Pilgerwanderung

Pilger erzählt in Hockenheim von Erfahrungen auf Benediktweg

Markus Fuchs berichtet beim Ski-Club von seinen Erfahrungen auf dem Benediktweg in Mittelitalien. Ohrstöpsel und Pflaster helfen ihm auf der langen Reise.

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zg/ksb
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Markus Fuchs am Ziel seiner Pilgerwanderung in Subiaco. © Fuchs

Hockenheim. Organisator Siggi Baier hatte eingeladen, um beim Ski-Club eine weitere echte Pilgerwanderung darzustellen – im Gegensatz zum Wellnesspilgern mit Gepäcktransfer und Mehrsternehotel. Sie hatte im August vergangenen Jahres stattgefunden und war von der Katholischen Erwachsenenbildung der Erzdiözese Freiburg angeboten worden.

Wenngleich im Volksmund der Stockeinsatz der Nordic-Walker manchmal belächelt und der Rucksack der Wanderer als Lagerort für Süßigkeitsriegel und Getränkeflaschen im Schlafsack abgetan wird, so kommt diesen Dinge auf einer Pilgertour eine hohe Bedeutung zu, erfuhren die Zuhörer beim Reisebericht „Pilgern auf dem Benediktweg“.

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Die Strecke ist eine bekannte Pilgerroute, beschildert seit 2010. Die Orte verbinden die spirituelle Bedeutung im Leben des Heiligen Benedikt von Nursia, seiner Geburtsstadt, bis nach Montecassino, wo er das berühmte Kloster gründete. Der Hockenheimer Markus Fuchs und seine Pilgergruppe lernten auf dem Weg eine Vielzahl atemberaubender, malerischer Landschaften und historischer Städte kennen. Sanfte Hügel, grüne Täler und beeindruckende Berggipfel spiegeln die Schönheit der Natur Mittelitaliens wider.

Einfachheit als Prinzip auf Pilgerreise in Italien

Die typischen Übernachtungen entlang des Weges folgten dem Anspruch, „den Kopf frei zu bekommen“. Einfachheit erfüllt dieses Bedürfnis und deckelt das Budget. Die finale Übernachtung im Kloster mit Bewirtung war schon der pure Luxus, berichtete Fuchs. Die Pilgerunterkünfte bieten in der Regel einfache, aber saubere Gemeinschaftszimmer mit Dusche und Küche.

Auf sehr frühes Weckens folgt minimales Frühstück, Richten einer Stullenbox für den Weg und ein tägliches Gebet, was eine einzigartige spirituelle Erfahrung sein kann. Gewaschene und über Nacht getrocknete Wäsche wird eingepackt und ist ein Teil von innerer Einkehr über Minimalismus am Morgen, bevor die körperliche Herausforderung der Strecke mit Etappen von meist 30 Kilometern in sechs bis zehn Stunden bewältigt wird.

Pilger in Hockenheim über Montecassino und Benediktinerorden

Die Pilger kommen durch kleine Orte, die fast menschenleer sind, aber eine geöffnete Kirche bieten, erläuterte Markus Fuchs, der mit den Bildern seines Vortrags auch die beiden Heiligen Benedikt und Rita vorstellte. Der Heilige Benedikt von Nursia, eine Stadt in Mittelitalien, war ein bedeutender christlicher Heiliger des 6. Jahrhunderts. Er ist vor allem für die Verfassung der Benediktinerregel bekannt, die zum Eckpfeiler des westlichen Mönchtums wurde.

Bendikt studierte in Rom, entschied sich jedoch bald für ein Leben der Abgeschiedenheit und Einsamkeit, später lebte er als Einsiedler. Bald schlossen sich andere Männer seiner asketischen Lebensweise an. Benedikt gründete das Kloster Montecassino, das zum Zentrum des Benediktinerordens wurde.

Die Benediktinerregel betont die Balance zwischen Gebet und Arbeit, Gehorsam und persönlicher Verantwortung sowie dem Leben in einer spirituellen Gemeinschaft. Sie legte großen Wert auf Bescheidenheit, Mäßigung und gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft – allgemein bekannt als „ora et labora“: Bete und arbeite. „Genau dies kommt Markus Fuchs wohl in den Sinn, wenn er neben Beruf auch noch eine Sitzungswoche im Gemeinderat beizuwohnen hat“, kommentierte Siggi Baier augenzwinkernd.

Besondere Gebetslösungen bei Pilgerreise in Italien

Die Heilige Rita von Cascia, eine Nonne des 15. Jahrhunderts, ist für ihre tiefe Spiritualität und ihre außergewöhnlichen Gebetserhörungen bekannt. Sie wollte schon früh dem Klosterleben beitreten. Gegen ihren Willen wurde sie verheiratet und musste viele Leiden ertragen, darunter die Gewalt ihres Ehemanns. Er wurde von Räubern ermordet, ihre Söhne starben an Pest, worauf sie in das Augustinerkloster von Cascia eintrat, wo sie sich dem Gebet, der Buße und der Fürsorge für die Armen widmete. Rita wurde bekannt für ihre Fähigkeit, die unmöglichsten Situationen durch Gebet zu lösen und wird oft als Schutzpatronin der unmöglichen Fälle, der verlorenen Ursachen und der hoffnungslosen Situationen verehrt.

Das Besichtigen der Fresken und Monumente in Kirchen und Kreuzgängen ist oft auch Wetterschutz für die Wanderer. Pilgern bei Regen und Gewitter wurde im August 2023 eine besondere Herausforderung, die den körperlichen Komfort beeinträchtigte, aber auch Sicherheitsrisiken mit sich bringen konnte und bei der Gepäckplanung zu berücksichtigen war. Sicheres tritt- und rutschfestes Schuhwerk, eine leichte Regenjacke mit Kapuze und groß genug, um über den Rucksack zu passen sowie Zipperhosen sind unerlässlich, um trockenen Fußes voranzukommen. Was die Ohrenstöpsel für die Nachtruhe sind, kann gute Socken oder gar Pflaster für die Wohltat an den Füßen sein, lehrte Fuchs. Pilgern bei schlechtem Wetter könne eine besondere Erfahrung sein, bei der Pilger sich gegenseitig unterstützen und gemeinschaftlich ermutigen oder einfach auch nur schweigend den Weg teilen.

Das Abschlusserlebnis schlechthin: die Ankunft in Subiaco. Die Pilgergruppe hatte in sieben Tagen rund 190 Kilometer erwandert und über 5000 Höhenmeter überwunden. In Subiaco stand die Erkenntnis, dass die Kraft der Natur, das Besinnen auf Wesentliches, die Erfahrung der eigenen körperlichen Grenzen in den Wanderung über ein kleines Stück Welt den Kopf befreit.

Zum Abschluss des informativen und kurzweiligen Vortrages meinten einige der Besucher: „So was möchte ich auch mal gerne laufen und diese Eindrücke aufnehmen. Wann geht es los zur nächsten Reise?“ Die Antwort auf die Frage, wann der Ski-Club Walkingrunden mit Stöcken, Rucksack und Schweigerunden anbiete, blieb Siggi Baier schmunzelnd schuldig, meldete aber bei Markus Fuchs schon Interesse am nächsten Reisebericht an.

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