Nacht der Musik

Rückkehr des Konzertwandelns bei Hockenheimer Nach der Musik

Die neunte Auflage knüpft nach der Corona-Pause nahtlos an die Erfolge der Vorgänger an.

Von 
J. Roth, C. Zelt, C. Eppel, H. Feth, M. Mühleisen
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Hockenheim. Die Rückkehr des nächtlichen Konzertwandelns in Hockenheim nach zwei Jahren Corona-Moratorium hat Bands und Besucher glücklich gemacht. Die Atmosphäre bei der neunten Ausgabe der Nacht der Musik war freudig bis euphorisch, in allen Spielstätten genossen die Besucher das Angebot, das mit einer großen Bandbreite jene Gäste, die vor allem Partystimmung suchten, ebenso ansprach wie die, die genau hinhören und -sehen wollten. Dass das Wetter trocken und mild war, trug zum Erfolg bei, auch wenn die Verkaufszahlen der Teilnehmerbändchen nicht Rekordwerte erreichten.

Für alle Fans von groovigen Popnummern, alten sowie neuen Charthits und bühnenerprobten Rock-Klassikern war die „Pusch Band“ aus Mannheim um Frontfrau Tamara Pusch die musikalische Heimat des Abends. Um die tanz- und trinkfreudigen Zuhörer mit einem harmonischen Mix zu versorgen, zogen die sechs Musiker im randvoll besetzten Restaurant „Rondeau“ alle Register der Stimmungsmusik, was mit tosendem Applaus und begeisterten Pfiffen honoriert wurde. Die Band verstand es ausgezeichnet, ihr Publikum dynamisch und hochqualitativ durch verschiedenste Genres zu navigieren. Groovige Nummern wie Alice Mertons „No Roots“ oder „Heavy Cross“ der amerikanischen Post-Punk Band „Gossip“ wechselten mit dem souligen Amy-Winehouse-Cover des „Zutons“-Hits „Valerie“. Den Abschluss macht der „Toten Hosen“- Erfolgssong „An Tagen wie diesen“, der aus allen Kehlen kraftvoll mitgesungen wurde.

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Viel mehr Pech kann man als Band eigentlich nicht haben: Der Bassist im Urlaub, der Sänger bis kurz vor Konzertbeginn krank und der Schlagzeuger beruflich verhindert. Doch all dies war keine Hürde für die „Stiflers“, die die Aula des Gauß-Gymnasiums trotz dezimierter Besetzung mit ihrer sympathischen Art, Klassikern aus Rock- und Pop sowie den gängigsten Bierzelthymnen in Ekstase versetzten.

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Viel bunter hätte die Musikauswahl nicht sein können. Das musikalische Spektrum reichte von Robbie Williams „Angels“ über den Partyschlager „Layla“ bis hin zu Hair Metal à la „Bon Jovi“. Hier war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Nach kurzer Aufwärmphase konnten die Musiker das klatsch- und singfreudige Publikum spätestens mit dem „Sportfreunde Stiller“-Song „Ein Kompliment“ auf die Tanzfläche locken.

Popsongs treffen den Nerv

Die bunten Lichter, die aus der Zehntscheune scheinen, sind schon von weitem zu sehen. Immer mehr Menschen strömen in das Gebäude, um die Goodies Band im ersten Stock zu sehen. Beim zweiten Set des Abends ist es bereits so voll, dass einige Besucher das Treiben auf der Bühne vom Flur aus verfolgen müssen. Das macht aber nichts, denn die Akustik im Raum ist überraschend gut. Das Trio bestehend aus Martin, Stephan und Bernd heizt in der Zehntscheune ordentlich ein. Die Musiker, die auf über zehn Jahre Bandgeschichte zurückblicken, spielen jeweils Instrumente und singen mehrstimmig dazu. Mit klassischen Pop- und Rocksongs der vergangenen Jahrzehnte treffen sie genau den Geschmack des Publikums, das begeistert mit singt, klatscht und tanzt. „Don’t stop“ von Fleetwood Mac folgt auf „Rollin’ on the River“ oder „Country Roads“. In der Menge drängen sich alt und jung, immer wieder werden neue Getränke gebracht. Die Stimmung ist bis in die späten Abendstunden ausgelassen.

