Hobby

Jugendleiter des Hockenheimer Sportfliegerclubs sprechen über ihre Leidenschaft

Von 
Vanessa Schwierz
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Der Schulungsflug beinhaltet auch das Landen des Seglers. © SFC/Gatzenmeyer/Kubitzki

Hockenheim. Vor einigen Jahren haben sie ihre Leidenschaft entdeckt: das Segelfliegen. Schnell wurden sie Mitglieder im Verein, heute sind Adrian Kubitzki (23) und Till Gatzenmeyer (19) Jugendleiter beim Sportfliegerclub Hockenheim (SFC).

Zur Person: Adrian Kubitzki



  • Jugendleiter Adrian Kubitzki ist am 12. Oktober 1998 geboren.
  • Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Industriemechaniker.
  • Flugausbildung: Lizenz für Segelflugzeuge und Motorsegler
  • Neben dem Fliegen sind Adrian Kubitzkis Hobbies der Kraftsport, Klavier spielen und Motorrad fahren. 

Gatzenemeyer war 15 Jahre, als er über einen Bekannten, der in Malsch flog, zum Fliegen kam. Er flog einmal mit – „und das Fliegervirus hat mich infiziert“. Direkt war der heute 19-Jährige Feuer und Flamme für das Segelfliegen, wurde Mitglied im Verein. Irgendwann war ihm klar, dass er diese Leidenschaft weitergeben möchte und engagierte sich in der Jugendleitung. Adrian Kubitzki war auf einem Geburtstag, unterhielt sich mit einem Freundesfreund, der ihm erzählte, dass er Pilot werden möchte und bereits Segelflieger ist. Kubitzki habe es schon immer gereizt, das Fliegen mal auszuprobieren, dachte aber auch, dass man sich das sowieso nicht leisten könne. Zehn Tage nach dieser Feier saß der heute 23-Jährige dann in einem Segelflugzeug und wusste: „Ok, das will ich auch machen.“

Anblick der Erde ein Genuss

Die Begeisterung der beiden fürs Fliegen hält seit vielen Jahren an. „Die Freiheit in der Luft zu spüren, den Anblick der Erde von oben fast jedes Wochenende genießen zu können, ist sehr schön – das hat nicht jeder“, schwärmt Gatzenmeyer, der dabei ein Lächeln auf den Lippen hat. Aber auch der Verein sei ein Grund, denn es sei eine Gemeinschaft vieler verschiedener Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaften und Altersgruppen. „Die Wochenenden gemeinsam auf dem Flugplatz zu verbringen, abends auch mal zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und einfach Spaß zu haben. Das ist total schön“, sagt Gatzenmeyer, was für ihn der SFC und das Segelfliegen bedeutet.

Zur Person: Till Gatzenmeyer



  • Till Gatzenmeyer ist stellvertretender Jugendleiter und wurde am 12. Juli 2002 geboren.
  • Nach dem Abitur hat er ein Studium im Bereich Maschinenbau begonnen. Er ist im ersten Semester.
  • Flugausbildung: Lizenz für Segelflugzeuge und Motorsegler
  • Neben dem Fliegen ist Till Gatzenmeyer in der Stadtkapelle Hockenheim aktiv und geht laufen.

„Fliegen ist ein Hobby, das ich zuvor in meinem Freundes- und Bekanntenkreis noch nie gehört habe“, sagt Kubitzki über sein besonderes Hobby. Zum einen habe ihn das Segelfliegen deshalb gereizt, zum anderen aber auch wegen des dreidimensionalen, was auch ein Grund für Gatzenmeyer ist. „Man hat einen komplett anderen Blick auf die Welt“, sagt Kubitzki, dass es vor allem dann besonders ist, wenn man zum Sonnenaufgang beziehungsweise Sonnenuntergang fliegt. „Das sind Kleinigkeiten, die wohl die wenigsten erleben werden“, sagt der 23-Jährige.

Faktor: Gemeinschaft

Till Gatzenmeyer wurde Jugendleiter, weil sein Vorgänger aufhörte – das war im Winter 2018/19. Er wurde gefragt, da er sich bereits für die Jugend engagierte, dachte darüber nach und entschied sich, es zu machen. „Ich wollte weitergeben, was mir am Anfang vermittelt wurde. Meine Leidenschaft, dass ich Feuer und Flamme für das Fliegen wurde – das will ich einfach vermitteln“, sagt er, was für ihn das Amt des Jugendleiters ausmacht. Es sei einfach ein schönes Gefühl, zu sehen, was man den Jugendlichen mit auf ihren Weg gibt. Auch die Gemeinschaft ist für ihn dabei ein wichtiger Faktor.

