Oberhausen-Rheinhausen. Als Noel an diesem Nachmittag aus dem Schulbus steigt, ist im Haus der Familie Streibel in Oberhausen-Rheinhausen bereits der ganz normale Alltagswahnsinn im Gange. Der sechsjährige Valentin und sein zweijähriger Bruder Nicolai toben mit Knabbergebäck bewaffnet auf dem Sofa, Australian-Shepherd-Hündi „Hailey“ wuselt durchs Wohnzimmer und Therapiehund „Chap“ (Australian Shepherd) freut sich auf seinen Schützling. „Es ist schon ganz schön was los bei uns“, sagt Noels Mutter Rebecca Streibel und lacht.
Das trifft nicht nur auf den normalen Familiennachmittag zu, sondern auch auf die Entwicklungen bei den Streibels generell. So hat die Familie mit der Karl-Berberich-Schule in Bruchsal endlich eine Schule gefunden, die sich voll auf Noels Bedürfnisse einstellt. Der Achtjährige leidet an einer speziellen Form von Epilepsie, die ein großes Maß an Aufmerksamkeit erfordert.
Dank an Lehrer und Mitarbeiter der Karl-Berberich-Schule in Bruchsal
Die Schule ist auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert und die Mitarbeiter haben trotz der Herausforderungen und des Personalmangels stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Eltern. „Die Lehrer dort sind wirklich engagiert und haben immer versucht, Lösungen für uns und Noel zu finden“, berichtet Streibel. Der tägliche Schulweg wird durch einen speziellen Fahrdienst organisiert, der sich den Bedürfnissen von Noel anpasst. Aufgrund seiner Epilepsie darf Noel nicht geweckt werden, sondern muss selbst wach werden, bevor er zur Schule gebracht werden kann.
Anders als auf der Ludwig-Guttmann-Schule in Kronau, die Noel zunächst besuchte, ist er in Bruchsal auch willkommen, wenn seine Schulbegleiterin einmal krank ist. „Das war neben der nicht so guten Betreuung an der Kronauer Schule ein echtes Problem für uns“, sagt Streibel. „Daran, dass ich einen Job annehmen könnte, war damals nicht zu denken.“
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Durch die neue Schule hat sich die Lage der Streibels komplett geändert. Sie sehen ihren Sohn nicht nur in besten Händen, Rebecca Streibel hat nach rund zehn Jahren in Elternzeit im Amtsgericht Ludwigshafen eine 60-Prozent-Stelle als Justizfachangestellte angetreten. „Das ging vorher wegen der Schule nicht“, sagt sie und fügt direkt an: „Ich habe mich aber auch ehrlich gesagt lange Zeit nicht getraut, das Haus vor acht Uhr zu verlassen.“
Spezielles Cannabis-Öl reduziert Noels Krampfanfälle
Mittlerweile sei es so, dass auch ihr Mann Etienne (34), der bei SAP arbeitet, in den kritischen Morgenstunden alleine mit Noel klarkommt. Dank eines speziellen Cannabis-Öls konnten die Atemstillstände durch die Eltern, die Noel während seiner Krampfanfälle immer wieder erlitt, reduziert werden. „Das war ein großer Schritt nach vorne und hat uns ermöglicht, ein Stück weit Normalität zurückzugewinnen. Wir müssen Noel nicht mehr so oft beatmen“, erklärt Streibel.
Ein wichtiger Helfer im Alltag der Familie ist und bleibt natürlich der Assistenzhund „Chap“, der speziell darauf trainiert ist, Noels epileptische Anfälle vorherzusehen. „,Chap‘ ist eine unglaubliche Unterstützung“, sagt die Mutter. „Er zeigt oft schon einen Tag vorher, wenn ein Anfall bevorsteht, und gibt uns so die Möglichkeit, entsprechende Vorkehrungen zu treffen.“
“Chap“ nimmt dann Sachen in den Mund, er spielt mit Stöcken, Spielsachen oder er rennt im Kreis. „Man merkt dann einfach, dass er nervös ist. Man merkt so richtig, irgendwas stimmt nicht.“
Neues Haus in Philippsburg
Die Unterstützung durch das WZ-Hundezentrum in Lalendorf, das „Chap“ ausgebildet hat, ist ein echter Lichtblick im Alltag der Streibels. „Es ist wichtig, dass solche Einrichtungen unterstützt werden, da sie eine enorme Hilfe für Familien wie unsere sind“, betont Streibel. Jederzeit könne sie Kontakt zu den Trainern aufnehmen. „Für die Erfahrungen, die wir hier gemacht haben, sind wir wahnsinnig dankbar.“
Auch bei der Ausbildung der Hündin „Hailey“ haben die Tipps der Experten geholfen. „Sie ist noch etwas ungeduldig und wild,“ sagt Streibel. „Das darf sie aber auch. Sie ist ja noch jung.“ „Hailey“ haben die Streibels für die drei Jungs Leon (11), Valentin (6) und Nicolai (2) ins Haus geholt. „,Chap‘ ist ja nur für Noel da. So haben die Jungs auch einen Hund“, sagt Streibel.
Demnächst, so ist es geplant, haben dann alle zusammen auch noch mehr Platz. „Wir bauen in Philippsburg ein neues Haus, das für alle viele Vorzüge hat“, sagt Streibel. Vor allem Noel soll von dem Neubau profitieren. „Er erhält ein schalldichtes Zimmer im Erdgeschoss, das nur für ihn ist.“
Ein schalldichtes Zimmer ist für Noel so wichtig, weil er nicht aufgeweckt werden darf. Jedes unnatürliche Aufwachen bedeutet eine erhöhte Gefahr von Krampfanfällen. „In dem neuen Haus passt dann wirklich alles für ihn. Und für uns als Familie auch“, freut sich Streibel.
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