusetzen, dass wir regelmäßiger Familiengottesdienste in der Gemeinde feiern, die ich mit anderen Familien vorbereitet habe. Außerdem habe ich den sogenannten Neubürgerempfang initiiert, wo die Neugeborenen des letzen Halbjahres ins Lutherhaus eingeladen waren. Daraus sind schließlich viele rege Krabbelgruppe erwachsen.
Sie haben viel bewegt. Werden Sie das nicht vermissen?
Heck: Natürlich werde ich diese Arbeit, die Familienarbeit, vermissen, gleichzeitig freue ich mich, dass ich wieder mehr mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun haben werde. Diese Gruppe liegt mir sehr am Herzen und ich arbeite gerne mit ihnen. Ich habe in Hockenheim die Erfahrung gemacht, gerade nach den zwei Corona-Jahren, dass die Schulen wiederentdeckt haben, wie wichtig es ist, sich als Schulgemeinschaft zu erleben und zu pflegen. Ich werde aber auch die Kirche vermissen, weil es ein Ort war, wo ich viele Gottesdienste gefeiert habe, die Kolleginnen und Kollegen, die Beerdigungen, die intensiven und ehrlichen Gespräche mit den Trauernden, das gute Gefühl, ihnen ein bisschen Trost zu spenden.
Nun wartet eine neue Herausforderung auf Sie. Wie begeistert man Jugendliche heute für den Glauben, die Kirche?
Heck: Ich erlebe es so, dass die Jugendlichen teilweise schon begeistert sind, aber nicht für die überkommenen Formen von Kirche. Es braucht neue Gottesdienstformate, neue Formen von gelebter Gemeinschaft. Für die Idee an sich aber, dass der Glaube an Gott etwas Erfüllendes, Sinnstiftendes ist, das den Menschen guttut, dass man Religion weiterhin braucht, dafür muss man sie nicht zu begeistern. Nach der ersten Schulwoche bin ich total positiv überrascht, wie begeistert sie schon sind. So können wir uns gemeinsam auf die Suche nach neuen Formen machen, in denen Glaube gelebt werden kann.
Am Sonntag werden Sie in einem festlichen Gottesdienst gebührend verabschiedet. Auch wenn Sie sich auf die neue Aufgabe freuen, ein Abschied schmerzt immer ein bisschen, oder?
Heck: Diesen Abschied erlebe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Das lachende Auge ist die Freude, dass wir im Guten auseinandergehen und einen würdevollen Abschied feiern können. Das weinende Auge ist, dass ich halt doch viele Kontakte geknüpft habe, die ich so, wegen der vielen neuen Aufgaben, nicht werde weiter pflegen können.
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