Im Güldenen Engel reißen Funcoustic das Publikum nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit ihren charmanten Moderationen mit. So erzählen sie, dass Bandmitglied Jens Bohmüller schon mit fünf Jahren begonnen hat, Mandoline zu spielen, oder meinen gegen Ende des zweiten Sets humorvoll: „’s geht keiner fort!“

Das Trio hat Spaß an der Musik und steckt die Zuhörer damit ab der ersten Sekunde an. Während im hinteren Teil an der Bar fleißig Getränke gemixt werden und Besucher gemütlich an den Tischen sitzen, steht das Publikum vorne bei den Musikern dicht gedrängt. „Wonderful tonight“ von Eric Clapton oder „50 Ways to leave your Lover“ schallen durch den Güldenen Engel und bei seinem Solo feuern die Zuhörer Schlagzeuger Bernd Schubach tatkräftig an. Da kann die Band gar nicht anders, als gleich noch einen Song zu spielen, obwohl die 40-Minuten-Marke längst erreicht ist.

Schon außerhalb der Rennstadt begrüßte die Nacht der Musik ihre Zuschauer – im Talhaus rockte die Coverband „Get Laid“ vor ungewöhnlicher Kulisse. Denn an diesem Abend wurden im McDonald’s nicht nur Burger gebraten, sondern auch heiße Gitarrenriffs gezeigt. Zwar spielte die Band hinter einem Raumtrenner und die Fans hockten auf den Bänken des Restaurants, doch tat die gediegene Stimmung dem Gig keinen Abbruch. Im Gegenteil brachte der harte Kontrast zwischen Fastfood-Atmosphäre und lauter, harter Rockmusik den gewissen Charme der „Nacht der Musik“ besonders gut zur Geltung.

Stimmung statt intensiver Party

Im Wasserturm schien das Publikum insgesamt etwas jünger zu sein, als in den meisten anderen Locations. Kein Wunder vielleicht, bei den Hip-Hop-Beats und Autotune-Gesängen, mit denen Damon YN und Muso den Raum erfüllten. Zwar entstand hier keine wilde Party, doch herrschte eine intensive Stimmung – die Fans hingen den Künstlern an den Lippen. Damon YN rappte über seine Eltern, die aus dem Iran geflohen waren, um in Deutschland eine Familie zu gründen, über Liebe und das Leben. Die Songs muteten dabei teilweise recht kurz an – um die Aufmerksamkeit hochzuhalten, scherzte der Künstler zwischen zwei Tracks. Hier zeigte sich erneut, wie vielfältig das Repertoire der Musikszene der Region ist.

Bei der Hockenheimer Feuerwehr war Party angesagt: Mit Longdrinks, Bier oder diversem Grillgut lockten die Brandbekämpfer die Besucher der Nacht der Musik zum Auftritt der Stimmungsband „Festzeltkommando“. Diese übernahm direkt mit dem ersten Set selbiges: Zwar war das Gerätehaus um 20 Uhr noch nicht allzu sehr gefüllt, doch Rio Reisers „König von Deutschland“ und „Leuchtturm“ von Nena sorgten für zunehmenden Andrang. Als dann auch noch ein US-Medley mit Hits von den „White Stripes“, „Pink“ und „Nirvana“ folgte, war klar, dass die Feuerwehr an diesem Abend noch der Treffpunkt sehr vieler Feiernder werden sollte. Nach weiteren bekannten Partyhits beendete die Band das erste Set mit „I will survive“ und einem gemeinsamen Tanz mit dem Publikum.

Der neue hauptamtliche Feuerwehrkommandant Daniel Ernst zeigte sich bereits früh am Abend begeistert: „Wir sind das erste Mal bei der Nacht der Musik dabei und wollten es auf uns zukommen lassen. Der Anfang war jetzt schonmal super, die Band und ihre Musik passt sehr gut zu uns. Ich bin sicher, dass sich das Gerätehaus an diesem hervorragenden Abend noch deutlich füllen wird.“ Und er sollte recht behalten: Bei späteren Sessions des „Festzeltkommandos“ erfreute sich die Location über regen Andrang.

