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Lokale Agenda Hockenheim zieht Bilanz: Erfolgsmeldungen und Ärgernisse im Wechsel

„Global denken – in Hockenheim handeln“, so das Motto, das Ehrenamtliche in der Rennstadt vereint. Seit über zehn Jahren ist Elke Schollenberger feste Ansprechpartnerin bei der Stadt.

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Marco Montalbano
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Elke Schollenberger und Fritz Rösch leiteten die Sitzung des AgendaRats. Im Blickpunkt: die nachhaltige Entwicklung. © Marco Montalbano

Hockenheim. Die Lokale Agenda 21 gibt es seit 22 Jahren. Ziel ist es, „den Gedanken der Nachhaltigkeit in das Leben der Stadt zu tragen“. Beteiligte der aktuell neun Gruppen trafen sich nun im Rathaus unter dem Vorsitz der städtischen Agenda-Beauftragten Elke Schollenberger und des Bürgermeister-Stellvertreters Fritz Rösch. Berichtet wurde über die Aktivitäten des letzten Agenda-Jahres, über die Finanzen und Geplantes.

„Global denken – in Hockenheim handeln“, so das Motto, das Ehrenamtliche in der Rennstadt vereint. Seit über zehn Jahren ist Elke Schollenberger feste Ansprechpartnerin bei der Stadt. Fritz Rösch bedankte sich für ihr besonderes Engagement. „Wir haben aktuell neun Gruppen und ein Budget von 15 000 Euro plus 1500 Euro zur Pflege des Begegnungsgartens und 2500 Euro für den Bereich ‚Fairtrade-Stadt‘“, gab sie bekannt und fuhr fort: „2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 als ‚Fahrplan für die Zukunft‘ verabschiedet.“ Mit der Festlegung von 17 globalen Nachhaltigkeitszielen solle weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden. Deutschland bekenne sich seit 2017 zur Umsetzung, auch wenn dies rechtlich nicht bindend sei.

Im Jahresrückblick betonte sie, dass der Umzug ins neue Agenda-Büro in der Ottostraße in vielerlei Hinsicht einen Vorteil bedeute. Schwierig sei die Zeit der Corona-Einschränkungen gewesen. „Aber die konnte ich sinnvoll nutzen zum Beispiel durch die Neugestaltung des Agenda-Flyers.“ Es habe dennoch Infostände am „Hockenheimer Mai“ und auf der „Tour zu den Hoggemer Höfen“ gegeben, eine Einladung zum Stammtisch der „Grünen“ zum Thema Carsharing und zur Kolpingfamilie zum Thema Nachhaltigkeit.

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„Über die gemeinsame Aktion der ,Grünen Engel‘ und der Aktionsgemeinschaft Hardtwald gegen die Kermesbeere wurde sogar im Fernsehen in der Landesschau berichtet“, so die Beauftragte. Spenden seien in einen Monitor und eine Magnetwand geflossen. Der Anschluss an die Initiative „Einmal ohne, bitte“ für verpackungsfreies Einkaufen sei ein Erfolg gewesen. Das Lastenfahrrad sei gut gebucht worden, bis es kaputt gegangen sei. Inzwischen sei es repariert.

Lokale Agenda Hockenheim: Nächstes Projekt Insektenhotel

Sandro Schiefner vom Team „Begegnungsgarten“ berichtete von den Aktionstagen: „Wir legten Wiesen, Wege und Gemüsebeete auf einem weiteren Grundstück an, haben gemeinsam geerntet und gefeiert“, informierte er. Das nächste Projekt sei ein Insektenhotel. Sandsteine, die ursprünglich von der Zehntscheune stammten, seien über das Internet aus Reilingen heimgekehrt – für eine Eidechsen-Trockenmauer, meinte er schmunzelnd.

