Hockenheim. Mit beliebten Oldies eröffneten die Feuerwehrmusikkapellen Helmstadt-Bargen unter Leitung von Sascha Ries und Waibstadt unter Dirigent Andreas Zorn den Festakt des Kreisfeuerwehrverbandes in der Stadthalle in Hockenheim. Der Verein, am 1. Januar 1973 im Zuge der Kreisreform aus den ehemaligen Landkreisen Heidelberg, Mannheim und größtenteils Sinsheim entstanden, feierte am Freitagabend das 50-jährige Jubiläum.
Peter Statz moderierte die Veranstaltung. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Silvio Schädel, begrüßte die Ehrengäste, unter ihnen Oberbürgermeister Marcus Zeitler, seinen Vorgänger im Amt, die Ehrenmitglieder Bernd Dittes und Erich Butschbacher, Doreen Kuss, Dezernentin für Ordnung und Gesundheit des Rhein-Neckar-Kreises, sowie Stefanie Heck, Geschäftsführerin der vor kurzem neu eingerichteten Integrierten Leitstelle in Heidelberg.
Kreisfeuerwehrverband feiert in Hockenheim: Neues Ausbildungszentrum
Landrat Stefan Dallinger gratulierte dem Verband einen Tag nach dem „Tag der Feuerwehrleute“ am 4. Mai. Es sei ein starkes Zeichen, dass damals alle 54 Gemeinden in den Kreisfeuerwehrverband eingetreten sind. Er betonte das gute Verhältnis zur Kreisverwaltung. „Wir haben erkannt, dass wir im Bereich der regionalen Ausbildung Farbe bekennen sollten“, sagte Dallinger und kündigte den Bau eines regionalen Ausbildungszentrums in Leimen an. Der Kreistag habe zugestimmt. In Bruchsal würden Führungskräfte ausgebildet, hier die handwerkliche Ausbildung für die Region gestaltet. Dallinger plädierte dafür, das Ehrenamt hochzuhalten. Es gebe eine hohe Bereitschaft, in die Sicherheit der Bevölkerung zu investieren.
Er lobte die über 4300 aktiven Kameraden sowie die etwa 1850 Kinder und Jugendlichen. Der Nachwuchs sei „eine Ressource, die wir hegen und pflegen müssen.“ Es brauche auch mehr Quereinsteiger. „Alle Angehörigen der Feuerwehr tun etwas Einmaliges in ihrem ehrenamtlichen Engagement“, dankte der Landrat.
Oberbürgermeister Marcus Zeitler rief den Gästen ein herzliches Willkommen in der Rennstadt zu, „wo Kraftstoff noch mit Liebe, Leidenschaft und sportlichem Ehrgeiz verbrannt wird“. Das gab Beifall. Die Feuerwehr bleibe ein Teil der kommunalen Familie. Er forderte mehr finanzielle Unterstützung für die Feuerwehrmusiken. Vom Aussterben bedroht seien nicht nur Haubenlerche, Hamster und Fledermäuse, merkte Zeitler süffisant an. Das Land sollte mehr Geld investieren. Die Herausforderungen für die Feuerwehr würden ohnehin immer schwieriger.
Kreisfeuerwehrverband feiert in Hockenheim: Festansprache mir Rückblick
Die Festansprache hielt der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, Dr. Frank Knödler. Er ging in die Historie zurück, als sich Nord- und Südwürttemberg sowie Nordbaden bei Abstimmungen im Dezember 1951 für einen einzigen Südweststaat Baden-Württemberg aussprachen. Der Landesfeuerwehrverband berate Landesregierung sowie Städte und Gemeinden. „Wir fördern das Feuerwehrwesen in vielschichtiger Art und Weise“, meinte Knödler. „Kommunale Selbstverwaltung so viel wie möglich, Aufsicht nur so viel als nötig“, zitierte er den ersten Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Albert Bürger, der bis 1981 das Verbandsgeschehen geprägt hatte.
