Bildung in Corona-Zeiten

Schulleiter in Hockenheim bereiten sich auf Öffnungen vor

Von 
Laura Kaltschmidt
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Ein Mäppchen liegt in einem Klassenraum auf einem Tisch. Für Grundschulen ist ab einer Inzidenz von unter 100 Präsenzunterricht in voller Gruppengröße möglich. © DPA

Hockenheim. Aufgrund weiter sinkender Inzidenzwerte dürfen sich nun auch Schulen auf weitere Öffnungsschritte freuen. Grundschulen dürfen, laut jüngster Pressemitteilung des Kultusministeriums, schon ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 in den Präsenzunterricht, in voller Gruppengröße und ohne Abstandsgebot einsteigen. Für alle anderen Schularten ist diese Unterrichtsform erst ab einem Inzidenzwert von unter 50 gestattet und es muss bis dahin im sogenannten Wechselunterricht geblieben werden.

Zwar bleiben Masken- und Testpflicht in jedem Fall bestehen, Tagesausflüge sollen aber ebenso wieder gestattet sein, sobald die Inzidenz unter 50 liegt.

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Marcus Roth, Sprecher aller Hockenheimer Schulen und Rektor der Hartmann-Baumann-Schule, erklärt, dass die Grundschulen sich momentan noch im Wechselunterricht befänden. Nach den Pfingstferien sei ein Wiedereinstieg in den Unterricht nach Stundenplan und mit ganzen Klassen geplant, sofern die Inzidenz unter 100 bleibt. „Dass Grundschulen bei einem Wert unter 100 wieder in den Regelbetrieb einsteigen dürfen, ist erst einmal nicht neu. Die weitreichende Änderung ist, dass für uns schon dann keine Abstandspflicht mehr gilt. Die Abstandsgebote hätten für unsere Grundschulen bedeutet, dass so oder so kein Unterricht mit den ganzen Klassen stattfinden könnte, da die Räume dafür zu klein wären“, erläutert Roth.

Bisher laufe das momentane Modell aber ausgesprochen gut. Die Grundschulkinder nehmen zwei Mal pro Woche ein Selbsttestset mit nach Hause und testen sich dort. Am Anfang habe sich das erst einpendeln müssen, mittlerweile liefe das alles problemlos, teilt er zufrieden mit.

Unabhängig von Inzidenzwert, Gruppengröße und Unterrichtsmodell gilt, laut Kultusministerium, immer der „Unterricht unter Pandemiebedingungen“, das bedeutet für Roth: „Maßnahmen wie die Testpflicht, Maskenpflicht und das regelmäßige Lüften werden weiterhin beibehalten.“ Tagesausflüge werden seinerseits momentan trotz kommender Erlaubnis noch nicht geplant. Roth sagt dazu: „Nur weil die Ausflüge möglich sind, heißt es noch nicht, dass es sinnvoll wäre. Ein unbeschwerter Zoobesuch ist momentan einfach nicht vorstellbar. Erst einmal müssen wir uns um den Wiedereinstieg in den Unterricht kümmern.“

Förderprogramme anbieten

Diesem Aspekt stimmt auch Anja Kaiser, Schulleiterin des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums, zu. Sie hält es ebenso für vorrangig, den Wiedereinstieg in den Unterricht zu sichern und vielleicht sogar Förderprogramme am Nachmittag anzubieten. Auch ihre Schüler befinden sich derzeit noch im Wechselunterricht, während fünfte und sechste Klasse sogar nur für Klassenarbeiten erscheinen. Als weiterführende Schule darf der vollständige Unterricht für alle erst bei einer Inzidenz unter 50 stattfinden. Sie meint, es sei also eine Spekulation, ob nach Pfingsten alle Schüler gleichzeitig kommen dürfen. Das sei natürlich eine Erleichterung, denn „der Wechselunterricht, die Klassenarbeiten in kleineren Gruppen und zusätzlich das Abitur erhöhen den Bedarf an Personal und Raum erheblich“.

Die Organisation, der momentan noch laufenden Abiturprüfungen sei zwar organisatorisch aufwendig und kurzfristig gewesen, habe allerdings gemeistert werden können. In diesem Zusammenhang berichtet Kaiser auch von einem „großen Fragezeichen“, bezüglich der Abschlussfeiern. „Bisher ist unklar, wie viele Personen unter welchen Bedingungen erlaubt sein werden. Eigentlich müsste die Stadthalle gebucht werden, aber die Unsicherheit ist einfach zu groß“, berichtet sie. Es zeigt sich, dass trotz weitreichender Lockerungen und Bekanntgaben weiterhin ungeklärte Fragen bestehen, welche auch Schulleitungen nicht beantworten können.

Höhere Belastung

Robin Pitsch, Pressebeauftragter der Theodor-Heuss-Realschule, erzählt, dass der Wechselunterricht bei ihnen zwar gut funktioniere, aber die Schüler und Lehrer durch den Wechsel von Fern- und Präsenzun-terricht einer höheren Belastung ausgesetzt seien. „Nach den Pfingstferien stehen bei uns die Realschulabschluss-Prüfungen an. Das wird dann auch einen erhöhten Raum- und Personalbedarf erfordern.“ Demnach blieben Tagesausflüge erst einmal unwahrscheinlich. „Bisher hatten wir stattdessen einige digitale Exkurse, das hat auch gut funktioniert. Wenn alle Schüler gleichzeitig im Präsenzunterricht sind, wird es erst einmal darum gehen, mögliche Defizite aufzuarbeiten, damit wieder alle auf einem Stand sind“, so Pitsch.

Die Schule am Kraichbach hat als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) den Vorteil, nur sehr kleine Klassen zu unterrichten, wie Rektorin Christiane Wandelt erklärt. Dadurch könne sie momentan schon einen fast vollständigen Präsenzunterricht anbieten. „Nach den Pfingstferien werden wir dann vollkommen in den Unterricht nach Stundenplan einsteigen“, sagt Wandelt.

Die Abstände zwischen den Tischen plant sie in jedem Fall beizubehalten. Der Raum sei sowieso vorhanden, weshalb sie diese Sicherheitsmaßnahme als keinen größeren Aufwand empfindet. Sie und ihr Kollegium sowie die Schülerinnen und Schüler freuen sich allerdings auf die Möglichkeit zu Tagesausflügen. Sie hält solche Exkursionen in pädagogischer und sozialer Hinsicht für sehr wichtig. „Inwieweit das wirklich realisierbar ist, steht dann natürlich wieder in Frage, aber es wird in der nächsten Konferenz auf jeden Fall darüber gesprochen“, meint sie.

In einem Punkt sind sich letztendlich alle Schulleiter einig: Es bleibt zu hoffen, dass die Inzidenzwerte trotz der Öffnungen niedrig bleiben, damit endlich ein langfristiger Wiedereinstieg für alle Schülerinnen und Schüler sichergestellt werden kann. Für die Kinder wäre es mit Sicherheit ein erster, wichtiger Schritt zurück in ein halbwegs normales Leben.

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