Hockenheim. „Das Essen wächst nicht im Supermarkt“, erklärt Birgit Rechlin, Geschäftsführerin des Hockenheimer Marketing Vereins (HMV). Wo Obst, Gemüse und Fleisch tatsächlich herkommen und wie sie entstehen, möchte sie den Menschen auch mit der dritten Auflage der Hoggemer Höfe Tour am Samstag, 24. August, wieder vermitteln. „Vor allem möchte ich den Leuten auch bewusstmachen, dass die Produzenten ihrer leckeren Lebensmittel direkt vor den Toren der Stadt sind“, sagt Rechlin. Deswegen freue sie sich, dass erneut acht Betriebe mitmachen, sich und ihre Höfe von 11 bis 18 Uhr der Bevölkerung vorstellen, Einblick in ihren Arbeitsalltag gewähren und Fragen ihrer Gäste rund um das Thema Landwirtschaft beantworten. Zu den Höhepunkten zählen Hof-Führungen, eine geführte Fahrradtour, Ernte-Aktionen, das Ausstellen der eingesetzten Maschinen und das hautnahe Erleben der Tiere. „Jeder kann an einem beliebigen Punkt einsteigen“, hebt HMV-Chefin Rechlin hervor. Von den Teilnehmern wünscht sie sich: „Bitte möglichst mit dem Fahrrad kommen oder zu Fuß.“
Am Start sind dieses Mal der Bauernhof Kief, der Johanneshof, der Hof Knopf und der Bauernhof Dehoust in der Seewaldsiedlung, der Gemüsehof Schmitt und der Biohof Lisa Rinklef im Siegelhain sowie der Bioland-Hof Mörsch und der Hof Großhans. Wir stellen die einzelnen Stationen in loser Folge vor.
Familie Kief und ihre Milchkühe in Hockenheim: Einblicke in den Alltag
Den Auftakt macht Familie Kief mit ihrem Hof in der Seewaldsiedlung 6. Den Familienbetrieb führt Jochen Kief in der dritten Generation. „Als 1960 die sechs Höfe von der Stadt hierher ausgesiedelt sind, waren alle gleich. Unser Hof hat sich dann auf Milchkühe spezialisiert“, erzählt er. 2007 hat er die Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister abgeschlossen und den elterlichen Betrieb übernommen. Fünf Jahre später hat die Familie – Jochen Kief lebt mit seiner Frau Denise, den beiden Kindern Jan und Anja sowie den Großeltern auf dem Hof – einen neuen Stall errichtet. „Um für unsere Kühe den Tierkomfort zu erhöhen und uns moderner aufzustellen“, erläutert er.
Dort steht auch der voll automatisierte Melkroboter, an dem Kief zufolge 60 bis 80 Kühe sind. Insgesamt besitzt der Landwirt 150 Tiere, wovon die Hälfte Kühe sind und der Rest männliche und weibliche Heranwachsende. Die männlichen seien für die Fleischproduktion gedacht, sagt er. „Das Futter produzieren wir selbst“, berichtet er. Neben Gras sind das Mais und Luzerne.Immerhin fresse eine Kuh täglich 50 Kilogramm. „Und zwar 25 Kilogramm Mais, 15 Kilogramm Gras oder Luzerne, fünf Kilogramm Biertreber, vier Kilogramm Getreide- und Rapsschrot sowie ein Kilogramm Stroh und Mineralfutter“, erläutert der Experte. Die Tierhaltung mache drei Viertel des gesamten Geschäfts aus. Das verbleibende Viertel entfalle auf den Ackerbau. „Wir bauen vor allem Weizen und Braugerste an“, erzählt Kief.
Nachhaltige Landwirtschaft: Kreislaufwirtschaft auf dem Bauernhof Kief in Hockenheim
„Wir bekommen von Kollegen auch den Aufwuchs von Klee und Luzerne als Futter. Den anfallenden Mist unserer Tiere liefern wir ihnen als organischen Dünger für ihre Felder“, beschreibt der Hockenheimer Landwirt den Kreislauf, von dem alle Beteiligten profitieren. Neben Biertreber sei auch Rapsextraktionsschrot, der übrig bleibt, nachdem das Öl aus der Saat gepresst wurde, eigentlich ein Abfallprodukt. „Für uns ist beides aber wertvolles Futter“, hebt Jochen Kief hervor. Unter dem Motto „Von Gras zu Milch, von Gülle zu Dünger“ will er deshalb am Höfe-Tour-Tag diesen Kreislauf erläutern und vor allem verdeutlichen, „dass maßvolle Nutztierhaltung ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft ist“. Auf Informationstafeln können Interessierte sich noch mehr Fachwissen hierzu aneignen – oder es sich bei den Hof-Führungen vom Spezialisten selbst erläutern lassen und ihm selbstverständlich auch Fragen stellen.
Wichtig für Kinder: „Sie dürfen die Kälber und Kühe streicheln“, betont Kief ausdrücklich und führt das an seiner Lieblingskuh Fiona vor. Darüber hinaus haben Jungen und Mädchen am Gummi-Euter Gelegenheit, das Melken zu üben und ihre handwerklichen Künste spielerisch zu messen.
Kühle Erfrischung nach all diesen Aktivitäten verspricht der Eisstand, der die nötige Milch für seine Leckereien vom Bauernhof Kief bezieht. Stärken können sich die Besucher zudem am Milch- und Eierautomat. Neben frisch gezapfter Milch wird dieser täglich mit frisch gelegten Eiern der Hühner bestückt, die die Familie hält.
Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar bei der Hoggemer Höfe Tour dabei
Erstmals am Start ist am 24. August der Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar mit einem Infostand zu Landwirtschaft und Naturschutz. „Träger dieses Vereins sind alle Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis. Er kümmert sich um Vertragsnaturschutz und legt zum Beispiel Kleestreifen für Feldhasen und Fasane an“, sagt Kief. Auch eine Rebhuhnfläche mit Wildpflanzen für Insekten habe dieser schon geschaffen, nennt er ein anderes Beispiel. Solche Projekte und mehr werde ein Vertreterin des Verbands bei der Höfe Tour vorstellen.
Info: Hoggemer Höfe Tour, Samstag, 24. August, 11 bis 18 Uhr.
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