Hockenheim. Kennengelernt haben sich Anna Bolk, Jutta Habicht und Sabine Urig vor zwölf Jahren bei Gerburg Jahnkes Wechseljahre-Revue „Heiße Zeiten“ in Hamburg. Nach mehreren erfolgreichen Jahren wollten sie gemeinsam weitermachen – die Geburtsstunde der „Alten Mädchen“. Das Popkabarett-Trio beschäftigt sich in seinem aktuellen Programm „Macht“ unter anderem mit der Frage, wie drei Alphatiere miteinander auskommen, wenn jede die Chefin sein will – und ob Dominanz am Ende wirklich so erstrebenswert ist. Im Interview spricht Sabine Urig, die ihre Jugend in Speyer verbracht und dort ihre ersten Bühnenerfahrungen gemacht hat, über die besondere Konstellation ihres Ensembles und den Spaß, der die Zuschauer beim Gastspiel am Samstag, 11. März, um 20 Uhr in der Stadthalle erwartet.
Seit wann greifen die „Alten Mädchen“ nach der Macht, wie lange spielen Sie das Programm schon?
Sabine Urig: Premiere haben wir im Januar 2022 gefeiert, geplant war sie aber bereits im April 2020. Wir waren in den Endproben, als die Pandemie alles lahmlegte. Wir haben versucht, es in der Zeit der geschlossenen Theater frisch zu halten.
Sabine Urig und „Alte Mädchen“
- Sabine Urig, Jutta Habicht und Anna Bolk haben sich 2011 in Hamburg kennengelernt, wo sie gemeinsam in der Wechseljahre-Revue „Heiße Zeiten“ unter der Regie von Gerburg Jahnke auftraten.
- Ab 2017 traten die drei – bis Juli 2020 als Quartett mit Ines Martinez – unter dem Namen „Alte Mädchen“ auf. Im Juni 2017 waren sie beim Festival Kulturbeutel in Speyer zu Gast, kehrten bereits im März 2018 zurück.
- Zu Speyer hat Sabine Urig eine besondere Beziehung: Ab ihrem zwölften Lebensjahr wohnte die gebürtige Saarländerin in der Domstadt, hatte hier ihre ersten Bühnenauftritte. Nach dem Abitur besuchte sie die Schauspielschule und zog nach Berlin, später nach Hamburg.
- Neben der Bühne übernimmt Urig regelmäßig Filmrollen. Bekannt wurde sie als „Hilde“ in „Familie Heinz Becker“. mm
Was Ihnen gelungen sein dürfte, weil es ja um ein universales Thema geht, das nicht von Tagesaktualität abhängt?
Urig: Dem Stück hat die Corona-Zeit tatsächlich nicht geschadet, aber wir haben gemerkt, dass sich die Pandemie doch stark auf die Kultur ausgewirkt hat. Erst dieses Jahr kehren die Zuschauer so langsam zurück und das stimmt uns sehr, sehr glücklich. Für mich ist die Bühne sehr wichtig und die Schauspielerei existenziell.
Und die „Alten Mädchen“ sind ja – trotz der „Machtkämpfe“ im aktuellen Stück – ein besonderes Team?
Urig: Für mich sind „Alte Mädchen“ einfach ideal, mit Anna Bolk als Autorin, die meine Themen beackert und mein Verständnis von Inhalten und Humor extrem auf den Punkt bringt. Das ist ein großes Glück, jemanden zu finden, der Themen und die Wünsche der Mitspielerinnen so umsetzt. Natürlich liefern wir ihr mit unserer Lebenserfahrung auch genügend Inspiration und wir sind die Richtigen, um das auf der Bühne zu verbraten.
Welche Wünsche sind das denn zum Beispiel?
Urig: Ich habe gesagt, „Ich wäre gerne mal einen Tag lang im Kopf eines Mannes, dann würde ich die vielleicht besser verstehen“ – und sie hat mir den „Mein Tag als Mann“ geschrieben. Aber ich bin von dem kompletten Stück richtig überzeugt.
Wie würden Sie „Alte Mädchen“ beschreiben?
Urig: Es gefällt mir, dass man uns nicht richtig einordnen kann: Wir sind weder Kabarett noch Musical noch ein Theaterstück. Das bestätigen uns auch hochkarätige Kollegen. Die Musik – wir haben 14 Lieder im Programm – wurden mit einer tollen Band eingespielt und von mehreren Komponisten geschrieben. Das Playback ist live im Studio eingespielt. Unser Ziel ist, die Band auf die Bühne mitzunehmen, wenn die Säle wieder voller werden.
Sie singen aber nicht nur, Sie tanzen auch, richtig?
Urig: Es wird gesungen, es wird getanzt, es wird gestritten und sich wieder vertragen. In „Macht“ geht es um Machtkonflikte unter Frauen, wie Frauen damit umgehen. Wir gehen damit anders um als Männer, weil wir auch ganz anders erzogen wurden. Diese Selbstverständlichkeit wurde uns nicht mit in die Wiege gelegt. Aber wir sind jetzt einfach auch mal dran – von daher sind wir schon auch irgendwo politisch. Wir sind aber auch als Feministinnen auf der Bühne und zeigen, wie eklig wir unter Umständen sein können.
Sie behandeln aber nicht nur die Arbeitswelt oder die Gesellschaft, sondern auch private Machtkonstellationen, in denen sich Frauen behaupten müssen?
Urig: Das Stück behandelt auch die Frage, wie wir mit Konkurrenz umgehen. Wenn es um Führungsansprüche geht, können Frauen ja sehr subtil Sätze abschießen, die andere total treffen – unter die Gürtellinie zielen, aber sehr nett dabei gucken. Wobei wir das natürlich auf sehr lustige Weise tun und auch die Männer gut wegkommen. Die sind im Publikum auch zunehmend vertreten – in den Städten mehr als auf dem Land.
Der „Mädelsabend“, den Sie besingen, wird also auch ausgelassen?
Urig: Das Lied ist der absolute Kracher. Darin heißt es: „Wir sind die sexy Offensive gegen alles Depressive.“ Zum Ausgleich haben wir aber eine richtige Rammsteinnummer im Programm – das Spektrum reicht von Balladen bis Hardrock.
Das klingt nach viel Musik – welchen Anteil nimmt sie in „Macht“ denn ein?
Urig: Die Hälfte des Stückes gehört der Musik. Und kein einziges Cover darunter.
Darf man verraten, wie der Kampf um die Macht zwischen Ihnen dreien ausgeht?
Urig: Wir kriegen die Kurve. Die Quintessenz kommt nach der Schlussnummer in „Nicht gut und nicht schlecht“. Natürlich geht es immer um Liebe und jeder muss so genommen werden, wie er ist. In dem Abend steckt wirklich ganz viel drin.
Wurde das Stück auch schon fürs Fernsehen aufgezeichnet?
Urig: Das hätten wir gerne, aber bis jetzt ist niemand auf uns zugekommen. Aus dem Publikum werden wir immer danach gefragt.
Info: Tickets für „Macht“ kosten im Vorverkauf 27,50 Euro.
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