Hockenheimring

Sängerin Paula Hartmann: Von der Leinwand bis zum Glücksgefühle Festival

Die deutschsprachige Sängerin Paula Hartmann, bekannt für ihre kritischen und einprägsamen Texte, tritt beim Glücksgefühle Festival am Hockenheimring auf der Euphoria Stage auf.

Von 
Noah Eschwey
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Sängerin Paula Hartmann - hier beim Splash Red Festival in Chemnitz - kommt als einer der Top-Acts zu den Glücksgefühlen. © Alexander Prautzsch

Hockenheim. „Irgendwo zwischen Tristesse und Euphorie, zwischen verliebt sein und alleine bleiben. Irgendwo zwischen Berlin und Hamburg“, beschreibt Paula Hartmann sich und ihre Musik. Am zweiten Septemberwochenende ist die deutschsprachige Sängerin allerdings nicht irgendwo zwischen der Hauptstadt und der Hansestadt unterwegs – sie tritt nämlich auf der Euphoria Stage des Glücksgefühle Festivals am Hockenheimring – neben Stars wie Apache 207 oder den Black Eyed Peas – auf.

Die 23-Jährige hat ihre ersten Schritte im Showbusiness nicht mit ihrer Musik gemacht. Schon im Jahr 2007 ist sie als Kinderschauspielerin im Film „Der Mustervater 2“ zu sehen. Als 14-Jährige spielte Hartmann bei „Der Nanny“ mit, in den darauffolgenden Jahren sieht man sie unter anderem in der Amazon-Prime-Produktion „Die Discounter“, in „Letzte Spur Berlin“ und sogar in einem Tatort.

Glücksgefühle Festival in Hockenheim: So war Paula Hartmanns musikalischer Durchbruch

Erst im August 2021 taucht Hartmanns Name auch in der deutschen Musikszene auf – und wie! Das Musikvideo zur Releasesingle mit dem Titel „Nie verliebt“ wird auf YouTube innerhalb kürzester Zeit 100 000-fach geklickt, mittlerweile zählt die Musikproduktion über 1,1 Millionen Aufrufe.

Dass die damals frisch 21-Jährige schon mit ihren ersten Liedern eine derart hohe Reichweite erzeugen konnte, liegt nicht zuletzt an ihrem hervorragenden Netzwerk in der deutschen Rapszene. Für die junge Künstlerin ist vor allem ihr Musikproduzent Biztram entscheidend, der auch schon mit deutschen Größen wie K.I.Z, Casper und Haftbefehl zusammengearbeitet hat. Knapp vier Monate nach ihrer ersten Liedveröffentlichung folgt mit „Kein Bock“ ein Feature – eine Liedkollaboration – mit dem Berliner Rapper Luvre47, der unter anderem mit dem Titelsong der Filmbiografie von Felix Lobrecht „Sonne und Beton“ deutschlandweite Bekanntheit erreichte.

Glücksgefühle Festival: Paula Hartmann und die Bedeutung von Stimme und Mikrofon

Natürlich baut der große Erfolg von Paula Hartmann nicht ausschließlich auf ihren Kontakten zur deutschen Musikszene auf. „Mein Anspruch ist es, ein Gefühl so schön wie möglich in einer Geschichte mit Bildern zu verpacken“, sagte die Sängerin im Interview mit Fridolin Achten, ein Musikredakteur von „Funk“. Und besonders ihre Stimme kommt an – der Experte sagt in seiner Analyse: „Die ist super einprägsam, manchmal fast schon zerbrechlich und dadurch krass interessant.“ Hinzu komme ein Trick, den schon Frank Sinatra sowie Billie Eilish angewendet haben: das Mikrofon (U47 von Neumann), das Hartmann verwendet, vermittelt dem Zuhörer den Effekt, ganz nah an der Stimme dran zu sein. Die Lieder seien außerdem regelmäßig so konzipiert, dass die warme Stimme der Musikerin immer im Fokus des Hörgenusses steht.

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Neben dem Netzwerk und der Stimme ist vor allem ein Faktor für Hartmanns Erfolg verantwortlich: ihre Texte. „Wenn ich ein Bild in meinem Kopf habe und dann kommt ein Gefühl dazu, dann beschreibe ich das“, erklärt Paula Hartmann bescheiden die Entstehung ihrer anspruchsvollen Lyrics. Und mit den detailverliebten Beschreibungen von alltäglichen Situationen, die ihr widerfahren, gibt sie dieses Bild authentisch an den Hörer weiter. So singt sie beispielsweise in ihrem Feature mit Rap-Legende Casper „Laternenlicht, die Straßen leer/ Der Alltagslärm um uns verstummt/ Letzter echter Schnee ist Jahre her/ Die Hand nervös am Schlüsselbund/ Haut nicht dünn, Haut Krokodil/ Trotzdem kalt, nur Kopf ist heiß/ Schnell abgelenkt, ich fühl zu viel/ Mmh-mmh, nur viel zu wenig für uns zwei.“

Als Act beim Glücksgefühle Festival: Gesellschaftskritik und Themen in Hartmanns Texten

Ein typisches Merkmal in ihren Liedern ist unterschwellige Gesellschaftskritik, wie im eben genannten Beispiel „Die Hand nervös am Schlüsselbund“, was die Angst einer Frau bei Nacht symbolisieren soll. Daneben thematisiert sie gerne die Schwierigkeiten von jungen Erwachsenen, singt über die Schattenseiten der Clubszene, über Drogenkonsum, Liebe und Sex.

Die Euphoria Bühne 2024 beim Auftritt von Rapper Kontra K: Paula Hartmann wird ihm 2025 auf der Mainstage folgen. © Marc Sporys

Mit ihrer einzigartigen Stimme hat Hartmann auch die deutsche Musikszene begeistert: Nach dem Feature mit Luvre47 folgte eines mit Casper, bevor sie dann mit der Frankfurter Raplegende Haftbefehl, dem europaweit bekannten Rapper Ufo361 und mit dem prominenten Newcomer T-Low zusammenarbeitete.

Auch wenn ihre Karriere noch recht jung ist, kann man eine Entwicklung erkennen. Während ihr Debütalbum „Nie verliebt“ auf eine niedergeschlagene Stimmung, traurige Texte und langsame Beats setzt, traut sie sich auf ihrem zweiten Album „Kleine Feuer“, das im März vergangenen Jahres erschien, mit bassintensiven Beats und verschiedenen Stimmlagen zu experimentieren. Nur eines bleibt gleich – Paula Hartmann beschäftigt sich mit Liebe, wie zum Beispiel in ihrem Song „SUVs“: „Schwarze SUVs rollen durch die Nacht/ Ich bin zu jung für die Liebe, schrei ich aus dem Dach.“ Im September rollt die schwarzen SUVs zum ersten Mal zum Glücksgefühle Festival auf den Hockenheimring.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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