Hockenheim. Ein Abschied nach 42 Jahren im selben Domizil löst meist Wehmut aus. Die Beschäftigten der Volkshochschule und der Musikschule Hockenheim empfinden nichts dergleichen. Die Trennung vom Gebäude in der Heidelberger Straße 16 A schmerzt sie kaum, denn ihr künftiger Dienstort bietet so viele Vorzüge gegenüber dem denkmalgeschützten Gebäude von 1890, dass die Freude klar im Vordergrund steht. Nach Ende der Pfingstferien sind die beiden Einrichtungen in der Arndtstraße zu finden.
Aus dem dortigen Containergebäude ist im Frühjahr die Schule am Kraichbach ausgezogen in die benachbarten Container, die die Hartmann-Baumann-Schule genutzt hatte, bevor sie ihren Neubau einweihte. Nachdem die Hochbauabteilung der Stadt die Räume in der Arndtstraße nach den Bedürfnissen von Volkshochschule und Musikschule hat umgestalten lassen, begann Ende April der Umzug. Der Bauhof schleppte Tische, Stühle und Schränke durchs historische Treppenhaus und transportierte sie über die kurze Strecke zum Gebäude gegenüber der Arndtstraße, das schon vor fünf Jahren für die Bildungseinrichtungen auserkoren wurde.
VHS-Geschäftsstellenleiterin Katja Adrian und Musikschulleiter Christian Palmer fallen eine ganze Reihe von Gründen ein, warum sie sich auf die neuen Räumlichkeiten freuen und den bisherigen nicht nachweinen werden. Dem als Schulhaus errichteten Bau an der Ecke Heidelberger Straße/Parkstraße sei sein Alter anzumerken: Es ist schlecht isoliert und nicht barrierefrei. Die Gaseinzelöfen bekommen die hohen Räume im Winter nicht richtig warm, im Sommer kann es dagegen unangenehm heiß werden.
Auch der Zuschnitt der Räume ist nicht ideal für die Erfordernisse von Kursen und Musikunterricht – zum Teil geht es beengt zu, gerade im zweiten Obergeschoss haben die Kursteilnehmer teilweise eingeschränkte Sicht durch verkleidete Dachbalken. Dazu sind die Büros beengt und die Flure verschachtelt.
VHS und Musikschule ziehen um: Verkehrslärm stört Kurse
Als großes Manko für die Lehrbedürfnisse empfinden Adrian und Palmer das, was sonst oft als Vorteil betrachtet wird: die zentrale Lage. „Wenn während eines Yogakurses die Feuerwehr mit mehreren Fahrzeugen durch die Heidelberger Straße rauscht, ist es mit der Konzentration schnell vorbei und auch an Musizieren ist in solchen Momenten nicht zu denken“, erklärt Katja Adrian. Das Thema habe auch dazu geführt, dass das beliebte Vortragsangebot Donnerstagsforum in die Zehntscheune verlegt wurde, wo Verkehrslärm kein Problem sei.
Für die Yogastunden, aber auch für frühkindliche Angebote sei es sehr problematisch gewesen, wenn die Heizung ausgefallen war. Den sanitären Anlagen war es besonders anzusehen, dass das Haus in die Jahre gekommen ist: Sie sind nicht nach Geschlechtern getrennt und liegen auf halber Treppe in der Heidelberger Straße.
Das alles ist bald Vergangenheit für das Team von VHS und Musikschule. Darüber freut sich auch Kathrin Gomolla von der Mannheimer Abendakademie, die für das Programm der Volkshochschule zuständig ist, das pro Semester von rund 1000 Nutzern gebucht wird. Sie erhofft sich, dass das neue, moderne Haus die Chancen verbessert, auch jüngere Nutzer anzusprechen bis hin zu Kindern. Die unmittelbare Nähe zum Schulzentrum erlaube es, nahtlos nach dem Unterricht in den Klassen ein VHS-Angebot wahrzunehmen, etwa einen Kreativkurs.
„Alles wird auf einer Ebene liegen, die Volkshochschule und die Büros im Erdgeschoss, die Musikschule im Obergeschoss, pro Ebene stehen uns 300 Quadratmeter zur Verfügung“, blickt Katja Adrian voraus. Dass in allen Kursräumen Smartboards von der Schule am Kraichbach zur Verfügung stehen, schaffe für Kurse und Vorträge optimale Bedingungen.
Christian Palmer schätzt nicht nur die großzügigen Räume im Container, in denen der Musikunterricht nicht mehr beengt gehalten werden muss wie im aktuellen Keyboardraum, der als einer der letzten noch nicht ausgeräumt ist. Das Platzangebot erlaubt es, dass Kollegen künftig in Hockenheim unterrichten können, die bislang in die drei anderen Gemeinden ausweichen müssen.
„Es ist wichtig, dass sich die Kollegen sehen und austauschen können – zumindest für den Unterricht, der tagsüber stattfindet“, sagt der Musikschulleiter. 830 Schüler lernen aktuell ein Instrument oder Gesang in der Schule, die wie die VHS von den vier Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft getragen wird.
Letzter Arbeitstag im alten Gebäude ist Mittwoch, 15. Mai. Tags darauf wird die IT ausgebaut und verlegt, in der Woche darauf die Büroeinrichtung. In dieser Zeit sind die Einrichtungen nur eingeschränkt erreichbar, am besten online. Ab 24. Mai geht es weiter – und zwar mit ganz neuem Schwung.
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