Adrian Kubitzki kam dazu, als die Jugendleiterin, die mit Till im Amt war, ihren Posten aufgab. Am Anfang sei er skeptisch gewesen, allein schon, was den zeitlichen Aufwand angehe. Aber er ging den Schritt – und die Zusammenarbeit der beiden jungen Männer funktioniere sehr gut. „Es ist faszinierend, die fliegerische und zum Teil auch persönliche Entwicklung der heranwachsenden Jugendlichen mitzuerleben. Und auch den ersten Alleinflug gemeinsam zu feiern ist wichtig“, sagt Kubitzki, der Vorsitzender ist, aber die Jungs machen da keinen Unterschied. Sie sind eigentlich gleichberechtigt, Gatzenmeyer nur Stellvertreter, weil er bei seiner Wahl erst 17 Jahre war. Die Unterscheidung werde daher nur auf dem Papier gemacht. „Ich könnte mir das allein nicht vorstellen. So sind wir ein Team und unterstützen uns gegenseitig“, betont Kubitzki.

Der Verein: Sportfliegerclub Hockenheim

  • Im Frühjahr 1933 wurde der Verein gegründet. Er hat derzeit 79 aktive Mitglieder (davon 25 die zur Jugend zählen).
  • Er hat motivierte Flugschüler (gut für den Flugbetrieb und die Gemeinschaft).
  • Flugausbildungsmöglichkeiten: Segelflug (ab 14 Jahren), Motorsegler (ab 16), Motorflug (ab 16).
  • Vereinskultur: Der Verein veranstaltet immer wieder Segelflugwettbewerbe sowie zwei Fluglager (einmal auswärts, einmal in Hockenheim). Am Wochenende verbringen die Mitglieder den Abend auch mal gemeinsam am Lagerfeuer.
  • Standort: Das Clubheim befindet sich Hinter den Bergen 1/1 in Hockenheim, Telefon 06205/53 53.
  • Der Verein ist auch bei Instagram (@sfchockenheim) und Facebook SFCHockenheim vertreten.
  • www.sfc-hockenheim.de

Der erste Alleinflug ist etwas Besonderes und daher gibt es auch Rituale, um diesen Moment zu feiern. Universell bei den Vereinen in Deutschland sei, dass man nach seinem ersten Alleinflug einen „Blumenstrauß“ geschenkt bekomme. „Dieser besteht nicht aus Blumen, sondern aus Brennnesseln und Disteln. Das soll das Gefühl in der Hand am Knüppel stärken. Außerdem bekommt man einen Klaps auf den Hintern, weil dies die Thermik stärken soll“, sagt Gatzenmeyer und Kubitzki ergänzt: „Das ist auch eher lustig ausgelegt und nichts Schlimmes. Man weiß dann einfach, dass man aufgenommen ist.“ Im SFC gehört zudem dazu, dass neue Mitglieder in den Kraichbach geschmissen werden.

Im Flugbetrieb schauen Gatzenmeyer und Kubitzki vor allem nach den Jugendlichen. Dazu gehöre zum Beispiel, dass sie wissen, wie sie ihre Position auf dem Flugplatz auszuführen haben, weil gewisse Abläufe eingehalten werden müssen. „Wir schauen, dass sie nicht verloren gehen und nehmen sie an die Hand – vor allem die, die etwas schüchterner sind“, erklärt Kubitzki. Ihre Aufgabe sei aber auch, einen Jugendlichen mal etwas auszubremsen, wenn er zu euphorisch an eine Situation herangehe. Rund 25 Jugendliche und junge Erwachsene sind Teil des SFC.

Organisation des Fluglagers

Neben den Aufgaben auf dem Flugplatz organisieren die Jugendleiter aber auch Veranstaltungen wie das Fluglager. Meist findet es zweimal im Jahr statt, während der Ferien – mal eine Woche, mal zwei. „Da wird jeden Tag geflogen. Wir sind die ganze Zeit auf dem Flugplatz, übernachten dort in Zelten und essen gemeinsam. Das ist noch mal ein ganz anderes Gemeinschaftsgefühl, das aufkommt“, beschreibt Gatzenmeyer. Die Corona-Pandemie hat Veranstaltung in den vergangenen zwei Jahren ausgebremst. So mussten zum Beispiel Ausflüge ins Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe in Fulda ausfallen – ebenso wie das Fluglager. Aber auch Kartfahren gehen die Jugendlichen gerne mal gemeinsam – wenn es die Lage zulässt.

