Hockenheimring

Kommt die Formel 1 zurück auf den Hockenheimring?

Der berühmte Rennzirkus soll künftig wieder auf der legendären Hockenheimer Strecke gastieren. Dafür werben zwei CDU-Landtagsabgeordnete. Was die Ring GmbH dazu sagt.

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Markus Müller
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Beim letzten Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring raste noch Sebastian Vettel im Ferrari über die Strecke. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Hockenheim. Der Hockenheimring, eine der traditionsreichsten Rennstrecken Deutschlands, könnte wieder zur Heimat der Formel 1 werden – zumindest, wenn es nach dem Willen des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Manuel Hagel, und des örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Sturm geht. Beim Finale der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) am Wochenende war auch die Formel 1 Gesprächsthema.

„Ich will, dass die Formel 1 wieder hier auf dem Hockenheimring zu Hause ist“, erklärte Hagel bei seinem Besuch in Hockenheim. „Über Jahrzehnte war diese Strecke die Bühne der Formel 1 in Deutschland – ein echtes Aushängeschild für unser Autoland Baden-Württemberg.“ Der CDU-Politiker betonte die Bedeutung des Motorsports für das Land: „Hier entstehen die Innovationen, die später weltweit Maßstab sind – vom Sicherheitsgurt bis zum Leichtbau.“ Motorsport sei viel mehr als nur ein Rennen. Es gehe um Technik, Emotionen und wirtschaftliche Chancen.

Hagel wies zudem auf die wirtschaftlichen Vorteile hin, die ein Grand Prix mit sich bringen könnte: „Die Formel 1 ist ein Riesenfaktor für die Wirtschaft in der Region.“ Davon profitierten Handwerk, Gastronomie, Zulieferbetriebe, Familienunternehmer und natürlich die Autobauer aus dem Land. Gleichzeitig machte er deutlich, dass eine Austragung privat finanziert werden müsse.

Sturm: Formel 1 als Wirtschaftsmotor für die Region Rhein-Neckar

Andreas Sturm hatte Hagel auf den Hockenheimring eingeladen. Er unterstrich die Bedeutung des Projekts für die Region: „Alleine Lizenzgebühren der Gaming-Industrie würden viel Geld in die Region bringen.“ Nach einer früheren Studie spüle die Formel 1 rund 150 Millionen Euro in die hiesigen Kassen. Sturm sieht in der Rückkehr der Königsklasse des Motorsports eine große Chance für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Rhein-Neckar.

Oberbürgermeister Marcus Zeitler zeigte sich erfreut über den Besuch Hagels und dessen Unterstützung für den Hockenheimring: „Die Stadt ist stolz, dass er zur DTM gekommen ist und sich zum Hockenheimring, zum Motorsport und zur Formel 1 bekennt.“ Das sei ein großer Vertrauensbeweis.

Zuletzt gastierte die Formel 1 im Jahr 2019 in Hockenheim. Seitdem gibt es immer wieder Gespräche über eine Rückkehr. Laut Formel-1-Chef Stefano Domenicali gibt es Interesse aus Deutschland, doch die hohen Antrittskosten von 20 bis 30 Millionen Euro pro Rennen stellten eine Herausforderung dar.

Ring-Chefs: Das Gesamtkonzept muss stimmen

Den prestigeträchtigen Publikumsmagneten zurückzuholen, klingt zunächst gut. Doch hatte die Veranstaltung dem Hockenheimring nicht jahrelang erhebliche Defizite beschert? Das bestätigen die beiden Geschäftsführer Jorn Teske und Jochen Nerpel auf Nachfrage. In den Jahren ab 2005 habe die Formel 1 dem Ring Verluste eingebracht. Wie hoch das Minus pro Rennwochenende war, habe geschwankt – je nach Jahr und den Vertragsbedingungen, die in der Gesamtlaufzeit angepasst wurden. „Mitunter lagen sie im siebenstelligen Bereich.“

Wäre es vor diesem Hintergrund wirklich wünschenswert, erneut Austragungsort zu werden? Wäre das Spektakel in diesem Fall tatsächlich – wie die Christdemokraten behaupten – gewinnbringend? „Die letzten beiden Grands Prix 2018 und 2019 konnten bei voll besetzen Tribünen ohne Defizit durchgeführt werden“, rufen die Teske und Nerpel in Erinnerung. Entscheidend sei, dass es ein tragfähiges Gesamtkonzept gebe und die vertraglichen Rahmenbedingungen seitens der Formel 1 stemmbar seien. „Wir nehmen das politische Interesse mit Wertschätzung zur Kenntnis. Eine Rückkehr wäre zweifellos ein starkes Signal für den Standort und die Region.“ Zugleich gelte: Ein solches Projekt müsse wirtschaftlich solide aufgestellt sein. Öffentliche Unterstützung könne dabei ein entscheidender Faktor sein, erklären die beiden.

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Haben sich die Umstände gegenüber den verlustreichen Jahren also erkennbar verbessert? Zum einen habe die Formel 1 seit Übernahme durch Liberty Media einen weltweiten Boom erfahren, heben die Geschäftsführer hervor. Zum anderen hätten sich die Rahmenbedingungen am Hockenheimring verändert, unter anderem durch neue Beteiligungen, die zusätzliche Perspektiven und Stabilität einbringen. Gemeinsam mit dem Interesse der Fans und der Formel 1 am Standort Deutschland könnten diese Entwicklungen die Chancen auf eine Rückkehr deutlich erhöhen. Dennoch: Die wesentliche Hürde bestehe in den finanziellen Anforderungen, bekräftigen sie noch einmal. „Während in vielen anderen Ländern die Finanzierung durch staatliche Stellen oder öffentliche Förderungen mitgetragen wird, fehlt eine vergleichbare Unterstützung in Deutschland bisher.“

Für Gespräche oder gar Verhandlungen mit den Verantwortlichen der Formel 1 seien sie selbstverständlich jederzeit offen. Der Dialog sei ohnehin nie abgebrochen. „Und wir würden ihn, sofern sich eine Realisierbarkeit abzeichnet, intensivieren“, sagen die Ring-Chefs – was zum erwähnten tragfähigen Konzept führt. Was sie neben dem finanziellen Faktor darunter verstehen? „Dazu gehören eine ausgewogene Risikoverteilung, verlässliche Partner in Politik und Wirtschaft sowie Rahmenbedingungen, die den Anforderungen eines modernen internationalen Rennsports entsprechen. Wenn diese Punkte erfüllt sind, wäre Hockenheim bereit, die Formel 1 wieder willkommen zu heißen.“

Redaktion

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