Technologie-Truck

Hockenheimer Schüler lassen ihr Müsli von Rechner mischen

Schülerinnen und Schüler für innovative Industrieberufe begeistern: Das ist die Aufgabe des Angebots „Discover Industry“. Der gleichnamige Truck mit einer großen Ausstellung hat fürs Gauß-Gymnasium Station gemacht.

Von 
Jakob Roth
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Ein Lastwagen voller Technologie: Das Team von „Discover Industry“ zeigt den Gauß-Schülern, wie künstlicher Intelligenz oder neuartigen Scanverfahren funktionieren. © Norbert Lenhardt

Hockenheim. Die Welt hat sich in den letzten 30 Jahren vor allem durch wegweisende Fortschritte in der Computertechnik drastisch verändert. Die stetig zunehmende Technologisierung hat im Eiltempo neue Industriezweige und Produktionstechniken geschaffen, die für unseren westlichen Wohlstand seither unverzichtbar sind. Vor allem Baden-Württemberg gilt als einer der stärksten und effizientesten Wirtschaftsstandorte in Deutschland. Damit dies auch so bleibt, sind Arbeitgeber auf junge Menschen angewiesen, die sich für betriebsrelevante Themenbereiche wie Naturwissenschaften, Informationstechnik und Mathematik interessieren.

Schülerinnen und Schüler für innovative Industrieberufe begeistern: Das ist die Aufgabe des Angebots „Discover Industry“, das im Programm „Coaching4Future“ von der Agentur für Arbeit, Südwestmetall und der Baden-Württemberg-Stiftung finanziert wird. Ziel des Programms ist eine umfassende Berufsorientierung für Schüler, die ein ausgeprägtes Interesse an den sogenannten „MINT“-Fächern, also Mathematik, IT, Naturwissenschaften und Technik, haben.

Hockenheimer Schüler erleben technische Neuerungen hautnah

Zusammen mit den Coaches Dr. Domenic Kratzer und Sulejman Zahirovic erlebten die neunten und zehnten Klassen des Carl-Friedrich Gauß-Gymnasiums technische Neuerungen hautnah. In einem zweistöckigen Ausstellungsfahrzeug probierten sie diese auf knapp 100 Quadratmetern unter Anleitung der Coaches aus und lernten neue Entwicklungen kennen.

Mit 3-D-Druckern lassen sich zuvor abgescannte Figuren erstellen. © Lenhardt

Ein kurzer Einführungsvortrag machte deutlich, dass wir uns im Zeitalter einer neuen industriellen Revolution befinden. Bereits im 18. Jahrhundert wurden Arbeitsprozesse, die zunächst mit reiner Muskelkraft bewältigt werden mussten, durch die Entwicklung der Dampfmaschine automatisiert. Von der Fließbandproduktion über wegweisende Fortschritte in der Computertechnik entwickelten sich in den Siebzigerjahren erste maschinell gesteuerte Arbeitsabläufe.

Hochmoderne Computersysteme, die mit künstlicher Intelligenz oder neuartigen Scanverfahren arbeiten, sind Kennzeichen der „Industrie 4.0“. Wie diese technischen Neuerungen konkret genutzt werden, konnten die Ausstellungsbesucher an interaktiven Stationen quasi spielerisch erlernen.

Hockenheimer Neunt- und Zehntklässler lösen mathematische Aufgaben und steuern Roboterarm

So musste anhand einer mathematischen Aufgabe ein Roboterarm gesteuert werden. Es galt, den Arm, der sich auf einem Koordinatensystem bewegt, durch die Eingabe von x- und y-Koordinaten zielgenau auf Lichtpunkte zu steuern.

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Schüler Felix Henze hatte an dieser Herausforderung besonders viel Spaß. „Das Spiel war wie ein kleines Rätsel aufgebaut und hat mir deswegen sehr gut gefallen.“ Coach Sulejman Zahirovic erläuterte zudem die pädagogischen Hintergründe der Stationen: „Wir versuchen immer, einen Bezug zu Schulfächern herzustellen. Durch die Anwendungsbeispiele möchten wir vermitteln, dass die MINT-Fächer für die Industrie elementar wichtig sind. So hoffen wir, Schüler für diese Bereiche begeistern zu können.“

Diese Arbeit scheint Früchte zu tragen, wie Felix Henze vermuten lässt. So berichtete der Schüler: „Ich kann mir auch gut vorstellen, später einmal im MINT-Bereich zu arbeiten, besonders Mathematik und Physik machen mir Spaß.“

Gaußianer aus Hockenheim sind begeistert von einer intelligenten Abfüllanlage

Eine intelligente Abfüllanlage zog die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich. Über eine Software kann eine Plastikkugelmischung aus drei verschiedenen Kugelbehältern zusammengestellt werden, die in einen Plastikbecher abgefüllt werden soll. Die Informationen dafür werden auf einem Chip gespeichert, der danach auf der Oberfläche des Bechers angebracht wird. Die Maschine scannt den Chip und kann den Becher nun selbstständig und individuell befüllen. So ist es möglich, das gleiche Produkt in unterschiedlichen Varianten in einem einzigen Produktionsablauf herzustellen. Dieses Prinzip kommt zum Beispiel bei selbst zusammengestellten Müslimischungen oder bestimmten Autokonfigurationen zum Einsatz.

High-Tech zum Ausprobieren: Felix Kopczynski, Flavio Carvatta und Adgar Mak. © Norbert Lenhardt

An einer weiteren Station können sich Schüler gegenseitig „einscannen“ und so 3-D-Modelle von sich selbst erstellen lassen. Durch die „Augmented Realtity“-Technologie war es den Ausstellungsbesuchern möglich, eine echte Kettensäge abzuscannen und diese in einem dreidimensionalen Computermodell zu dekonstruieren. Zusätzlich konnten eine VR-Brille und ein 3-D- Drucker ausprobiert werden.

Die durchdacht gestalteten Stationen überzeugten die Schülerinnen und Schüler. „Ich finde es beeindruckend, wie viel Arbeit in diesem Truck steckt“, staunte Schülerin Sophie Weber. Lehrer Tobias Korn war vom Konzept des Ausstellungsfahrzeuges hellauf begeistert: „Das ist Digitalisierung und Industrie zum Anfassen! Wir bewerben uns jedes Jahr für das Programm. Es ist wirklich schwer zu bekommen, die Nachfrage ist extrem hoch.“

Talent und Berufung am Gauß-Gymnasium Hockenheim entdecken

Vielen Schulen fehlen häufig praxisbezogene Unterrichtsideen, besonders in den „MINT“-Fächern. Eine konkrete Berufsorientierung ist für junge Schülerinnen und Schüler somit elementar wichtig und besonders motivierend. Mit dem Besuch bei der Ausstellung „Discover Industry“ geht das Gauß-Gymnasium daher seit mehreren Jahren einen wichtigen Schritt. Junge Menschen können in die Welt der technischen und wissenschaftlichen Berufe spielerisch eintauchen. So entdeckt der ein oder andere vielleicht ein Talent, einen Beruf oder eine Berufung.

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