Renate Rottmayer von den „Grünen Engeln“ war verärgert: „Es gibt viel Müll und eine wahre Flut an Zigarettenstummeln, besonders auf dem Marktplatz am Schneckenbrunnen. Und das in der Nähe einer Schule.“ Einen „Aktionsmonat Müll“ zu installieren, sei gelungen. Und Hoffnung auf Nachwuchs gebe es auch: „Zwei zehnjährige Mädchen ziehen einmal die Woche durch die Stadt und sammeln Abfall, die sich die ‚Öko-Girls‘ nennen.“ Befremdlich sei, dass Forst BW die „Grünen Engel“ immer an den „Laternenweg“ parallel zur Autobahn schicke, weil dort viel Unrat zu finden sei. „Das ist nicht der Fall. Aber wir fanden dort eine illegale, improvisierte Kraftsportanlage, wodurch Bäume beschädigt wurden. Das war ein Fall für die Polizei und sie wurde entfernt“, so die Sprecherin, die trotz allen Ärgers unterstrich: „Wir lachen viel. Unsere Kinder fanden beim Sammeln den Kiefer des ‚Hockenheimer Dinos‘, der dann doch nur von einem Schwein war.“

Doris Roßrucker von der Gruppe Paten-Oma/Paten-Opa berichtete: „Die Nachfrage nach Leihgroßeltern übersteigt das Angebot bei weitem. Toll wäre, wenn sich mehr interessierte Senioren bei uns melden würden.“ Roßrucker übernimmt die Gruppenleitung in einer Doppelspitze zusammen mit Lore Schmetzer von Christiane Hölzer-Hößler.

Lokale Agenda Hockenheim: Pech mit dem Wetter

Das Team vom „Tag der Natur“, derzeit kommissarisch von Elke Schollenberger und Birgit Kaschta geleitet, teilte mit: „Leider hatten wir etwas Pech mit dem Wetter, sodass ein Vortrag zwar nicht gut besucht war, aber die Radtour und die Vogelwanderung.“ Ein Nachtfalterexperte habe rund 56 Arten gefunden. Am „Tag der Streuobstwiese“ seien auf das Gelände hinter dem Aldi-Markt 60 bis 100 Besucher gekommen, um Äpfel zu kosten und einen Vortrag zu hören. Leider sei das Insektenhotel dort abgebrannt, so Kaschta. „Freuen würden wir uns, wenn Handwerker sich melden, die ehrenamtlich ein neues bauen können.“

„FahrRad“-Gruppenleiter Wolfgang Nowak teilte mit: „Die Planung Kreuzung am Med-Center muss vorangetrieben werden. Leider hat fast keines der Konzepte, das wir vorgestellt haben, Eingang in die Planungen gefunden.“ Besonders ärgerlich sei, dass beim letzten AgendaRat über zehn dringend zu erledigende Verbesserungen angemahnt worden seien und dass bis heute, ein Jahr danach, immer noch nichts passiert sei. „Auch verblassen warnende Kennzeichnungen, die auf unseren Vorschlag hin an Kreuzungen angebracht worden sind, immer mehr. Die werden einfach nicht erneuert.“ Frustration hätte sich in der Gruppe zudem breitgemacht, da die Ansprechpartnerin bei der Stadt, Frau Simonis, gegangen sei und somit die Kommunikation quasi zum Erliegen gekommen wäre. Aus seiner Verärgerung keinen Hehl machend, gab Wolfgang Nowak die Leitung an Mathieu Fuchs und Uwe Wacker weiter. Petra Grabs von der „Interkulturellen Gruppe“ berichtete von einem gemeinsamen Ausflug in den Karlsruher Zoo. Für die Gruppe „Begegnung Jung bis Alt“ sprach Florian Schmidt. Es seien wegen Corona nur zwei Aktionen möglich gewesen, bei denen unter anderem Apfelsaft gepresst worden sei. Geplant sei Ende des Monats Kürbisschnitzen, im Dezember „etwas Weihnachtliches“ und Vogelhäuschenbau im Frühling. Gisela Heinzelmann vom Tauschring für Dienstleistungen teilte mit, dass es nur 49 „Buchungen“ gegeben hätte, bei 243 Talenten also Fertigkeiten trotz 243 Anzeigen in der Marktzeitung. Zurzeit gebe es 61 Mitglieder.

Elke Schollenberger berichtete, dass es beim KunstAktionsProgramm „nichts Neues“ gebe, freute sich aber über ein junges Team in Bereich „Fairtrade-Stadt“. Die Aktivitäten seien beispielsweise ein Filmabend, eine Ausstellung über fairen Handel, ein faires Frühstück und eine Kleidertauschparty gewesen. Außerdem gebe es sechs neue Unterstützer.

Ausgegeben worden seien 2022 insgesamt nur 5454 Euro für die Gruppen und 2098 Euro für die „Fairtrade-Stadt“. Der Rest fließe zurück an die Gemeinde.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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