Tabakmuseum

Hockenheimer Tabakpionier: Seiner Zeit oft meilenweit voraus

Die Nachfahren von Landwirtschaftspionier Philipp Schwab überreichten eine Erinnerungsmedaille von 1855 an Altbürgermeister Werner Zimmermann.

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Ein Gastbeitrag von Altoberbürgermeister Gustav Schrank
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Maike Imhoff (v. l.), Alida Imhoff, Altbürgermeister Werner Zimmermann und Irmgard Imhoff bei der Übergabe einer Medaille von der Weltausstellung 1855 aus dem Besitz Philipp Schwabs an das Tabakmuseum. © Lenhardt

Hockenheim. Philipp Schwab (1806 – 1864), von 1854 bis 1857 Bürgermeister von Hockenheim, hatte sich intensiv mit dem Tabakanbau befasst. Dadurch nahm dieser in Baden und der Pfalz einen Aufschwung, wie man ihn einst nicht für möglich gehalten hätte. Deshalb galt Schwab schon unter seinen Zeitgenossen als „Koryphäe unter den Tabakbauern“. Die Stadt Hockenheim ehrte den Tabakpionier, indem sie eine Straße nach ihm benannte.

Dieser Tage schenkte nun die Familie Imhoff, zu deren Vorfahren Philipp Schwab zählt, dem Tabakmuseum eine Medaille aus dem Nachlass ihres berühmten Ahnherrn. Die Medaille hat einen direkten Bezug zur Weltausstellung, die 1855 in Paris veranstaltet wurde. Bei dieser spielte neben der Industrie und der Schönen Künste die Landwirtschaft noch eine große Rolle. Es ist deshalb anzunehmen, dass auch der Landwirtschaftspionier Philipp Schwab zu den über fünf Millionen Besuchern zählte.

Wertschätzung für Engagement

Bei der Pariser Weltausstellung wurde Franz Stollwerck, der Kölner Produzent von Bonbons und Schokolade, als einer der wenigen Aussteller aus dem deutschsprachigen Raum mit einer Medaille für seine Hustenbonbons ausgezeichnet. Offensichtlich ließ der Schokoladenfabrikant die Medaille für verschiedene Persönlichkeiten reproduzieren, denn nur so ist heute zu erklären, wie auch Philipp Schwab in den Besitz dieser Medaille kommen konnte. Wer sich die Medaille genauer anschaut, wird Interessantes entdecken: Auf ihrer Vorderseite befindet sich ein Porträt von Kaiser Napoleon III., während dessen Regentschaft die Weltausstellung stattgefunden hat. Die Rückseite der Medaille zieren 20 Wappen der an der Ausstellung beteiligten 34 Länder sowie der folgende Text: „Exposition o Universelle o Agriculture o Industrie o Beaux o Arts o Paris 1855 o“. Im unteren Teil der Medaille ist der Name Ph. Schwab eingraviert.

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Vermutlich zollte Franz Stollwerck mit der Medaille dem auf dem landwirtschaftlichen Gebiet so erfolgreichen Pionier Philipp Schwab seine Anerkennung. Wie dem auch sei, ist die Medaille eine schöne Erinnerung an den bedeutenden Tabakpflanzer aus Hockenheim. Verständlich, dass Altbürgermeister Werner Zimmermann, der Vorsitzende des Vereins für Heimatge-schichte Hockenheim, die Medaille aus den Händen von Alida Imhoff im Beisein ihrer Tochter Maike und Schwiegertochter Irmgard Imhoff dankbar entgegennahm. Sie findet nun im Tabakmuseum ihren würdigen Platz.

Philipp Schwab stammte aus Steinsfurt bei Sinsheim, wo er am 20. November 1806 das Licht der Welt erblickte. Er war das einzige Kind des Ochsenwirts Adam Schwab und dessen Frau Sabina. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Mannheim verbrachte er seine Lehr- und Wanderjahre in Paris und London. Dadurch verfügte er über gute französische und englische Sprachkenntnisse.

Hohes Ansehen in jungen Jahren

Mit 25 Jahren heiratete er die Ochsenwirtstochter Susanna Fuchs aus Hockenheim, die „Ochsenwertssanne“. Sein Schwiegervater war Johann Georg Fuchs, eine im Lande bekannte Persönlichkeit. Fuchs, nach dem in Hockenheim ebenfalls eine Straße benannt ist, war Landtagsabgeordneter und Berater der Badischen Regierung in Landwirtschaftsfragen. Er hatte sich vor allem im Wiesenbau große Verdienste erworben. Ihm gehörten die Hockenheimer Gaststätten der „Goldene Ochsen“, der „Schwarze Adler“ sowie die „Silberne Kanne“. Letztere übernahmen Philipp und Susanna Schwab im Jahr 1835.

Schwab war bald ein hoch angesehener Bürger in Hockenheim. Einige Jahre war er auch Bürgermeister, legte dieses Amt aber vorzeitig nieder, um sich vermehrt der Landwirtschaft, insbesondere dem Wiesenbau und mehr noch dem Tabakanbau widmen zu können. So war er unermüdlich tätig und auch im Ausland vielfach auf Reisen, unter anderem im Banat, der Woiwodina und in Wien. Dort hielt er im Palais des Erzherzogs Albrecht von Österreich einmal sogar einen Vortrag vor dem späteren Kaiser Franz Josef und der Hofgesellschaft. Sein Thema: „Verbesserungsmöglichkeiten in der Bewirtschaftung der Krongüter.“

Im Jahr 1851 sandte ihn die Großherzogliche Landwirtschaftliche Zentralstelle in Karlsruhe nach Holland mit dem Auftrag, dort die holländische, in hoher Blüte stehende Tabakkultur zu beobachten. Seine in Holland gesammelten reichen Erfahrungen legte er dann in der Schrift „Der Tabakanbau in der Pfalz und in Holland“ nieder, die Herder in Karlsruhe 1852 verlegte und in Fachkreisen Aufsehen erregte.

Uneigennütziger Helfer

Im Übrigen hatte Schwab die 1860 erfolgte Gründung der ersten Hockenheimer Zigarrenfabrik Piazolo & Ikrath von Philipp Schwab angeregt. Auch insofern wurde sein ausgeprägter Wesenszug einmal mehr verdeutlicht, sich für seine Mitmenschen und Standesgenossen uneigennützig zu engagieren.

Philipp Schwab starb am 22. August 1864 im Alter von 58 Jahren. Zu seinen unmittelbaren Nachfahren zählen 13 Kinder sowie später die Hoteliersfamilien Seitz (Hotels Kanne und Luxhof) sowie Andreas und Maike Imhoff.

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