Hockenheim. Nachdem üblicherweise der Mai seit Jahrzehnten Austragungsort für das beliebte Hockenheimer Traditionsstraßenfest ist und es im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt beschaulich zugeht, scheint sich mit dem August ein weiterer Monat gefunden zu haben, in dem der Hockenheimer Marketing Verein (HMV) mit einer attraktiven Veranstaltung aufwarten kann. Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr, lockte bei der „Hoggemer Höfe Tour“ auch dieses Mal ein buntes Angebot auf und um acht Hockenheimer Bauernhöfe.
Geboten war eine bunte Mischung aus Wissensvermittlung mit Führungen, Demonstrationen und Informationstafeln, Mitmachangeboten insbesondere für die Kleinen, süßen und herzhaften Leckereien – teilweise aus hofeigener Produktion – sowie Ständen und Angeboten von regionalen Anbietern, Verbänden und Vereinen. HMV-Geschäftsführerin Birgit Rechlin zeigte sich sichtlich entspannt und freute sich über die abermals große Resonanz und das zwar kühle, aber trockene Wetter am Veranstaltungstag.
Problemlose Orientierung durch die Hockenheimer Höfe
Wer mochte, konnte mit Diplom-Geograph Thomas Kuppinger gemeinsam eine geführte Radtour samt Informationen über die Landschaft, die auf dem Weg zwischen den Höfen durchfahren wurde, unternehmen und auch viele andere Besucher waren der Bitte nachgekommen, das Auto stehen zu lassen und stattdessen am besten mit dem Fahrrad anzureisen. Ein faltbarer Plan und zahlreiche Schilder sorgten für die notwendige Orientierung zwischen den im Mörsch, Siegelhain und der Seewaldsiedlung gelegenen Höfen. Zwar lief nicht alles ganz wie geplant, kleine Änderungen waren aber zu verschmerzen oder wurden durch andere Angebote kurzerhand ersetzt.
Steffen Großhans konnte krankheitsbedingt nicht wie geplant an Eiomat und Kartoffelbox Fragen rund um seinen Hof beantworten, Familie Schmitt öffnete ebenfalls anders als geplant kurzerhand am Morgen ihren hinter dem Kleintierzüchterverein gelegenen Mörschhof, der nächtliche Regen hatte eine Erntedemonstration unmöglich gemacht. Zumindest etwas Hoffnung gab es noch für den Nachmittag.
Stattdessen gab es Antworten auf jede Menge mitgebrachte Fragen rund um Bewässerung, Biolandanbau und Düngemitteleinsatz und auch die artgerechte Mutterkuhhaltung, in der die Kälber bei den Müttern aufwachsen, die hofeigene Erntetechnik – und ein Esel freute sich auf Besucher.
Eine besonders große Anzahl an Angeboten fanden die Hoggemer auf ihrer Höfetour beim Gemüsehof Schmitt vor. Neben einem Flohmarkt war mit kostenlosem Kinderschminken und Glitzertattoos, Salatsetzlinge pflanzen, einem riesigen Trettraktorfuhrpark und Kartontieren zum Einsteigen und Herumsausen war besonders für die Kleinen viel geboten. Auf hungrige Mägen warteten mit einem hofeigenen Stand, Conny Trebings Wohnwagen-Café, der Reservistenkameradschaft Schwetzingen-Hockenheim sowie Bratwurst und Co gleich mehrere Anbieter mit süßen, deftigen und gesunden Leckereien.
Am Mittag knatterte zudem eine Reihe historischer Schlepper und Traktoren der Oldtimer Freunde Hockenheim durch den Hof und bei Betriebsführungen mit Helene Schmitt und einer Vielzahl ausgestellter Landmaschinen gab es Wissenswertes rund um den Hof und die Landwirtschaft zu erfahren und den einen oder anderen Aha-Effekt. So erhält Helene Schmitt gerade einmal 22 Cent pro Salatherz, das mit 150-prozentigem Preisaufschlag in den Aldifilialen im Regal landet.
Gemütlich im Hof sitzen konnten Besucher beim Biohof Rinklef, wo Lisa Rinklef und ihr Team Kürbis-, Mirabellen- und andere Kuchen mit Obst der Saison ebenso wie hofeigene Erzeugnisse rund um Apfel, Bärlauch und Kürbis zum Sofortverzehr und zum Mitnehmen anboten und verschiedene Pestosorten probiert werden konnten. Ergänzend dazu hatte Imker Jürgen Ullrich seinen Honigstand aufgebaut. Gerade in Hinblick auf die Kürbissaison lohnt sich ab sofort auch außerhalb der Veranstaltung ein Abstecher zum neuen Rinklefschen Selbstbedienungsladen, der pünktlich zur „Hoggemer Höfe Tour“ fertig geworden war, und wo bis in den Winter hinein die verschiedenen Kürbisgewächse ebenso wie andere Produkte erstanden werden können.
