Hockenheim. „Die meisten, die das Wort Hospiz hören, denken an Tod. Hospizbegleitung aber ist nicht Sterbe-, sondern Lebensbegleitung“, meint Britta Schäfer, ausgebildete Krankenschwester und Leiterin des ambulanten Hospizdienstes an der kirchlichen Sozialstation Hockenheim und lächelt. Sie muss es ja wissen, denn seit 2020, seit sie die Leitung übernommen hat, ist ihr so manches bewusstgeworden, insbesondere wie intensiv das Leben in seiner letzten Phase wahrgenommen werden kann.
„Was zählt, ist der jetzige Augenblick und der soll gefüllt sein mit Lebensqualität.“ Während sie das sagt, wirkt sie überzeugt und man spürt: Den Hospizdienst leitet hier eine Frau, die ihren Beruf gerne und mit Begeisterung ausübt und die Herausforderung ihrer Arbeit als Erfüllung empfindet.
Ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt soll ermöglicht werden
Beim Hospizdienst geht es nicht nur um Sterbende, sondern auch um Pflegebedürftige, das ist Schäfer wichtig hervorzuheben, und um Beratung. Leiden lindern, ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt zu ermöglichen, eben das ist das Anliegen des ambulanten Hospizdienstes, der nun schon seit mehr als 20 Jahren besteht.
Eingerichtet hat ihn Martina Brixner 2002, doch wegen Corona findet der Festgottesdienst zum runden Jubiläum mit Verspätung statt. Die Einarbeitung von Britta Schäfer erfolgte ebenfalls während der Corona-Pandemie, im März 2020. „Eine schwere Zeit“, erinnert sie sich, „trotzdem bemühte ich mich, mit den Ehrenamtlichen einen regen Austausch aufrechtzuerhalten, er fand per Telefon, E-Mail und Haustür-Kontakt statt, und zu den Patienten bin ich dann allein gegangen, damit sie weiter unterstützt werden konnten.“
Auf die Frage, was sie motiviert habe, sich schwerkranken Menschen anzunehmen, antwortet Britta Schäfer, ohne lange nachzudenken: „Es ist eine große Bereicherung fürs Leben, Menschen eine gute Begleitung zu geben. Ich bin schon immer gerne Krankenschwester gewesen, pflegte einen Schwerkranken in der Familie. Die Angehörigen liegen mir sehr am Herzen, weil ich weiß, wie es ihnen geht. Ich bin gerne für die Menschen da und weiß, es lohnt sich.“ Dabei lässt sie erkennen, dass ihr Fragen zum Hospizdienst lieber sind, als über sich zu sprechen.
Ehrenamtliche bringen sich bei Hospizbelgeitung mit ein
Der ambulante Hospizdienst besteht aus zwei Hauptamtlichen, berichtet Britta Schäfer, zu denen sie und Martina Ackermann, „eine wichtige Person, zuständig für die Büroarbeiten“, gehören, und aus 38 ehrenamtlichen Hospizbegleiter im Alter von 35 bis 83 Jahren. „Wir hatten eben zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung einen Qualifizierungskurs, bei dem ich sechs Ehrenamtliche gewinnen konnte und die jetzt begeistert dabei sind“, freut sie sich.
Eine solche Ausbildungszeit ist wichtig, betont Schäfer, denn es werden Themen behandelt, die den Umgang mit den Patienten betreffen. Die freiwilligen Unterstützer müssen selbst über Leiden, Sterben und Tod reflektieren, sich persönlich mit dem Thema auseinandersetzen, die Situation aushalten können. Erst nach einem Gespräch mit der Koordinatorin werden sie als Hospizbegleiter eingesetzt, so die Leiterin.
Und da drängt sich eine weitere Frage auf: Was bewegt die ehrenamtlichen Helfer, ihre Zeit und Energie dafür einzusetzen, Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten? „Es sind unterschiedliche Gründe“, weiß Britta Schäfer, „die meisten bringen schon die Bereitschaft mit, sich mit der Endlichkeit auseinanderzusetzen. Sie möchten etwas Sinnvolles tun, Menschen in ihrer letzten Lebenszeit Trost, Geborgenheit und ein offenes Ohr bieten.“
Während sie das sagt, tauchen in ihrer Erinnerung Fälle auf, die ihr Ehrenamtliche erzählt haben: Wie sie mit den Patienten eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und ihnen das Gefühl geben, sie seien nicht allein, wie sie überforderte Angehörige entlasten, damit diese mal einkaufen oder spazieren gehen können, wie sie sich für die Pflegebedürftigen die nötige Zeit nehmen, ausgiebige Gespräche zu führen und einfach durch ihre Anwesenheit Zeichen von Zuwendung und Respekt geben.
„Da, wo andere gehen, bleiben sie“, zeigt Schäfer das große Engagement der Ehrenamtlichen auf, „das macht auch etwas mit ihrem Leben, es wird reicher und schöner. Oft entstehen mit den Angehörigen Freundschaften, die über den Tod des Patienten hinaus andauern.“
Hospizdienst steht für Beratung und Begleitung zur Verfügung
Befragt nach der Art und Weise, wie die Ehrenamtlichen zu den Patienten kommen, erfahren wir: „Nur auf Anfrage. Darum ist es so wichtig, dass die Menschen hier in der Umgebung wissen, dass man die Hilfe des Hospizdienstes, die Hilfe in Anspruch nehmen kann, wenn es um Beratung, Begleitung oder um Patientenverfügung geht. Ich leite auch einen monatlichen Trauerkreis“, erzählt sie, „eine Trauernde kam einmal auf mich zu und sagte: Frau Schäfer, wenn ich gewusst hätte, dass es den Hospizdienst gibt, ich hätte Sie so dringend gebraucht.“
Den ersten Besuch mache immer sie selbst. Im Gespräch mit den Patienten und ihren Angehörigen höre sie sich an, was für Hilfe nötig sei. Sie wählt dann Ehrenamtliche aus, die in die Familie passen. Gute Verbindung und gute Begleitung bis zum Schluss ist für Betroffene hilfreich, insbesondere aber für die Angehörigen. „Zudem stehen wir ihnen nach dem Tod in der Zeit der Trauer bei, bei Bedarf verweisen wir sie an eine Trauerbegleitung weiter“, ist Britta Schäfer wichtig zu erwähnen, und dass sich niemand zu scheuen braucht, Hilfe anzufordern. Sie ist überzeugt, dass jedem geholfen werden kann, auch dank der guten Vernetzung in der Region.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-hospizdienst-in-hockenheim-als-lebens-statt-sterbebegleitung-_arid,2094165.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html