Pumpwerk

Huub Dutch Duo liefert nachhallende Wohlfühlatmosphäre in Hockenheim

Jazz-Trompeter Hubert Weijers und Pianist Chris Oettinger bieten als Huub Dutch Duo ebenso virtuose wie originelle und entspannende Musikunterhaltung im Pumpwerk in Hockenheim. Das Publikum ist begeistert.

Von 
Matthias H. Werner
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Der eine am Flügel, der andere an Schlauch-Tröte und vor allem am legendären „Wäscheleinophon“: Das „Huub Dutch Duo“ gastiert mit Chris Oettinger (l.) und Hubert Weijers mit origineller Instrumentierung und viel Kreativität im Pumpwerk. © Lenhardt

Hockenheim. Die Finnen haben mit ihrem „Kalsarikännit“ eine Entspannungstechnik, die übersetzt so viel wie „sich in Unterhosen daheim alleine betrinken“ bedeutet, die Holländer ihren „Baaldag“, an dem sie – vergleichbar mit dem britischen „Reset Day“ – einfach mal nicht zur Arbeit gehen, um auszuspannen. Auch wenn gerade vor wenigen Wochen eben diese Phänomene des Relaxens durch die deutschen Gazetten waberten, wird es hierzulande wohl etwas subtilerer Formen der Erholung bedürfen – eine gehörige Portion Huub Dutch Duo könnte die Lösung sein.

Am Freitagabend hat das außergewöhnliche Musik-Doppel im Kulturzentrum Pumpwerk Station gemacht und seine herausragenden pharmakologischen Wirkungen unter Beweis gestellt: Absolute Entspannung, glänzende Unterhaltung und ausgelassenes Gelächter haben eine Wolke an Wohlfühlatmosphäre im vollen Haus verbreitet, die noch Tage nachklingen dürfte.

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Und das im eigentlichen Wortsinne: Der aus dem niederländischen Warmont stammende studierte Jazz-Trompeter „Huub Dutch“ Hubert Weijers, der inzwischen mit Gattin und zehn Alpakas in Heidelberg residiert, und sein passionierter Bühnen-Stoiker „Herr Oettinger aus Baden-Württemberg“, hinter dessen Fassade sich der in Pforzheim gebürtige, heute in Eppelheim lebende grandiose Pianist Chris Oettinger verbirgt, haben mit Stimme, Flügel und sonstigem Instrumentarium einen charaktervollen, atmosphärisch höchst angenehmen und dabei musikalisch hochkarätigen Musikabend auf die Bühne und vor allem ins Publikum gezaubert.

Hubert Weijers und Chris Oettinger bringen Mischung aus Conte und Sinatra nach Hockenheim

Dabei brilliert Huub (sprich: Hüüb) Dutch mit einer warmen, erdigen Stimme, die dank des Outfits des begnadeten Musikentertainers nicht nur bei geschlossenen Augen an eine Mischung aus Paolo Conte und Frank Sinatra erinnert, und die er fast feixend mit „Instrumenten“ kombiniert, die es in sich haben. Klar, eine lupenreine Jazz-Trompete, dann aber auch Rasseln an den Schuhen, zwischendurch eine Schlauch-Tröte und vor allem das legendäre „Wäscheleinophon“, ein Bass aus Speiskübel, Besenstiel und Wäscheleine, den er wahrlich grandios spielt, gerne mal zum Percussionsinstrument umfunktioniert und der den Titel des neuen Programms generierte: „Life is fine, when you’re on Wäscheline“.

Herr Oettinger sitzt dabei stoisch hinter seinem Flügel und wirkt völlig unbeteiligt, wenn er aber in die Tasten greift, zündet der Pianist ein tonales Feuerwerk der Extraklasse, dessen abenteuerlichen Salven beeindrucken, dessen fantasievolle Motivik begeistert und dessen lupenreiner Klang betört.

Ihr Programm aus Klassikern und eigenen Werken verwebt Huub Dutch mittels kleiner Episoden, wenn er erzählt, wie er seine große Liebe in Tokio getroffen hat – „eine Deutsche aus Wuppertal“ – und davon schwärmt, was schöner ist als die Liebe. „Sportschau“, sagt Oettinger trocken. Oder wenn der Holländer auf die dem klimabedingten Meeresanstieg geschuldete nächste Flüchtlingswelle vorbereitet und dann beruhigt: „Sie brauchen keine Häuser zu bauen, die bringen wir mit!“

Kreativität ersetzt Rechteerwerb beim Huub Dutch

So gab es zwischen einem kuschelweichen, bluesigen „Cheek to cheek“, dem urkomischen „Speißkübelblues“ und dem locker-leichten „Ich werd jetzt Priavtier“ Musikgenuss und beste Unterhaltung im Doppelpack. Dabei sind die großen Musikvermächtnisse wie „Padam, padam“ oder „It‘s wonderful“ wahre Hörerlebnisse, die Eigenkompositionen genial – meist entstanden, weil Herr Oettinger zu den Originalen „lieber einen deutschen Text“ und mangels Rechten dann auch gleich noch „eine eigene Melodie geschrieben“ hat.

Beides in höchster Kunst, in der Sinn und Komik sich zu einer wundervollen Melange verbinden, wenn als „electronical detox“ in „Brieftauben“ eingesetzt werden. „Wenn Brieftauben fliegen, darf das Papier fast gar nichts wiegen – aber jede Zeile umso mehr“, stimmt Dutch an.

„Die ganze Welt“ ist eine sprachlich wie musikalisch verführerische Hommage an Autoren: „Er ist ein Wort-Arbeiter, ein Abend-Begleiter, ein Seelen-Erspürer, Zur-Muse-Hinführer, ein Genitiv-Pfleger, Wortschatz-Heger, ein Sprache-Genießer, Welten-Erschließer ohne Geld, und schenkt uns doch die ganze Welt“.

Besser kann man den Zauber des Huub Dutch Duos nicht auf den Punkt bringen.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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