Genießer puristischer Musik mit präzisen Instrumentalklängen kamen im Bistro „Karibik“ auf ihre Kosten. Mit Mundharmonika-Solos und begeisternden Gitarrenriffs brachte die Band „Blues Hotel“ das Flair des St. Louis des frühen 20. Jahrhunderts in die Rennstadt. Mit Interpretationen von Hits der „Allman Brothers“ oder „ZZ Top“ zeigte die fünfköpfige Band ihre Variabilität und ergänzte ihr Set noch mit selbst geschriebenen Songs. „Karibik“-Betreiber Richard Örüm freute sich vor allem über die Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern: „Nach der schweren Zeit mit den Lockdowns ist die Nacht der Musik umso wichtiger für uns alle. Es fühlt sich einfach sehr gut an, dass wieder ohne Einschränkungen gefeiert werden kann.“

Spaß und Tanz in gediegener Atmosphäre war in der Wing-Tsun-Schule angesagt: Wo sonst Ruhe, Selbstbeherrschung und innere Ausgeglichenheit während der Unterrichtsstunden dominieren, übernahm die dreiköpfige Band „Acoustic Secret“ das Steuer und bezog das Publikum nicht nur mit Wortwitz in ihren Auftritt ein. Bekannte Hits wie „Wheels come down“, Sven tonight“ oder „Small Town Girl“ luden die Besucher zum Mitsingen und Tanzen ein. Darunter Schulleiter Andreas Klostermann, der Feuer und Flamme für die Nacht der Musik ist: „Es ist einfach eine super Veranstaltung mit einem klasse Konzept. Wir sind froh, dass wir dabei sein dürfen und die Wing-Tsun-Schule auf andere Weise präsentieren können. Neben der Partystimmung entstehen immer wieder tolle Gespräche.“

Die italienischen Hits, die Matteo di Maggio zur Nacht der Musik beisteuert, passen bestens ins Café Lato, wo draußen meistens genauso viele Zuhörer stehen wie drinnen. Die großen Scheiben und die offene Tür lassen die Musik vorwiegend italienischer Provenienz ebenso nach draußen dringen wie die Atmosphäre. Der Lokalmatador hat jede Menge Mitsingbares im Programm, von „Volare“ über „La Bamba“ bis zu Adriano Celentanos „Azzurro“ und erfüllt gerne auch mal Wünsche.

Und alle sind geblieben

Wer gerade ein lautstarkes Set wie das der „Goodies“ hinter sich hatte und zwischendurch mal einen Gang runterschalten wollte, war im Atelier Späth genau richtig. Harfenist Simon Foerster aus Mannheim fesselte seine Zuhörer mit seinen Stücken. Umgeben von Gisela Späths Bildern und Objekten lauschten sie gebannt Foersters Improvisationen, Stücken von Bach, Hasselmans oder Philip Glass sowie poetischen Songs, die er mit Sänger George Williams vortrug. Das Publikum war komplett auf den Vortrag konzentriert, gesprochen wurde hier kein Wort – und „alle sind dageblieben“, wie Foerster sich bei der Verabschiedung freute.

Wenn auch kraftvoller, massentauglicher Pop-Rock dominiert, hat die Hockenheimer Nacht der Musik doch immer auch etwas für Freunde anderer Genres zu bieten. Die Jazz-Fans quartierten sich im „Taste“-Hotel ein, wo die jungen Musiker des Adrian Gallet Quartetts ein tolles Kontrastprogramm boten. Wo sonst Hotelgäste ihr Frühstück einnehmen, genoss eine handverlesene Zuhörerschaft in Sesseln die Virtuosität von Saxofonist Adrian Gallet, Gitarrist Lukas Passmann, Kontrabassist Daniel Oetzsalcines und Schlagzeuger Mathieu Clement bei Standards wie „Take The A-Train“ oder „Stomping At The Savoy“ mit viel Improvisation.

Info: Weitere Bilder unter www.schwetzinger-zeitung.de

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