Hockenheim. In einer Gesprächsrunde mit unserer Zeitung nahmen Verwaltung, Polizei und Hockenheim-Ring GmbH noch einmal Stellung zu den teils chaotischen Verkehrsverhältnissen während der vergangenen Großveranstaltungen in der Rennstadt. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand das Konzert von Bruce Springsteen am 21. Juli.
Das Springsteen-Konzert hatte das Vierfache an Besuchern als Einwohnerzahl Hockenheims
Oberbürgermeister Marcus Zeitler macht noch einmal klar, dass es in diesem Jahr tolle Großveranstaltungen gegeben habe, bei denen nichts passiert sei. Dennoch gebe es in vielen Bereichen Optimierungsbedarf, räumt er ein. Das Bruce-Springsteen-Konzert habe immerhin das Vierfache der Einwohnerzahl von Hockenheim an den Ring gezogen.
Die An- und Abreise der Fans sei sicher nicht optimal verlaufen, „aber auf eine gerade eingerichtete Baustelle auf der Autobahn oder den Ferienbeginn in mehreren Bundesländern können wir eben nicht reagieren“. Zeitler wehrt sich gegen eine pauschale Verurteilung, „die da oben machen doch nichts“. Stadt, Polizei und Veranstalter stünden immer im regen Austausch.
Das Springsteen-Konzert hatte später als geplant begonnen, weil viele noch im Stau gestanden hatten. „Wer allerdings um 17 Uhr in Karlsruhe losfährt, kann auch nicht pünktlich ankommen“, sagt Polizeirevierleiter Volker Jungkind. Sein Kollege Kai-Björn Müller pflichtet ihm bei. Der Konzertabend selbst sei ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Es sei eine nahezu störungsfreie Veranstaltung gewesen.
Ordnungsamtsleiterin Doris Trautmann verweist auf das in enger Zusammenarbeit mit der Polizei erarbeitete Verkehrskonzept: „Das wird laufend fortgeschrieben.“ Damit habe man schon beim folgenden Glücksgefühle-Festival erfolgreich einen ersten Probelauf gehabt. Den Frust vieler Fans wegen der hohen Kosten bei den Parktickets und der Bezahlung per App kann die Verwaltung verstehen. „Das wird es so auch nicht mehr geben“, meint Zeitler.
Dass es in der Innenstadt zu einem hohen Verkehrsaufkommen durch Parkplatzsuchende kommt, könne man auch nicht verhindern. Ein von vielen Besuchern geforderter Shuttleservice sei ebenfalls nicht so einfach einzurichten, gibt Ring-Geschäftsführer Jochen Nerpel zu bedenken. Die Masse an Fahrgästen könnte gar nicht bewältigt werden. Dann würden die Busse selbst auf den Zuleitungen zum Motodrom im Stau stehen und es käme womöglich zum Stillstand auf den Shuttle-Routen.
Viele Fans hatten sich für die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entschieden. Trotz des Appells der Veranstalter, frühzeitig zum Springsteen-Konzert zu kommen, hatten sich viele auch da noch Zeit gelassen. Das richtige Chaos kam nach der Großveranstaltung. Auf dem Bahnhof mussten Tausende Besucher auf Züge in Richtung Karlsruhe und Mannheim warten. Die Bahn hatte viel zu wenig Sonderzüge eingesetzt. Die Polizei musste am Bahnhofsvorplatz dennoch keine Vorfälle registrieren. „Es war alles sehr entspannt“, so Jungkind.
Der Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, Jorn Teske, weist auf die sensationellen Konzertereignisse in Hockenheim in diesem Jahr hin: „Wir sollten uns freuen, dass wir die Möglichkeit haben, solche Weltstars hierher zu bringen.“ Vor allem das mit 130 000 Karten ausverkaufte Glücksgefühle-Festival habe seinem Namen alle Ehre gemacht. „Wir sollten wirklich stolz sein“, meint Teske. In den Sozialen Medien werde schnell alles madig gemacht. Diese Events brächten auch Wirtschaftskraft in die Region, betont Zeitler. Hotels und Gastronomie im weiteren Umkreis profitierten davon.
Das Positive bei Großveranstaltungen auf dem Hockenheimring soll nicht vergessen werden
Dem Oberbürgermeister fehlt die positive Hervorhebung solcher Veranstaltungen. „Polizei und Stadt werden dann so hingestellt, dass sie nichts zustande kriegen“, erklärt Zeitler und räumt ein, dass es manchmal auch Kommunikationsfehler gebe: „Das ist doch aber keine böse Absicht.“ Insgesamt nur 13 Beschwerdemails habe er bekommen, die meisten hätten auf die Parkgebühren abgezielt. Die habe er an die Ring GmbH weitergeleitet. „Wir waren nur der Vermieter der Parkflächen“, so Nerpel.
Bei einer derartigen Großveranstaltung gebe es immer Optimierungspotenzial, ist sich die Runde einig. Wer nichts macht, macht auch keine Fehler, so die einhellige Meinung. „Wir kümmern uns, damit die Prozesse besser ablaufen“, bekräftigt Zeitler. Bei den Vorbereitungen für 2024 arbeiteten Stadt und Ring GmbH an den Problemen bei der An- und Abreise.
Eins ist für die Polizei aber auch klar: „Sicherheit geht vor Schnelligkeit – das steht über allem“, so Revierleiter Jungkind, der ebenso wie der Verfasser dieses Artikels am 4. Juli 1992 beim Konzert der Super-Band Genesis im Motodrom war. Mit 100 000 begeisterten Fans, die zum Teil bis 4 Uhr morgens auf die Abfahrt mit dem Auto warten mussten. Aber damals gab es aber nicht die Möglichkeit, in den Sozialen Medien ungehemmt beleidigend zu kritisieren.
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