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Zu den Aufgaben der Jugendleiter gehört auch die Teilnahme an den monatlichen Vorstandssitzungen, um die Interessen der Jugendlichen zu vertreten. Zudem stehen Aktivitäten an, die geplant werden müssen. Derzeit sei bereits das Fluglager für 2022 in Planung. Ansonsten stehen die Jugendleiter den Jugendlichen immer als Ansprechpartner zur Verfügung. Bei Fragen haben sie ein offenes Ohr – „quasi 24/7“. Auch für die Eltern der Kinder sind Gatzenmeyer und Kubitzki da, damit sie Fragen beantworten können, wissen, wo ihr Kind die Zeit verbringt und es nicht allein ist, sondern an die Hand genommen wird.

Den Flugbetrieb hat die Pandemie eher weniger beeinflusst, da es nicht „so sehr die Kontaktsportart ist“. Im ersten Lockdown sei weniger geflogen worden, aber danach änderte sich das, da man sich die meiste Zeit im Freien aufhalte. „Wenn man mit dem Fluglehrer fliegt und daher zu zweit im Flieger sitzt, dann tragen beide eine Maske“, erklärt Gatzenmeyer, wie auf das Coronavirus reagiert wurde und wird. Auch die Ausbildungen konnten durchgeführt werden, lediglich die Aktivitäten waren davon betroffen, da die Unsicherheiten einfach zu groß und die Planungen daher auch schwer gewesen seien.

Da das Fliegen vor allem ein Saisonsportart ist, wird hauptsächlich im Sommer geflogen. Im Winter werden die Maschinen oft repariert, auf Vordermann gebracht. Das bietet den Vorteil, dass die Jugendlichen die handwerklichen Fähigkeiten erlernen und beim Schrauben in der Werkstatt helfen können. Auch die Technik der Autos, mit denen die Flieger transportiert werden, lernen die Jugendlichen kennen und erfahren, was so dahintersteckt. „Man hat im Verein die fliegerische Ausbildung, die Gemeinschaft, im Winter die Theorie, wenn man gemeinsam büffeln muss und Prüfungen abgelegt werden, man hilft sich gegenseitig. Und auch in der Werkstatt lernt man eben mehr über die Maschinen“, erklärt Kubitzki, dass die Bandbreite beim SFC sehr hoch ist, weil verschiedene Aspekte vermittelt werden.

Erfahrungen weitergeben

Zu Beginn des Fliegens zeigt einem der Fluglehrer, wie man das Flugzeug bedient, wie Starts und Landungen ablaufen, wie sich die Maschine in der Luft anfühlt. „Wenn der Fluglehrer einschätzt, dass der Flugschüler bereit ist für den ersten Alleinflug und ihm die geistige Reife unterstellt, dann gibt es noch einen Checkflug von einem oder zwei anderen Fluglehrern und dann kann man seinen ersten Alleinflug machen“, erklärt Gatzenmeyer, der seinen ersten Alleinflug schon vier Wochen, nachdem er anfing zu fliegen, gemacht hat.

Auf Adrian Kubitzki wird bereits eingeredet, Fluglehrer zu werden. Für beide ist es in der Zukunft eine Option, sie reizt das. „Ich bin gerade noch an dem Punkt, wo ich für mich noch mehr Erfahrungen sammeln will, damit ich dann auch guten Gewissens sagen kann, dass ich eine Lehrberechtigung habe und den Menschen etwas weitergeben kann“, erklärt Kubitzki, dass es bei ihm noch dauern werde. Till Gatzenmeyer schließt sich dem an, will aber zuvor noch fliegerische Erfahrungen sammeln, da er erst seit vier Jahren fliegt – „aber die will ich dann auch weitergeben.“

Kubitzki betont, dass das Fliegen eben nicht ein Hobby der Schönen und Reichen ist. „Man leistet für den Verein gewisse Stunden, die dem Verein zugute kommen. Und das wiederum subventioniert das Fliegen.“ Fluglehrer arbeiten ehrenamtlich, bekommen kein Geld, machen das aus Leidenschaft. Auch deshalb sei es günstig und die Kosten der Mitgliedschaft mit denen eines Fitnessstudios vergleichbar. „Deswegen rate ich jedem, der sich interessiert, einfach mal vorbeizukommen“, laden die Jugendleiter Interessierte ein, denn „man ist den ganzen Tag draußen und übt ein einzigartiges und wunderschönes Hobby aus“.

Wer Interesse hat, kann eine E-Mail an die Jugendleiter schreiben.

Redaktion Redakteurin mit Schwerpunkt Online, aber auch Print

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