Im Interview

Monika Weis spricht über ihre Arbeit in der Sozialstation Hockenheim

Monika Weis erzählt im Gespräch von ihrer Arbeit als Altenpflegerin sowie den Herausforderungen und der Vielfalt des Berufs.

Von 
Maria Herlo
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Monika Weis liebt ihren Beruf als Krankenpflegerin. Abwechslungsreich und span-nend sei der Arbeitsalltag täglich gewesen. © Herlo

Die Pflege von Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten ist nicht immer leicht. Doch Monika Weis, die als ausgebildete Altenpflegerin und Fachkraft für Gerontopsychiatrie viele Jahre in der ambulanten Pflege und in der Sozialstation Hockenheim Menschen mit Demenz betreut hat und später in der Beratung tätig war, hat der Beruf viel Freude bereitet – vor allem auch deshalb, weil sie es mit Menschen zu tun hatte. „Er war sehr vielfältig und abwechslungsreich“, gestand sie im Interview. Seit September 2021 ist sie in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden.

Zur Person

Monika Weis ist 1957 in Heidelberg geboren, ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen.

Nach der Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau (damals hieß es noch Einzelhandelskaufmann) hat sie zunächst in diesem Bereich gearbeitet.

1977 hat sie Gerhard Weis geheiratet, aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.

Als diese aus dem Gröbsten heraus waren, arbeitete sie ab 1994 an Wochenenden als Aushilfe im Hockenheimer Altenheim, danach in Vollzeit.

1999 begann sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin und 2006 eine Weiterbildung als Fachkraft für Gerontopsychiatrie.

Zurzeit lebt sie mit ihrem Mann in St. Leon-Rot, der von dort stammt, und hat aktuell sechs Enkelkinder. her

Frau Weis, wie geht es Ihnen nun als Rentnerin nach so vielen Berufsjahren?

Monika Weis: Gut. Noch kenne ich keine Langeweile. Während meiner Tätigkeit in der Sozialstation ist viel liegengeblieben, jetzt steht so manche Renovierung an, und auch sonst ist mit fünf Kindern und sechs Enkelkindern immer etwas los.

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Sie waren von Anfang mit dabei und haben die Sozialstation mit aufgebaut?

Weis: Eigentlich habe ich nicht die Sozialstation, sondern die erste Wohngemeinschaft mit aufgebaut. Das war 2007, als das Juliane-Juchli-Haus gebaut wurde und der Hockenheimer Verein „Vita Vitalis“ Wohnungen gekauft und sie an Demenzkranke vermietet hat. Inzwischen ist eine zweite Wohngruppe im Juchli-Haus dazugekommen mit weiteren betreuten Eigentumswohnungen und Demenz-Wohngemeinschaften. In der Sozialstation war ich aber schon vorher, seit 2003, tätig.

War der Beruf nicht anstrengend?

Weis: Ich habe nie bereut, in diesem Beruf gearbeitet zu haben, die Arbeit hat mich voll und ganz ausgefüllt. Am Thema Pflege interessierte mich vorrangig der Mensch, der Hilfe benötigt unabhängig von Alter, Geschlecht, Konfession oder religiöser Überzeugung. Insbesondere schätze ich den direkten Umgang mit Menschen.

Wie sah Ihr Alltag aus?

Weis: Hier habe ich als ausgebildete Kranken- und Altenpflegerin zunächst in der ambulanten Pflege gearbeitet und nach einer Zusatzausbildung als Fachkraft für Gerontopsychiatrie 2007 die Leitung übernommen. Die Arbeit war sehr vielfältig und abwechslungsreich. Schwerpunkte waren Körperpflege bei Demenzkranken, ihre medizinische Versorgung, Dienstpläne für die Mitarbeiter erstellen, sogar Sterbebegleitung kam manchmal dazu. Darüber hinaus half ich nicht nur Betroffenen, sondern sprach auch mit den pflegenden Angehörigen, machte ihnen Mut und gab ihnen Tipps für den Umgang mit dem Demenzerkrankten. Das Schöne daran: Jeder Tag war anders, der Ablauf unvorhersehbar.

Gab es eine Situation, die Sie besonders beeindruckt hat?

Weis: Oh ja, unzählige. Für die Angehörigen ist es schwer, die Verhaltensweise von Menschen, die an Demenz erkrankt sind, zu verstehen. Bei uns in der Wohngemeinschaft werden sie angenommen, wie sie sind, man traut ihnen noch etwas zu, sie dürfen in der Küche mithelfen und andere leichte Arbeiten verrichten. Das dauert seine Zeit, aber es tut ihnen unglaublich gut. Sie blühen regelrecht auf. Mein Herzenswunsch war, dass sie sich angenommen fühlen und so sein können, wie sie möchten. Einschneidende Erlebnisse waren für mich, die Umstellung der Angehörigen mitzuerleben, die einiges gelernt haben und ihren Eltern erlaubten, zum Beispiel Nudeln mit der Hand zu essen. Oder da gab es mal eine Dame, deren Mann gestorben ist. Ständig fragte sie ihren Sohn, wo er wohl bleibe. Genervt erwiderte dieser, ob sie denn nicht wisse, dass der Vater tot sei. Ich habe mich auf sie eingelassen, ihr gesagt, er wird wohl noch in der Arbeit sein oder sonst wo und dass er bald käme. Es war beeindruckend zu beobachten, wie sehr sie das beruhigte und nach einem Friedhofsbesuch sich damit abfand, dass er tot ist.

In diesem Bereich waren Sie ununterbrochen tätig, oder?

Weis: Bis 2016. Aus gesundheitlichen Gründen wechselte ich dann in die Pflegeberatung und habe zusätzlich das Demenzcafé betreut.

Welche Aufgaben übernahmen Sie in der Pflegeberatung?

Weis: Diese waren sehr unterschiedlich. Schwerpunkte waren, Menschen mit Behinderung, Ältere und Pflegebedürftige zu unterstützen, ihnen und ihren Angehörigen zu erklären, welche Hilfsmöglichkeiten es gibt, welche Rechte sie etwa im Zusammenhang mit der Pflegeversicherung haben und was sie beachten müssen, wenn sie Unterstützung brauchen.

Freie Autorin

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