Auch die Traktorfahrten für Kinder zur Streuobstwiese samt Schafen führten hier vorbei. Dank großer Nachfrage fuhr Lisa Rinklefs Partner gerne die eine oder andere Zusatzrunde, auf dem mit Stroh ausgelegten Anhänger herrschte ausgelassene Freude bei Groß und Klein.
Bei Denise und Jochen Kief wuselten die Gäste durch die Ställe, mit etwa 170 Kühen vom eine Woche alten Kälbchen im Kälberiglu bis hin zur stattlichen Milchkuh, die bei Kiefs voll automatisiert gemolken und gefüttert wird, gab es hier viel zu sehen. Ein Spieltisch, ein Gummieuter, anfassbare Informationen zum täglichen Nahrungsbedarf der Milchkuh und Führungen durch den Betrieb vervollständigten das Angebot für Groß und Klein ebenso wie ein Stand der Wildkitzrettung und ein Eiswagen mit Eis aus der Kiefschen Milchproduktion.
Direkt nebenan präsentierte Johannes Härdle vom Johanneshof abseits vom gewohnten Trubel in Hofladen und Gartenwirtschaft Zahlen, Daten und Fakten rund um Obst- und Gemüseanbau auf dem ehemals auf Rinderzucht spezialisierten Aussiedlerhof, den Härdle gemeinsam mit Harald Schlumpp über die Jahre neuen Bestimmungen zuführte. Überdacht und in Substrat sowie mit Nährlösung versorgt werden hier Erdbeeren, Himbeeren und Tomaten angebaut und bringen damit ganz ohne Erde immer wieder reiche Ernte ein.
Wie vom Johanneshofleitungsteam gewohnt ließ Johannes Härdle während der Führungen den Humor nicht zu kurz kommen und war dabei manches Mal auch knallhart ehrlich: So verdiene das Personal bei Lidl zwar wohl mehr, das Arbeiten sei dagegen ein ganz anderes. Manches Mal komme Härdle sich vor, als führe er mit Schlampp ein „Freizeitheim mit Verdienstmöglichkeit“, schmunzelte der Hofherr.
Lustig zu ging es am Abend auf dem im Ackerbau tätigen Hof Knopf, als es für die fünf Walliser Schwarzhalsziegen auf die Weide ging. Die störten sich nämlich so gar nicht an den noch zahlreich herumstehenden Drahteseln und ergaunerten sich noch eben schnell den einen oder anderen Apfel und knabberten genüsslich an Bäumen und Sträuchern.
Gemütlich sitzen ließ es sich im Knopfschen Garten, wo wie ein Besucher schmunzelnd verlauten ließ „der gute alte Esstisch“ herausgeholt worden war und dank zum Ende beinahe restlos geplündertem Kuchenbuffet des Cafés Eisleben der evangelischen Kirche zum Dreh- und Angelpunkt für den gemütlichen Kaffeeplausch zugunsten Brot für die Welt wurde. Der Besuch durch Jagdpächter Gerhardt Herm musste kurzfristig entfallen.
Maislabyrinth und Bücher
Auch auf dem Hof der Familie Dehoust, der sowohl mit der Aussicht auf einen Besuch bei Kühen und Schweinen als auch auf das in der Region und darüber hinaus seit Jahren beliebten Maislabyrinth sowie auf Maiskolben und Würstchen lockte, fand sich mit Bücherstand und Vorleseaktion der Buchhandlung Gansler wie an vielen anderen Orten eine angenehme Mischung aus hofeigenem und darüber hinausgehenden Angeboten.
Bei den ausgewählten Geschichten, die auf gemütlichen Kissen vorgelesen wurden, orientierten sich Petra Grabs und Geneviève Gansler an den jeweils anwesenden Kindern und deren Alter. Mit etwas Promikenntnis ließ sich auf dem Hof der Familie Dehoust sogar ein Comedian aus der Region entdecken, wenn auch nicht speziell zur „Hoggemer Höfe Tour“, sondern um dem Maislabyrinth einen Besuch abzustatten: Trotz versteckter Haarpracht war Bülent Ceylan unschwer zu erkennen, durfte den Hof jedoch ohne Wirbel und ganz privat besuchen.
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