Hockenheim. Nach fast 33 Jahren in verantwortlicher Position für gleich vier Standorte von McDonald‘s hat Manfred Büch den Stab weitergegeben an seine Tochter Jasmin Klein. Im Interview erklärt er unter anderem, was ihm an seiner Arbeit am wichtisgten war und warum er die Systemgastronomie als Gewinner der Veränderungen der Branche betrachtet.
Was ist die gravierendste Veränderung, die Sie in Ihren fast 33 Jahren bei McDonald’s erlebt haben?
Manfred Büch: Ganz klar: die Digitalisierung. Früher hatten wir eine Kasse im McDrive und vier bis fünf im Restaurant. Heute bestellt man an Kiosken, zahlt kontaktlos, nutzt die McDonald‘s-App oder Lieferando – es gibt unzählige Bestellpunkte. Selbst Bewerbungen laufen inzwischen über WhatsApp oder E-Mail. Das ist eine massive Veränderung im Vergleich zu früher.
Was sind dagegen Aspekte, die über all die Jahre konstant geblieben sind?
Büch: Unser Anspruch an Qualität, Service und Sauberkeit – kurz: QSS – ist geblieben. Diese Standards begleiten uns seit Jahrzehnten. Und natürlich die Menschen. Gäste wie Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt. Die tägliche Arbeit ist nach wie vor geprägt von Respekt, Teamgeist und der Herausforderung, aus Menschen unterschiedlicher Herkunft ein funktionierendes Team zu machen.
Haben Sie je daran gedacht, in eine andere Sparte der Gastronomie zu wechseln?
Büch: Nein, im Gegenteil. Die klassische Gastronomie hat mich sogar in den Vorstand des Hotel- und Gaststättenverbands gewählt – auf Landesebene und als Vorsitzender der hiesigen Region. 2022 wurde ich dafür mit der Goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Als McDonald‘s-Mann war ich also durchaus auch Repräsentant der gesamten Branche.
Was interessiert oder fasziniert Sie an dieser Sparte besonders?
Büch: Die Menschen. Die Begegnungen, das gemeinsame Arbeiten, das Lachen, das Lernen voneinander. Wir begleiten einander ein Stück im Leben – Mitarbeiter, Gäste, Partner. Und viele davon sieht man über Jahrzehnte. Das ist etwas sehr Besonderes.
Was bestimmt viele Leser interessiert: Wie oft essen Sie selbst Gerichte aus der McDonalds-Küche?
Büch: Ich war täglich in den Restaurants – und habe auch dort gegessen. Einmal habe ich sogar drei Monate lang ausschließlich McDonald‘s gegessen. Mit Kalorienbewusstsein habe ich in dieser Zeit zehn Kilo abgenommen. Es geht also auch gesund, wenn man bewusst wählt.
Ist es heute für die Systemgastronomie schwieriger als zu Ihren Anfangszeiten?
Büch: Nein, ich sehe uns als Gewinner. Die klassische Gastronomie kämpft mit großen Herausforderungen – Personalmangel, hohe Kosten, instabile Prozesse. Wir sind da systemisch besser aufgestellt. Prozesse sind standardisiert, die Marke ist stark, und wir sind innovativ.
Sie haben Restaurants an ganz unterschiedlichen Standorten geführt – wie mussten Sie das bei ihrer Arbeit berücksichtigen?
Büch: McDonald‘s ist weltweit gleich aufgebaut – ob in Mexiko City oder Mannheim. Die Prozesse, die Küchenstruktur, der Aufbau – das ist überall ähnlich. Und das ist auch ein Teil unseres Erfolgs.
Haben Sie Mitarbeiter, die Sie über einen langen Zeitraum begleitet haben oder ist die Systemgastronomie schnelllebiger im Personalwesen?
Büch: Einige Mitarbeiter sind über 30 Jahre dabei, haben angefangen in der Crew und sind heute in Führungspositionen. Das Management ist stabil – das fühlt sich wie Familie an. Gleichzeitig haben wir auch viele, die nur kurz bleiben, zum Beispiel Schüler oder Studenten. Diese Mischung ist unsere Stärke. Und über 100 Azubis haben wir erfolgreich durch die Ausbildung zum Fachmann oder zur Fachfrau für Systemgastronomie gebracht.
Personalfindung ist eine der großen Herausforderungen in Ihrer Branche. Ist es für Sie einfacher oder schwieriger als in der klassischen Gastronomie, Mitarbeiter zu finden?
Büch: Ich glaube, wir haben einen Vorteil. Bei uns kann man flexibel einsteigen – ob als Schüler, Mutter in Teilzeit oder als Vollzeitkraft. Viele merken schnell, dass bei uns Teamarbeit großgeschrieben wird, dass der Job Spaß macht und man dabei auch noch Freundschaften knüpft – und gutes Essen gibt‘s auch.
Wie wichtig war Ihnen, sich über die eigenen Betriebe hinaus für Ihr Metier und die Gesellschaft zu engagieren?
Büch: Ich finde es selbstverständlich, über den Tellerrand hinauszuschauen. Seit 15 Jahren bin ich ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Mannheim, engagiere mich in der Berufsgenossenschaft im Prüfungs- und Rentenausschuss und als Vorstand auf Landesebene im Hotel- und Gaststättenverband. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur im eigenen Betrieb, sondern auch für das große Ganze.
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