Die Einflüsse der Verbandsarbeit auf das Feuerwehrwesen seien wichtig. Ein Feuerwehrbedarfsplan durch den Gemeinderat gehöre dazu: „Klare Zahlen, Daten und Fakten entwickeln die Feuerwehr weiter.“ Er forderte eine Neuordnung des Bevölkerungsschutzes in einer von Krisen geprägten Zeit und blickte zurück auf die Corona-Pandemie, die Naturkatastrophe im Ahrtal sowie die aktuelle Flüchtlingskrise durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Man habe im Land leistungsstarke Feuerwehren, die gut ausgestattet und ausgebildet seien. Doch auch Baden-Württemberg müsse mehr investieren. Ein immer breiteres Aufgabenspektrum und eine Vielzahl an Gesetzen und Vorschriften seien zu erfüllen.
„Der Bevölkerungsschutz war lange in einem Dornröschenschlaf, wir brauchen eine Renaissance“, rief Knödler. Man werde sehr genau hinschauen, was die Enquete-Kommission des Landtags zu einer krisenhaften Gesellschaft für Handlungsfelder entwickeln werde. Wichtig seien „Vorplanungen von Szenarien“. Die unteren Verwaltungsbehörden müssten finanziell, materiell und personell gestärkt werden. Während der Pandemie seien in der Gesundheitsverwaltung 620 Stellen geschaffen worden, im Bereich des Bevölkerungsschutzes dagegen keine einzige, kritisierte der Präsident.
Kreisfeuerwehrverband feiert in Hockenheim: Gespannt auf Strategiewechsel
Er sei auch gespannt auf den Strategiewechsel bei den Investitionszuweisungen zur Förderung des Feuerwehrwesens: „Hoffentlich mit konstruktiven, entlastenden Lösungen.“ Er überreichte an Silvio Schädel den Ehrenteller des Landesfeuerwehrverbandes, dem über 42 Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände, einschließlich der Berufs- und Werksfeuerwehren, angehören.
„Mit Sang und Klang“ intonierten mehrere Spielmannszüge aus dem Rhein-Neckar-Kreis unter der Leitung von Armin Schmitt. Der Kreisstabführer erhielt an diesem Abend das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold verliehen für 40 Jahre Feuerwehrmusik. Außerdem wurde der Plankstadter Feuerwehrmann zum Ehrenmitglied des Kreisverbandes ernannt.
In der anschließenden Podiumsdiskussion gaben Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf, Kreisbrandmeister Udo Dentz, Oberbürgermeister Marcus Zeitler und Landrat Stefan Dallinger zum Thema „Klimawandel und die Auswirkungen für die Feuerwehren“ Stellungnahmen ab. „Wir müssen lernen aus dem, was passiert ist“, meinte Dallinger im Hinblick auf die Naturkatastrophe im Ahrtal. Dazu bedürfe es des Aufbaus von länderübergreifenden Kommunikationsstrukturen. Für Egelhaaf sei die Feuerwehr nicht getrieben, „sondern sie steuert mit“. Die Gemeinden müssten das aber auch wollen. Wie kann das Ehrenamt gestärkt werden? Zeitler hatte Antworten parat: Die Feuerwehr könne nicht immer nur einspringen, wenn anderen das Personal fehlt. Arbeitgeber, die Feuerwehrleute einstellen, müssten Vergünstigungen bekommen: „Wir fördern in diesem Land alles, aber nicht das Ehrenamt.“
Feuerwehr sei „zu 95 Prozent Handwerksarbeit“, meinte Kreisbrandmeister Udo Dentz. Von Wehren, Verwaltungen und Gemeinderäten müssten permanent Vorschläge kommen, wie man es besser machen kann. Der Verband sei das Sprachrohr, wie man Öffentlichkeitsarbeit vorwärtsbringen könne.
„In Harmonie vereint“ präsentierten sich alle anwesenden Musikzüge und Musikkapellen aus dem Kreis. Silvio Schädel stellte die neue Imagekampagne unter https://rnk.hundert12.info für die Feuerwehren im Rhein-Neckar-Kreis vor, die aktuell an diesem Abend startete. „Wir wollen der Feuerwehr ein Gesicht geben“, meinte er zum Abschluss der Feier.
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