Systemgastronomie

Manfred Büch übergibt in Hockenheim McDonalds-Standorte an Tochter Jasmin Klein

Nach 33 Jahren als Fastfood-Unternehmer in der Region geht der fast 77-Jährige in den Ruhestand und blickt auf ein bewegtes Berufsleben zurück.

Von 
Matthias Mühleisen
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Mit Wertschätzung und Dankbarkeit: Das Team des Hockenheimer McDonald’s-Restaurant verabschiedet seinen langjährigen Chef Manfred Büch (mit Blumenstrauß), der hier vor 33 Jahren sein erstes Fast-Food-Restaurant der Kette eröffnet hat. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Um einen kessen Spruch war Manfred Büch noch nie verlegen. Doch am Montag überließ der fast 77 Jahre alte Unternehmer dieses Metier seiner Tochter Jasmin - ebenso wie sein Lebenswerk. „Wir blicken zurück auf eine ganz besondere Karriere mit Pioniergeist, Pommes und ganz viel Persönlichkeit“, kündigte Jasmin Klein an und meinte damit die 33 Jahre, seit Manfred Büch sein erstes McDonald‘s-Restaurant in Hockenheim eröffnete. Zum Abschied von Wegbegleitern, Kollegen, Freunden und Mitarbeitern stand für den auch in verschiedenen Berufsverbänden Engagierten der Dank im Vordergrund.

Den Kreisverband Rhein-Neckar des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hat Manfred Büch 17 Jahre geführt, bis er die Aufgabe 2022 an Rainer Weiglein abgab. Dabei war die Gastronomie ihm keineswegs in die Wiege gelegt worden, wie der in Köln geborene und unüberhörbar im Saarland aufgewachsene Geschäftsmann im Rückblick auf seinen bewegten und von Anpassungsfähigkeit und Mut geprägten Berufs- und Lebensweg berichtete. Dank früher Vaterfreuden warf der Handelsschulabsolvent und Kaufmann mit 20 Jahren seine Absicht, den Wehrdienst zu verweigern, über Bord und verpflichtete sich bei der Bundeswehr. Aus den beabsichtigten vier Jahren wurden zwölf, in denen er in Nato-Diensten viel Auslandserfahrung sammelte.

Stabwechsel innerhalb der Familie: Manfred Büch übergibt als McDonald's-Franchisenehmer das Restaurant Hockenheim an seine Tochter Jasmin Klein. © Dorothea Lenhardt

Nach der Rückkehr ins Zivilleben verkaufte Manfred Büch zunächst zehn Jahre Textilien und andere Artikel in einem Militärshop - „von der Unterhose bis zum Bundesverdienstkreuz“. Den Abzweig in die Gastronomie habe er dem Direktor eines Steigenberger-Hotels in Bad Neuenahr zu verdanken, der zu McDonald‘s gewechselt war und ihn „so heiß gemacht“ habe auf dieses Metier, dass er noch auf der Rückfahrt die Nummer der Zentrale des Fastfood-Konzerns ausfindig gemachte. Für die Beschäftigung dort nahm Büch sogar seinen langen Bart ab, den er 15 Jahre getragen hatte.

Der Beruf des Fachmanns für Systemgastronomie war damals ganz neu und so organisierte Büch den ersten Ausbildungsjahrgang in der Region und musste auch gleich die Prüfungsaufgaben erstellen - wodurch er die Aufmerksamkeit der Industrie- und Handelskammer auf sich zog, gefolgt vom Dehoga. Dass er damit als Systemgastronom an der Spitze von 1200 Mitgliedsbetrieben stand und einen Aufschrei in der Branche auslöste, amüsiert ihn noch heute.

Auf Hockenheim folgt Brühl, Speyer und ein Mannheimer Viererschlag

Wo er bei seiner Verabschiedung in der Gleisstraße stand, habe er 33 Jahre zuvor auch gestanden - aber damals auf einer Wiese, blickte der Burger-Pionier zurück. Das Hockenheimer Restaurant, 1992 neu gebaut, war sein erstes. Zur Eröffnung wurde eine Hüpfburg aufs Dach gepackt, in der drei Fallschirmspringer landeten. 1994 übernahm er das Brühler Restaurant, 1997 das in der Maxilianstraße in Speyer - nicht ganz einfach, da in der Fußgängerzone ab 18.30 Uhr kaum noch jemand unterwegs war, erinnerte sich Manfred Büch. Das Speyerer McDrive in der Wormser Landstraße kam hinzu - und dann Ende 2005 die vier Mannheimer Standorte. Zur Personalfindung flog der Unternehmer nach Rumänien, er unterschrieb 26 Mietverträge, weil die Mitarbeiter ja schließlich irgendwo wohnen mussten und die Vermieter Sicherheiten verlangten: „Wir waren immer international aufgestellt.“

Zu Büchs Geschichten aus 33 Jahren McDonald‘s zählte die Gondelfahrt am Kran bis in 40 Meter Höhe mit Oberbürgermeister Dieter Gummer 2008 anlässlich des Tags der offenen Tür ebenso wie die Lossprechungsfeier der Dehoga in der Stadthalle mit ohrenbetäubenden Formel-1-Sound zum Auftakt.

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Oberbürgermeister Marcus Zeitler hatte noch ein Bild aus seinem Wahlkampf 2019 vor Augen, als er einem Herrn im Anzug begegnet sei, der im Regen um das Schnellrestaurant Abfall aufsammelte: „Dass sich jemand so mit seinem Beruf identifiziert, hat Seltenheitswert und Vorbildfunktion“, beschrieb er den zu Verabschiedenden.

„Der Spruch ,Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt‘ passt heute ziemlich gut“, fand Jasmin Klein: „Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich mal in die Fußstapfen meines Vaters trete in dieser Form mit fünf Restaurants und allem, was dazu gehört, das hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Doch der Tod ihrer Mutter hätte einen tiefen Einschnitt bedeutet und die Frage aufgeworfen, was mit den Restaurants passieren würde: „drei Jahrzehnte McDonald‘s-Geschichte in der Region“. Ihr Vater habe sich entschieden loszulassen „und ich habe mich entschieden, weiterzumachen. „Nicht, weil es leicht ist, sondern, weil es richtig ist: Was er aufgebaut hat, verdient es, mit Herzblut weitergeführt zu werden - und genau das habe ich mir vorgenommen.“ Aus den Händen von Manfred Büch nahm sie symbolisch einen überdimensionalen goldenen Schlüssel entgegen.

Zum Abschluss des offiziellen Teils zeigten Filmaufnahmen Szenen aus den über drei Jahrzehnten auch medialen Engagements von Büch für seine Restaurants und seine Branche.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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