Jahrelang hat der Lärm vom Hockenheimring keine Rolle in der öffentlichen Debatte mehr gespielt. Es ging um die Finanzen und die Frage, ob sich die Stadt Partner suchen muss, um die Rennstrecke zu modernisieren und auf modernem Stand zu halten. Seit Mai haben nun zahlreiche Leserbriefe die Redaktion erreicht, die sich überwiegend kritisch mit der Situation auseinandersetzen, meist differenziert und nicht pauschal gegen sämtliche Veranstaltungen, sondern gegen die Vermietung an Clubs oder für Testfahrten.
Eine Umfrage in der Facebook-Gruppe „Hoggene“ vom vergangenen Donnerstag zeigt ein ganz anderes Bild. Moderator Carsten Rühl hat das Thema aufgegriffen und die Frage gestellt: „Stört Sie der Hockenheimring und der damit verbundenen Lärmpegel?“ und hat drei Möglichkeiten zur Antwort vorgegeben: „Nein“, „Ja“ und „Mir egal“. Dabei haben laut Facebook 1377 Stimmen mit „Nein“ votiert, 57 antworteten mit „Ja“ und 31 mit „Mir egal“ (Stand Montag, 15 Uhr).
„Lärm heißt Leben in Hockenheim“
Darüber hinaus wurden 129 Kommentare abgegeben, in einem ähnlichen Verhältnis von Befürwortern und Kritikern. Tenor vieler Beiträge: Wer in Hockenheim wohnt, dem muss bewusst sein, dass es hier auch vom Ring her laut werden kann. So schreibt eine Nutzerin: „Glaube doch schon, dass es klar ist, wenn man in Hockenheim wohnt, dass es lauter ist. Kann doch auch nicht am Bahnhof wohnen und denken, ich höre keinen Zug.“ Ein anderer Kommentar lautet: „Für mich bedeutet es, es ist Leben in Hockenheim! Da stört mich der Fußballplatz direkt vor meiner Tür mehr.“ Ein anderer Kommentar stellt fest: „Ich finde alles, was am Hockenheimring veranstaltet wird, gehört zu uns Hoggemern dazu – gerade der Lärmpegel. Ohne dies ist Hockenheim nicht Hockenheim.“
Andere Nutzer weisen auf Lärmquellen hin, die sie schlimmer finden: „Ich finde den Bahnlärm und teilweise die Autobahn, die nachts zu hören, sind viel schlimmer“, schreibt eine Teilnehmerin, und eine andere ergänzt: „Mich stört der Dauerlärm der Autobahn. Vielleicht hätten wir jetzt auch einmal eine Lärmschutzwand verdient.“ Eine ähnliche Tendenz hatte sich auch bei einem Lärmspaziergang ergeben, den die Stadtverwaltung 2015 für die Lärmaktionsplanung initiierte.
„Wem’s nicht passt, soll wegziehen“
Einige Kommentatoren gehen dazu über, Lärmkritikern Tipps zu geben: „Es gehört zu Hockenheim, wem es nicht passt, soll wegziehen. Wenn man nach Hockenheim kommt und ein Haus kauft oder eine Wohnung mietet, hat man den Ring eben exklusiv im Paket mit drin.“ Oder „Manchmal sollte man Reisende nicht aufhalten, wem die Rennstrecke nicht passt, kann doch Hockenheim gerne verlassen, aber müsst ihr denen, die nur wegen der Rennstrecke hier wohnen, alles kaputtmachen?“
Das veranlasste andere Teilnehmer der Debatte, an das Gebot der Toleranz zu erinnern: Zu einer Umfrage gehöre auch, „dass Menschen, die auf Ja drücken, nicht gleich die Koffer gepackt bekommen“, mahnt eine Schreiberin. Ein Ja-Antworter äußert sich bestürzt über die „vielen hasserfüllten, beleidigenden oder diskriminierenden Posts“, die ihn aufgrund seines Kommentars erreicht hätten. Er betont, er sei nicht gegen den Hockenheimring, aber sehr wohl für die Meinungsfreiheit, die er bei einigen Teilnehmern vermisse. Er akzeptiere Mehrheitsentscheidungen.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Meinungsbild eindeutig, aber . . .